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Zu viel des Guten!

Flüchtlingshelfer wissen nicht mehr wohin mit den vielen Sachspenden

Bad Vilbeler helfen gerne: Riesige Mengen an Kleidung, aber auch Kinderwagen, Betten und Haushaltsgegenstände möchten sie den Flüchtlingen zukommen lassen. Doch die Stadtverwaltung und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) wissen nicht mehr, wohin mit all den Spenden. Ganz bremsen wollen sie die Helfer in ihrem Elan aber auch nicht.

Bad Vilbel. Die Säcke stapeln sich im Lager des DRK-Kleiderladens in der Landgrabenstraße fast bis zur Decke. Jeden Tag bringen hilfsbereite Menschen weitere Kleidung – viele mit dem Wunsch, diese den Flüchtlingen zukommen zu lassen. Andere stellen vor dem Sozialamt Fernseher oder Betten ab. „Das ist alles gut gemeint, aber die Flüchtlinge sind bestens versorgt“, erklärt Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn. Sie ringt mit der städtischen Flüchtlingskoordinatorin Susanne Förster und der Leiterin des DRK-Kleiderladens, Silke Zuschlag, nach den passenden Worten, denn verprellen möchten die drei Frauen niemanden.

„Die Hilfsbereitschaft ist wahnsinnig groß und viele Vilbeler fragen telefonisch oder per E-Mail, wie sie helfen können oder was gebraucht wird – aber derzeit ist der Bedarf gedeckt“, so Freund-Hahn. Und sie erklärt, warum das so ist: „In der Regel waren die Flüchtlinge, die nach Bad Vilbel kommen, bereits drei Monate im Erstaufnahmelager in Gießen. Dort wurden sie grundversorgt und eingekleidet.“ Auch eine Couch, einen Esstisch oder andere Möbel benötigen sie vorerst nicht – da ihnen in ihren Unterkünften nur sechs Quadratmeter Fläche zur Verfügung steht. „Für ihre Sachen haben sie hier nur einen Spind – keinen Kleiderschrank.“ Die Wohnungen der Flüchtlinge verfügen zudem über Küchen, die voll ausgestattet sind. „Sollte doch etwas fehlen, sehen unsere Flüchtlingspaten das und kümmern sich gezielt darum“, ergänzt Susanne Förster.

Dennoch gibt es Dinge, die die Flüchtlinge gebrauchen können: Funktionsfähige Fahrräder nimmt das DRK für die Stadt an, kleine Fernsehapparate können gerne beim Sozialamt in der Friedberger Straße 6a abgegeben werden – montags bis mittwochs von 7 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 13.30 bis 17.30 Uhr.

Und im Kleiderladen sind derzeit gut erhaltene Wintersachen willkommen. Das DRK sucht auch weitere ehrenamtliche Helfer. Interessenten melden sich bei Silke Zuschlag, Telefon (01 73) 66 6 18 59.

Geld für Lehrbücher

Zudem können Geldspenden bei der Stadtverwaltung geleistet werden (siehe Info-Box). Mit ihnen werden vor allem Lehrbücher für den Deutschunterricht angeschafft – die Sprachkenntnisse bilden für die Integration das A und O. 13 000 Euro stehen derzeit noch zur Verfügung, 3000 Euro sind schon für Lernmittel und manchmal auch für medizinische Zwecke ausgegeben

Apropos Geld: Wenn sich Flüchtlinge im Kleiderladen eindecken, müssen sie, wie jeder andere Kunde auch, dort bezahlen. Eine Jeans kostet beispielsweise 3,20 Euro, ein T-Shirt zwei Euro. „Sie sollen lernen, mit Bargeld umzugehen und die Sachen zu wertschätzen – das ist mit der Stadt so abgesprochen“, erklärt Silke Zuschlag. Und Susanne Förster ergänzt: „Wir dürfen ihnen nicht suggerieren, dass es hier alles umsonst gibt.“ Um die Hilfe und die Helfer in Bad Vilbel besser zu koordinieren, soll ein neuer und speziell auf die Flüchtlinge zugeschnittener Verein gegründet werden. Weiter aktiv bleibt auch der Runde Tisch zum Thema Flüchtlinge unter der Moderation von Clemens Breest, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde.