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Zur Ruhe kommen – Rund zwanzig Pilger wandern zu Ostern gemeinsam durch die Nacht

Auch ein Kreuz darf nicht fehlen: Schön geschmückt mit Buchsbaumzweigen wird es von den nächtlichen Pilgern während des gesamtes Weges hochgehalten. Foto: Rinkart
Auch ein Kreuz darf nicht fehlen: Schön geschmückt mit Buchsbaumzweigen wird es von den nächtlichen Pilgern während des gesamtes Weges hochgehalten. Foto: Rinkart

Innehalten und zur Ruhe kommen: Mit dieser Maxime sind am Gründonnerstag 19 Christen aus Karben und Umgebung in den Karfreitag gepilgert.

Karben. Ob erfahrene Wanderer oder Wandernovizen, ob Jung oder Alt, alle vereint in diesem Augenblick ein Ziel: Der gemeinsame Weg durch die Nacht. Mit dieser Motivation machen sich 19 Männer im Alter von 21 bis 75 Jahren vereint zu Fuß auf den Weg von Karben nach Altenstadt. Während die einen dabei zur Ruhe finden und Abstand zum Alltag gewinnen wollen, freuen sich andere auf spannende Gespräche und einmalige Erfahrungen. Wieder andere vereint der sportliche Ehrgeiz, die 27 Kilometer Pilgerstrecke zu bewältigen. Dabei dient vielen „der Weg“ als Symbol für das Leben, bei dem es darum gehe, den nächsten Schritt zu gehen und nicht umzudrehen.

„Da wir durch die Dunkelheit laufen, ist es sehr wichtig, immer zusammen zu bleiben“, erklärt Organisator Joachim Menz und berichtet von spannenden Erfahrungen der vergangenen Pilgerungen. So tritt eine Herrengruppe bereits zum siebten Mal die Wallfahrt an. Dabei sei man auch schon bei Schnee und Regen gelaufen. Diese bleiben den Pilgern diesmal weitestgehend erspart, abgesehen von einigen Tropfen am Morgen steht das Wetter den Wanderern bei.

Gut ausgerüstet mit wetterfester Kleidung und ausreichend Proviant stärken sich die 19 Wanderer zunächst mit einem Teller Suppe im Karbener Pfarrzentrum Sankt Bonifatius. Teilnehmer aus Bad Vilbel, Butzbach, Friedberg und Hirzenhain haben sich den Karbener Katholiken angeschlossen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde spendet Pfarrer Bernd Schirmer den erwartungsvollen Pilgern noch einen Segen, ehe sich der Tross um Punkt elf Uhr abends in Bewegung setzt. Angeführt vom Licht einer Öllampe ziehen die Männer in Richtung des Kreuzes an der Klein-Karbener Obstanlage.

Von dort geht es schweigend weiter Richtung Burg-Gräfenrode. Die Stille soll es den Männern erleichtern, Abstand vom Alltag zu gewinnen und einen meditativen Einstieg in die Wallfahrt bieten.

Gebete sprechen

Anschließend geht es über Assenheim, Maria Sternbach und dem Kloster Engelthal weiter nach Altenstadt. Dort werden die tapferen Wanderer in den frühen Morgenstunden mit einem Frühstück von der örtlichen katholischen Gemeinde empfangen. Auf der Route sind immer wieder kleine Impulspunkte vorgesehen. So kommen die Wanderer – wie beispielsweise am Kreuz bei der Klein-Karbener Obstanlage – zur Ruhe, sprechen ein Gebet und geben sich gegenseitig Denkanstöße. Dabei erzeugen sie in der tiefen Nacht immer wieder eine intensive Stille. Eine größere Pause ist bei der Wallfahrtskirche Maria Sternbach geplant. Dort können sich die Männer mit zuvor deponiertem Kaffee stärken und an einem Lagerfeuer aufwärmen.

Zeit für die Gedanken

Schon zum sechsten Mal ist der fünfzigjährige Bernhard Courtial aus Okarben dabei. Er genießt vor allem den Moment, wenn die Wallfahrer von der Nacht in den Tag hineinwandern. Und nette Menschen kennenzulernen und in persönlichen Gesprächen auf Gedanken zu kommen, für deren Tiefgründigkeit man sich sonst keine Zeit nimmt. Der 52-jährige Werner Maly aus Heldenbergen möchte seinen „Akku des Glaubens“ aufladen.