Veröffentlicht am

18-Millionen-Stellwerk

Die Kabelkanäle für die Leitungen, die zu dem späteren Stellwerk führen, sind schon geliefert worden. Das neue Stellwerk entsteht gegenüber dem alten Karbener Bahnhofsgebäude. Foto: Pegelow
Die Kabelkanäle für die Leitungen, die zu dem späteren Stellwerk führen, sind schon geliefert worden. Das neue Stellwerk entsteht gegenüber dem alten Karbener Bahnhofsgebäude. Foto: Pegelow

Karben. Karben erhält am Bahnhof Groß-Karben ein neues Stellwerk. Weil das alte im ehemaligen Bahnhofsgebäude nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand ist. Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Den Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Bad Vilbel und Friedberg.
Manch einer mag sich schon gewundert haben, dass durch die Bahnhofstraße in Kloppenheim Lastwagen und Bagger gerollt sind und auch noch Baumaterial herangeschafft worden ist. Damit das alles ohne Probleme herbeigeschafft werden konnte, hat die Stadt im unteren Teil der Bahnhofstraße bis zu den Gleisen der Main-Weser-Bahn hin ein absolutes Halteverbot angeordnet.
Bauherrin ist hier die Deutsche Bahn. Die hat nämlich mit dem Bau eines Stellwerkes begonnen. Schräg gegenüber dem alten Bahnhofsgebäude auf der Kloppenheimer Seite. Auf dem Gelände Bahnhofstraße 202 soll bis März kommenden Jahres das neue Stellwerk errichtet werden.
Wolf-Dieter Tigges, der neue Leiter des viergleisigen Ausbaus der Main-Weser-Bahn, hatte das bereits in einer Sitzung des Bad Vilbeler Bau- und Planungsausschusses kurz erwähnt. »Das Stellwerk wird auf dem Bahngelände entstehen und wie eine Garage aussehen.« In der Tat wird das Stellwerk nicht besonders groß und schon gar nicht spektakulär sein. Es hat nur ganz wenige Fenster und Türen, ansonsten ist das eher ein schlichter Betonkörper – aber mit jeder Menge Technik dahinter. Ein solches Stellwerk ist schon nahe dem Bad Vilbeler Nordbahnhof für die Züge auf dem Abschnitt zwischen dem nördlichen Frankfurt und Groß-Karben in Betrieb.
Ersatzbau für
Drucktastenwerke

Dem Ganzen sieht man gar nicht an, was es kosten wird. Nach Auskunft einer Bahnsprecherin wird das neue Karbener Werk mit nicht weniger als 18 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Dass die Bahn hier so viel Geld investiert, hat gute Gründe. Zunächst einmal soll das neue elektronische Stellwerk die beiden technisch veralteten Drucktastenstellwerke in den Bahnhöfen von Groß-Karben und von Nieder-Wöllstadt ersetzen. Dazu die Sprecherin der Bahn: »Es handelt sich um eine Ersatzmaßnahme, da die beiden anderen Stellwerke aufgrund ihres Alters ersetzt werden müssen.«
Das Gebäude, das in Karben zwischen der Schallschutzmauer der Reihenhäuser und den Gleiskörpern entsteht, sieht man bei den Verantwortlichen der Bahn zudem als einen Vorgriff auf den Ausbau der Main-Weser-Strecke zwischen Bad Vilbel und Friedberg an, der laut Tigges in den Jahren 2023 und 2024 über die Bühne gehen soll.
Gleiswechsel für
Bahnen möglich

Denn das neue ESTW, wie die Bahn es abkürzt, ermögliche einen sogenannten Gleiswechselbetrieb auf dem Streckenabschnitt zwischen Groß-Karben und Nieder-Wöllstadt, so die Sprecherin. Damit würden günstige Voraussetzungen geschaffen für den viergleisigen Ausbau der S6 zwischen Bad Vilbel und Friedberg. Denn die Züge können wechselseitig über ein Gleis in dem Abschnitt rollen, während daneben weitergebaut werden kann.
Gesteuert werden soll das neue Stellwerk wie auch das in Bad Vilbel von der Frankfurter Zentrale aus, wo der gesamte Streckenabschnitt zwischen Frankfurt und Friedberg schon jetzt überwacht wird. Und was wird aus dem Personal in den jetzigen Stellwerken? Dazu die Sprecherin: Zu Personaleinsparungen werde es nicht kommen. »Um die Eisenbahn weiter zu stärken und auszubauen, stellt die DB massiv Personal ein und bildet aus. Es werden also keine Stellen eingespart.«
Von Holger Pegelow