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»Ein echter Hingucker«

Der Karbener Professor Roland Prinzinger stellt den Vogel des Jahres 2022 vor: Der Wiedehopf. Dieser gehört auch in Deutschland zu den gefährdeten Vogelarten und steht auf der Roten Liste. Foto: Fauerbach
Der Karbener Professor Roland Prinzinger stellt den Vogel des Jahres 2022 vor: Der Wiedehopf. Dieser gehört auch in Deutschland zu den gefährdeten Vogelarten und steht auf der Roten Liste. Foto: Fauerbach

Karben. In einer viel beworbenen Online-Wahl hat der NABU Deutschland den Wiedehopf zum Vogel des Jahres gekürt. Mit viel Glück kann der bunte Vogel, der etwa so groß ist wie ein Star, in der Wetterau beobachtet werden. Roland Prinzinger stellt den in Deutschland gefährdeten Vogel vor.
Seit 1971 kürt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) den »Vogel des Jahres«. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Obwohl der Wiedehopf mit seinem hell orange-bräunlichen Gefieder, seiner markanten, aufrichtbaren Federhaube und seinem bis zu sechs Zentimeter langen Schnabel, einer der auffälligsten heimischen Brutvögel ist, dürften ihn nur wenige gesehen haben. Der wärmeliebende Zugvogel zieht im Spätsommer in die Überwinterungsgebiete im tropischen Afrika und in der Sahelzone. Ab März kehrt er in seine Brutgebiete zurück. In Deutschland, Schweiz, Tschechien und Österreich steht er auf den Roten Listen, in den höchsten Gefährdungsstufen, informiert Professor Prinzinger.
In Deutschland gibt es derzeit weniger als 50 Brutpaare. Sie nisten vor allem am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen oder den Bergbaufolgelandschaften in Sachsen und in der Lausitz in Brandenburg. Schutzmaßnahmen haben regional wie am Südlichen Oberrhein zu einer positiven Entwicklung geführt. »Das Artensterben ist erschreckend. Das Desinteresse der Leute an Vögeln ist groß, und so fällt vielen das Verschwinden von Vogelarten nicht auf. Das Problem unserer Tage ist, dass der Horizont der Mehrheit, vor allem junger Leute, nicht über den Rand ihres Handys hinausreicht«, sagt Prinzinger.
Verschiedene Faktoren wie Klima, Biotopzerstörung und zunehmender Pestizideintrag lösten den starken Areal- und Bestandsrückgang des bis in die 1950er Jahre in manchen Gebieten häufiger vorkommenden Brutvogels aus. Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene insektenreiche Landschaften mit lockerer Vegetationsdecke als Lebensraum. Dazu gehören Weinberge, Obstgärten, lichte Böschungen und Streuobstwiesen. Wichtig ist es, Streuobstbestände sowie Feldgehölze mit Bruthöhlen langfristig zu erhalten und Nisthilfen anzubieten, die gerne angenommen werden.
Auf dem Speiseplan des Wiedehopfs stehen wirbellose und kleine Wirbeltiere, größere Insekten und deren Larven. Der Vogel frisst gerne Käfer, Grillen, Asseln, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen, aber auch Spinnen, Regenwürmer, Eidechsen und kleine Schlangen. Seine Beute jagt der Wiedehopf am Boden. Männchen und Weibchen sehen gleich aus.
Der Balzruf des Männchens ist ein dreisilbiges »upupup«, worauf der lateinische Name des Wiedehopfs Upupa epops hinweist. Zum Brüten nutzt der Wiedehopf geschlossene und halboffene Höhlen wie Nischen, Mauerspalten, Spechthöhlen, Steinhaufen oder auch Nistkästen. Er braucht wenig Nistmaterial und formt manchmal lediglich eine Mulde, in die Anfang Mai fünf bis acht Eier legt. »Die 15-tägige Bebrütung erfolgt nur durch die Weibchen. Die Jungen werden etwa acht bis zehn Tage gehudert sprich unter den Flügeln geschützt und gewärmt. In dieser Zeit füttert allein das Männchen. Die Jungvögel verlassen nach 30 Tagen das Nest.«
Da die Weibchen und Jungvögel ins Nest koten, um mit einem stark riechenden Sekret Feinde vom Nest zu vertreiben, hat ihnen dies einen schlechten Ruf in der Literatur, den Künsten und im Volksmund »Du stinkst wie ein Wiedehopf« eingebracht. Das übelriechende Sekret aus der Bürzeldrüse ist zugleich ein wirksames Antibiotikum.
Der Wiedehopf richtet seine markante Haube auf, wenn er gerade gelandet oder erregt ist. Der Vogel ist mit seinem langen, dunklen Schnabel und den orangen Scheitelfedern mit den schwarzen Punkten, ein echter Hingucker, sagt Prinzinger. Der Rücken und die breiten Flügel sind schwarz-weiß gebändert, die Schwanzfedern schwarz.
Von Christine Fauerbach