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Konzept gegen Mistbrand – Bauer Harald Cost hat nach schwelendem Feuer im letzten Sommer Brandschutzauflagen umgesetzt

Karben. „Wir sind bundesweit die einzigen, die für einen Misthaufen ein Brandschutzkonzept haben.“ Was lustig klingt, treibt Bauer Harald Cost (43) jedoch kein Lächeln ins Gesicht. Er steht vor seinen riesigen Pferdemisthaufen an der Kreisstraße zwischen Groß-Karben und Heldenbergen. Dort scheint das Verrotten normal zu laufen. Doch Cost ächzt unter den Auflagen, die er in Sachen Brandschutz bekam. Vor elf Monaten hatte sein Mist zu brennen begonnen – und konnte nicht gelöscht werden.

Der Rauch, den der Brand verursachte, zog im heißen Sommer wochenlang durch die Wetterau, ärgerte viele Menschen mit dem Dauergeruch. Damit so etwas nicht wieder passiert, machte das Bauamt des Wetteraukreises Cost strenge Vorgaben. Inzwischen hat der Landwirt das Brandschutzkonzept umgesetzt. So dürfen die Mieten, die einzelnen Haufen, nicht mehr so groß sein wie früher. Dadurch soll die Gefahr kleiner werden, dass wieder eine große Menge Mist in Brand gerät. Auch soll genug Freifläche bleiben, um brennendes Material zum Ablöschen auseinanderziehen zu können. Höchstens drei Mieten sind noch erlaubt, sie dürfen zweimal 600 und einmal 800 qm Grundfläche haben.

Aus einem Haufen hat Cost inzwischen vier gemacht. Trotzdem liegt er mit dem Kreis im Clinch: Bei zwei unangemeldeten Prüfungen in den vergangenen Wochen entdeckten die Bauamtsmitarbeiter, dass die Mieten noch zu groß seien. Demnächst soll ein Nutzungsverbot in Costs Briefkasten landen, dass er die Anlage nur noch nutzen dürfe, wenn er die Mieten den Auflagen entsprechend verkleinert, kündigte Kreis-Sprecher Michael Elsass an.

Costs Problem: Wird frischer Mist angeliefert, liegt er vom Hänger gekippt noch recht flach, aber auf größerer Fläche. Erst später schichtet er den Mist per Radlader zu den bis zu vier Meter hohen Mieten auf. Der Kreis besteht darauf, dass stets ausreichend Freifläche vorhanden ist.

Zweites großes Problem beim Brand im Juni 2006 war das Fehlen von Löschwasser. Deshalb hat Cost nun einen bis zu 500 Kubikmeter fassenden Tank für Regenwasser aufgestellt. Im Notfall kann die Feuerwehr hier ihre Schläuche anschließen. Wegen zu wenig Wassers und zu geringer Fläche zum Ausbreiten hatte die Feuerwehr den Brand seinerzeit als unlöschbar eingestuft.

Zur Abschreckung möglicher Bösewichte patroulliert nun häufig ein Wachhund auf dem Gelände. Auch wurde der Zaun komplettiert und das Tor stets verschlossen. „Das haben wir früher etwas lockerer gesehen“, gibt Cost zu. Er ist nach wie vor davon überzeugt, dass ein Unbekannter die Haufen entzündete – weil es gleich an mehreren Stellen brannte. Die Polizei vermutete dagegen Selbstentzündung, stellte die Ermittlung nach kurzer Zeit ein.

„Es funktioniert“, ist Cost von seinem Brandschutzkonzept überzeugt. Doch abgesehen vom Brandschaden – einer hohen fünfstelligen Summe – erhöhen die zusätzlichen Auflagen seine Kosten. Mit der Mistaufbereitung verdient Cost Geld, macht aus dem Pferdemist Bio-Dünger für Felder. Seine Preise musste Cost anheben, zwei Großkunden seien bereits abgesprungen. Wie lange sich die Mistaufbereitung noch lohnt, weiß Cost nicht. Zumal die Konkurrenz wach wurde: Seit einigen Monaten entstünden an vielen Stellen in der Gegend kleine, wilde Mist-Abladeplätze. Ökologisch Sinn mache das nicht. Denn die Abwässer würden meist nicht – wie bei ihm – aufgefangen. (den)