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Lasst uns singen!

Gesangvereine suchen Nachwuchs – Neue Konzepte sollen Sänger locken

Hier ist ein großer Probenraum nötig: Im Bürgerzentrum Karben singen die gut 60 Mitglieder von Pro Musica unter der Leitung von Hubert-Thorwald Reuter. Foto: Schüerhoff
Hier ist ein großer Probenraum nötig: Im Bürgerzentrum Karben singen die gut 60 Mitglieder von Pro Musica unter der Leitung von Hubert-Thorwald Reuter. Foto: Schüerhoff

Mehr als ein Dutzend Chöre gibt es in Karben, und viele kämpfen gegen sinkende Sängerzahlen. Die Vereine lassen nichts unversucht, um neue Mitglieder anzuwerben.

 

Karben. Die Männer des Gesangvereins Karben-Petterweil kämpfen um neue Mitglieder. Die Zahl der aktiven Sänger im Männerchor hat sich in den letzten 15 Jahren von 40 auf 23 reduziert. „Diese starke Verringerung der aktiven Mitglieder ist einfach eine Folge der Überalterung“, erklärt Vereinsvorsitzender Ralf-Michael Klügl.

Das gleiche Problem hat der Gesangverein Heimatliebe in Burg-Gräfenrode. Vorsitzender Karlfried Heidelbach: „Viele Mitglieder können aus Altersgründen nicht mehr an den Proben teilnehmen, und unser Probenraum befindet sich außerdem im ersten Stock.“

Der gemischte Chor des Vereins Klangfarben in Kloppenheim macht weitere Probleme aus. „Es gestaltet sich äußerst schwierig, neue und junge Mitglieder anzuwerben“, erklärt Vorsitzende Waltraud Leppert, „aber in Karben ist die Konkurrenz durch die Musikschule, den Chor Pro Musica und auch die Stadtkapelle sehr groß.“

„Es geht bergauf“

Besonders um die Chorgemeinschaft Kloppenheim stand es in letzter Zeit schlecht. Es ließ sich einfach kein Freiwilliger für das Amt des Vorstandvorsitzenden finden, bis es Leppert übernommen hat. Sie ist seit fast 40 Jahren Mitglied und befindet sich im beruflichen Ruhestand. „Es geht wieder bergauf. Mit unserem Chorleiter proben wir nun wieder wöchentlich“, sagt sie. „Wir planen verschiedene Projekte, auch für und mit Kindern, um die Mitgliederzahl wieder zu steigern.“ Leppert blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Auch der Männerchor Karben- Petterweil versucht, gegen den aktuellen Trend anzukämpfen. „Wir haben an 16 000 Haushalte Flyer verteilt. Wir haben Projektchöre gebildet, die keine Mitgliedschaft erfordern. Wir haben auch öffentliche Übungsstunden im Park angeboten“, berichtet Vereinschef Ralf-Michael Klügl, „allerdings ohne Erfolg. Es scheint mir, dass das Singen in Chören unpopulär geworden ist.“

Allerdings – die Chorgemeinschaft Rendel kann einen positiven Trend verzeichnen. „Durch unser Projekt ,Reine Männersache‘ im Jahr 2015 konnten wir unsere Anzahl an aktiven Sängern verdoppeln“, freut sich Vorstandsvorsitzender Volker Stich. Aktuell zählt Rendel 38 aktive Sänger.

Anreize geben

Der Verein Pro Musica hat momentan die meisten aktiven Mitglieder: 65 an der Zahl. Die Chorliteratur macht dem offiziellen Vereinsnamen – Internationaler Chor Karben – alle Ehre: Sie beschränkt sich nicht bloß auf deutsche und lateinische Titel, sondern umfasst auch schwedische, tschechische, englische, italienische und französische Texte. „Glücklicherweise haben wir sprachkompetente Mitglieder, die bei der Umsetzung helfen“, erklärt Pressewartin Beatrix Rinkart. Die Internationalität mache für viele Sänger den Reiz des Chores aus. Der stadtteilübergreifende Chor Pro Musica und die Rendeler Sänger haben eine Gemeinsamkeit. Beide Chöre haben den selben Dirigenten: Hubert-Thorwald Reuter. „Durch die Professionalität und die internationale Vernetzung unseres Chorleiters können wir verschiedene Konzerte geben und an Wettbewerben teilnehmen“, sagt Steffen Löw, Vorsitzender von Pro Musica. Noch dazu gibt es für die Mitglieder intensives Stimmbildungstraining mit Opernsängerin und Gründungsmitglied Marianne Osbahr.

Im kommenden Jahr feiert der Chor sein fünfjähriges Bestehen. Schon jetzt kann er einige Erfolge verzeichnen: Beim Chorfestival in Stuttgart wurde Pro Musica deutscher Vizemeister, bei einem Wettbewerb in Prag gewannen der Chor Silber und in Frickenhofen Gold.

Anderen Vereinen die Sänger wegschnappen will die Truppe aber nicht. „Wir haben einige wenige Doppelmitgliedschaften“, sagt Löw, „aber wir können nicht feststellen, dass durch unseren Chor die Chöre aus den Stadtteilen vernachlässigt werden.“