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Stadttor mit Bücherei – Konzept zu Dreiecksgrundstück im Stadtzentrum – baut Stadt selbst?

Noch Brachfläche: Auf dem Dreiecksgrundstück gegenüber des Selzerbrunnencenters soll ein attraktives Stadt-Entrée geschaffen werden. Foto: den
Noch Brachfläche: Auf dem Dreiecksgrundstück gegenüber des Selzerbrunnencenters soll ein attraktives Stadt-Entrée geschaffen werden. Foto: den

Beim Vervollständigen des Karbener Stadtzentrums soll es keine Pause geben. Die Stadt legt nun ein Konzept vor, um die Brachfläche vor dem Selzerbrunnencenter zu füllen. Es enthält einige Überraschungen.

Karben. Das Gesicht des Karbener Stadtzentrums wandelt sich in diesen Monaten so massiv, wie es zuvor zwei Jahrzehnte fast unverändert geblieben war: Kaum werden im Herbst die Volksbank und das Wohn- und Geschäftshaus daneben fertig, sollen ganz nahe die Bauarbeiten weitergehen. In den Fokus nimmt Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU) nun das Dreiecksgrundstück zwischen Bahnhof-, Brunnen- und Landesstraße – direkt an der Stadtzufahrt gelegen. Seit mehr als zwei Jahren ist das Filetstück in städtischem Besitz.

Nachdem die Stadt keinen Investor gefunden habe, der ihre Wünsche dort umsetzte, habe sie es über Monate via Internet angeboten, erklärt Stein. Es habe zwar „diverse Anfragen“ gegeben – von Autohaus über Seniorenzentrum bis Lebensmitteldiscounter. Doch nichts gefiel Stadt und Stadtverordneten.

Aus dieser Not macht die Stadt eine Tugend und plant die Bebauung nun selbst. Damit hat die Immobilientochter der Stadt, die Wohnungsbaugesellschaft, den Friedberger Architekten Michael Frielinghaus beauftragt.

Kein Unbekannter: Er hat bereits das Gesamtkonzept für die Innenstadtbebauung erarbeitet, das 2011 den Bürgern präsentiert worden war und die Fortschreibung gerade diesen Februar.

Areal bleibt autofrei

Entsprechend der Vorgaben der Stadt sieht Frielinghaus für das Dreiecksgrundstück eine aufgelockerte Bebauung vor „mit städtebaulicher Qualität“, die sich der massiven Bebauung des Selzerbrunnencenters dahinter entgegensetzen soll. Mit zwei Stockwerken sollen drei der vier Gebäude niedrig ausfallen. Lediglich das Eckhaus zur Kreuzung von Brunnen- und Landesstraße soll dreistöckig werden,

Mit einer Grundfläche von rund 20 mal 20 Metern sei dieses Gebäude aber ebenfalls nicht groß, sondern orientiere sich von der Größe her „an Stadtvillen aus der Gründerzeit“, erklärt der Architekt. Sein Konzept sieht vor, dass Bauten gleicher Größe auch auf der gegenüber liegenden Straßenseite (also am Rand des künftigen Baugebietes Stadtzentrum) oder sogar auf allen vier Ecken der Kreuzung entstehen. „Wie Tore im übertragenen Sinn“ könnten sie die Menschen auf ihrem Weg in die Stadt willkommen heißen, sagt Frielinghaus. Nicht allein mangels Wunschinvestor geht die Stadt nun alleine voran.

Sondern auch, weil sich in der Zwischenzeit mehrere Interessenten für die Nutzung gemeldet hätten, erläutert Stadtrat Stein. So wolle ein Bekleidungsgeschäft „mit gehobener Qualität“ dort gern eine Filiale eröffnen, ebenso ein Schuhgeschäft und ein Karbener Gastronom. Außerdem wolle eine Arzt-Gemeinschaftspraxis aus der Stadt ebenfalls dorthin umziehen.

Das Tüpfelchen auf dem I: Im Stadttor-Haus will Stein die Stadtbücherei unterbringen, die bisher im City-Center residiert. Nebenan soll, ganz wie im benachbarten Bad Vilbel, ein Café eröffnen.

Beides könne für ordentlich Kundenfrequenz auf dem Areal sorgen, schätzt Architekt Frielinghaus. Für Café und Gastronomie erkennt er deshalb sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten.

Neuer Stadtplatz

Das Dreiecksgrundstück dagegen soll autofrei werden. Der Kundenparkplatz soll direkt gegenüber an der Brunnenstraße entstehen, in Verlängerung des P+R-Parkplatzes. Ohne Autos kann der kleine Stadtplatz, vielleicht mit Spielplatz und Springbrunnen, viel Aufenthaltsqualität bieten. Auch der Geringsgraben, der über das Grundstück verläuft, soll nicht verrohrt, sondern offen in die Gestaltung einbezogen werden, sagt Stein.

Bei den Mitgliedern im Stadtplanungsausschuss, denen Stein und Frielinghaus kürzlich alles vorstellten, stößt das Vorgehen auf fast ungeteilte Zustimmung. „Eine sehr gute Lösung“, lobt Ausschusschef Oliver Feyl (FDP).

Lediglich die zwei Vertreter der SPD mochten kein grünes Licht geben: „Mir fehlt der Gesamtzusammenhang“, sagt Harald Ruhl. Und Michael Schmidt fürchtet, dass bloß Geschäfte aus älteren Läden wie am Rathausplatz dorthin umzögen. „Wandel lässt sich nicht aufhalten“, entgegnet Otmar Stein.

Mit dem Okay des Ausschusses will Stadtrat Stein in die konkrete Bauplanung einsteigen. Und welche Geschäfte ziehen aufs Dreiecksgrundstück? Über Namen mag Stein nicht reden. (den)