
Karben. Naturschutz hat seit 50 Jahren eine starke Stimme in Karben: Inzwischen sind mehr als 400 Menschen Mitglied der Nabu-Arbeitsgemeinschaft Karben. Die Erfolge sind in der Stadt zu sehe1975 ist eine Ortsgruppe des Bunds für Vogelschutz gegründet worden – als Vorläufer des Nabu in Karben. n.
»Der Spannungsbogen zwischen Politik und Naturschutz ist nicht so einfach«, sagte Bürgermeister Guido Rahn. Den einen sei es zu viel den anderen zu wenig Naturschutz. Am Wochenende ist im Bürgerzentrum das 50-jährige Bestehen des Karbener Nabu gefeiert worden. Rahn erinnerte an Umweltgespräche mit direktem Austausch. Als Geburtstagsgeschenk schlug er der Nabu-Gruppe vor, ein gemeinsames Projekt mit der Stadt für die Natur umzusetzen.
Sabine Boos, Sprecherin der über 400 Mitglieder starken Nabu-Arbeitsgemeinschaft Karben, ging auf die Geschichte ein: Vor 50 Jahren sei in Karben eine Ortsgruppe des Deutschen Bunds für Vogelschutz (DBV) gegründet worden. Damit wurde der Grundstein für organisierten Naturschutz in Karben gelegt. Hellmut Heerde leitete die Ortsgruppe viele Jahre.
1990 firmierte die Ortsgruppe des DBV als Nabu Karben, einer Gliederung des Landesverbands Hessen, Kreisverband Wetterau. Dr. Jürgen Becker hatte mehr als 25 Jahre den Vorsitz inne. Regina König-Amann und Dr. Hans Hansen übernahmen später die Sprecherfunktion. Nach der Auflösung der Nabu-Ortsgruppe als eigenständiger Verein liegt die formale Verantwortung nun beim Nabu-Kreisverband Wetterau.
Wie Klimaschutz
funktioniert
Maik Sommerhage, Landesvorsitzender des Nabu-Hessen, sprach zu dem Thema »Die Rolle des Naturschutzes in der modernen Gesellschaft und die Bedrohung der Artenvielfalt«. In Hessen gehörten 90 000 Mitglieder zu der Naturschutzorganisation. Sie eint das Engagement für den Naturschutz. »Es muss uns wieder gelingen, den Fokus auf die Potenziale der Landschaft zu legen. Unsere Wälder, Feldstrukturen, Auen und urbanen Räume haben ein Riesenpotenzial, als Klimaschutzmaßnahme gut zu funktionieren und dem Artensterben entgegenzuwirken«, sagte Sommerhage.
In Hessen gebe es Hunderte Flora-Fauna-Habitat-Gebiete, etwa 60 Vogelschutzgebiete, etwa zwei Prozent der Landesfläche seien Naturschutzgebiete. Hier müsse es gelingen, den Schutz konsequent nach vorne zu bringen. Es werde mehr Nachhaltigkeit gebraucht. Der Wirtschaftsstandort Deutschland werde nicht durch den Naturschutz geschwächt. Das Ehrenamt müsse positiv begleitet werden.
»Viele Arten, für die wir uns einsetzen, leisten einen immensen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Der Klassiker ist die Honigbiene. Doch es müssen noch mehr Bestäuber sein. Ohne Bestäubungsleistung könnte die Landwirtschaft einpacken«, sagte Sommerhage.
Junge Menschen
begeistern
Die Lösung für das Insektensterben sei Ökolandbau für ein Drittel der Landwirtschaftsfläche. Oft genügten kleine Maßnahmen wie Hecken, Säume oder Pfosten rund um Weiden. Heckenpflegekurse seien wichtig für den Biotopverbund. Schutzprogramme sollten mit weniger Bürokratie aufgelegt werden.
Boos berichtete über die Aufgaben der Karbener Gruppe. Sie kümmere sich um den Vogelschutz, das Beobachten von Tierbeständen, die Pflege der Ameisenhügel, die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen, Projekte an Schulen, Stellungnahmen für Bauplanungen der Kommunen, Vorträge und Exkursionen, Vogelstimmenwanderungen, die Fledermausnacht oder Vogelberingungsaktionen mit Kindern. Auch Vortragsabende mit dem Karbener Geschichtsverein gehörten dazu. In Zukunft wünsche sich die Gruppe mehr aktive Unterstützung durch junge Menschen und mehr geschützte Lebensräume für bedrohte Arten. Die Stimme für die Natur dürfe nicht leiser werden.
Zum Jubiläum wurde im Foyer ein Apfelsecco gereicht. Im Saal des Bürgerzentrums gab es Stellwände mit Fotos zu Aktivitäten, Arbeitseinsätzen, Reisen und eine Ausstellung von Apfelsorten sowie Fotobücher und Exponate. Mit Treuenadeln sind Helga und Leo Goethe sowie Reinhard Schicker für zehnjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet worden. Fritz Amann wurde für 20-jährige Zugehörigkeit gewürdigt. Gabriele und Roland Prinzinger für 40 Jahre.
Von Georgia Lori