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Das Kurhaus bebt

Das närrische Dreigestirn aus Prinz Mario (l), Jungfrau Antonia und Bauer Reimund, und ihre Mitstreiter verwandelten das Kurhaus in eine Narrhalla. Fotos: Mag
Das närrische Dreigestirn aus Prinz Mario (l), Jungfrau Antonia und Bauer Reimund, und ihre Mitstreiter verwandelten das Kurhaus in eine Narrhalla. Fotos: Mag

Die Karnevalisten der Fidelen Sandhasen luden am Samstagabend zu ihrer Handwerkersitzung. Im großen Saal des Kurhauses war gute Stimmung vorprogrammiert, nicht zuletzt wegen des einfallsreichen Programms, das sich die Karnevalisten ausgedacht hatten.

Der etwas vulgäre Drache Roli wird von Roland Aschers gespielt. Jürgen Liehr versucht, ihm ein paar nette Worte zu entlocken. Gar nicht so einfach!
Der etwas vulgäre Drache Roli wird von Roland Aschers gespielt. Jürgen Liehr versucht, ihm ein paar nette Worte zu entlocken. Gar nicht so einfach!

Bad Vilbel. Die erste Handwerkersitzung fand anlässlich des 25. Jubiläums der Sandhasen im Jahre 1979 statt. 2014 wird die 35. Handwerkersitzung gefeiert. Der Bad Vilbeler Karnevalsverein ließ die Veranstaltung um 19 Uhr und 11 Minuten mit einem Einmarsch der Stallkrawaller, dem Kinderprinzenpaar, dem Gardecorps und natürlich dem Handwerker-Elferrat beginnen.

Die Sandhasen sind der erste Bad Vilbeler Karnevalsverein. Seit der Gründung im Jahre 1954 haben die Karnevalisten genug Erfahrung gesammelt, um zu wissen, wie man die Stimmung aufheizt. Bis auf wenige Einzelkarten ist der Saal des Kurhauses restlos ausverkauft.

„Wir hatten bis vor wenigen Jahren zwei Sitzungen. Diese waren aber nicht immer ausverkauft, also entschieden wir uns, sie zusammenzulegen und einen Maskenball daraus zu machen, denn so einen gab es lange nicht in Bad Vilbel. Das Kostümfest ist heute zum zweiten Mal“, erinnert sich Horst Hilling, der Pressesprecher. „Wir haben damals so gute Rückmeldungen bekommen, dass wir das Kostümfest dieses Jahr wiederholen wollten.“

Die Band „J+J Music“ ist auch schon mehrere Jahre mit von der Partie, kümmert sich um die zwischenzeitliche musikalische Untermalung und natürlich den Tusch. Nach dem Programm spielen die Musiker noch Tanzmusik. Die Auftritte sind teilweise von Vereinsmitgliedern erdacht und organisiert, aber auch Gastauftritte, etwa von Tanzgruppen, sind mit dabei. „Die Fastnachtsdiät“ ist ein Dialog zwischen Mutter und Tochter, der von Karin und Nadine Otto als Gastvortrag aufgeführt wird. „Ich habe schon so viele Diäten durch und bin nun bei der Trennkost angelangt“, klagt die Mutter, weil sie immer noch nicht in das aufreizende Karnevalskostüm passt. „Jaja, du trennst das Frühstück vom Mittagessen und das Kaffeetrinken vom Abendessen“, entgegnet die Tochter schnippisch.

Auch Roli und Jürgen treiben den Karnevalisten Tränen in die Augen. Roli ist ein grüner Drache, der missgelaunt und vulgär seine Meinungen kundtut. Dabei hat sein Freund Jürgen ihn doch mitgebracht, um vor dem Publikum ein paar nette Sätze zu wechseln.

Zum Beispiel erklärt Roli, dass er von Beruf am liebsten Erotikstar werden würde. Nach dem empörten Tadel von Jürgen Liehr erklärt er, dass sein eigentliches Berufsziel „Enten-Trainer“ ist. „Ich glaube du meinst Entertainer“, stöhnt Jürgen Liehr unter schallendem Gelächter des Publikums.

Auch ein Höhepunkt ist das närrische Dreigestirn. Eigentlich im Kölner Raum beheimatet, dürfte es in unseren Regionen einzigartig sein. Die drei Jungs, die das Dreigestirn bilden, kommen aus Wölfersheim. Die „Jungfrau“ ist dabei traditionell ein Mann.

„Für Karnevalisten ist es wichtig, auch mal außerhalb, also in anderen Vereinen Karneval zu feiern“, erklärt Horst Hilling, der selbst seit 48 Jahren dabei ist. Für ihn bedeutet Karneval, einfach mal etwas Besonderes zu machen. „Aber wir haben das ganze Jahr über Spaß. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, sozusagen!“, findet Hilling. Die Pause im karnevalistischen Programm dauert zwei Mal elf Minuten, um auch hier der Tradition gerecht zu werden. Nach mehreren Polonaisen wird die zweite Hälfte eröffnet. Und die wird prominent eröffnet: Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) betritt die Bühne, verkleidet als der „Sport“ höchstpersönlich. Mit Fahrradhelm, Schienbeinschonern, einer Taucherbrille und einem Leichtathletiktrikot hat er einen Großteil der Sportarten abgedeckt. Nach seinen traditionellen Reimen ging das Programm mit tosendem Applaus weiter.