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Feines Stöffche – BUND lässt Experten den besten Apfelwein der Region ermitteln

Karben. Erwartungsfroh sitzen 24 Frauen und Männer rund um den Tisch in der Hütte der Karbener Naturfreunde. Sie alle sind Apfelweinliebhaber, und an diesem Abend werden sie für die Mühe der Pflege der Bäume, der Ernte und des Kelterns belohnt.

„Wo sonst kann man an einem Abend 15 verschiedene Apfelweine probieren?“ Die werbenden Worte von Ulrike Loos sind fast überflüssig. Der Ortsverband Karben/Niddatal des Bundes Umwelt und Naturschutz (BUND) hat zum dritten Mal zum Wettbewerb „Wer hat das beste Stöffche?“ eingeladen. Gastgeber sind die Naturfreunde. Doch bis BUND-Chefin Ulrike Loos den Schoppepetzern grünes Licht gibt, müssen die sich noch ein wenig in Geduld üben.

Zuvor steht Organisatorisches auf dem Programm. Die zwei Liter Apfelwein, die jeder Teilnehmer mitbringt, werden bei Ulrike Loos abgegeben. Sie klebt auf die grünen Flaschen Namensschildchen, dann werden den Namen Nummern zugeordnet. Anschließend werden Namens-Etiketten entfernt, um die Anonymität der Proben zu gewährleisten.

Für Obstwiesen werben

Ludwig Herzig ist zum ersten Mal dabei und gespannt, was ihn erwartet. „Ich trinke gern selbstgekelterten Apfelwein, weil ich weiß, was drin ist.“ Er bevorzuge kräftigen Apfelwein, fügt er hinzu. Die Idee zum Apfelwein-Wettbewerb sei ihr gekommen, „weil man aus Äpfeln nicht nur Kompott und Kuchen machen kann“, sagt Loos. Es solle Spaß machen, und zudem möchte der BUND die Ebbelwoi-Liebhaber dadurch anregen, sich um die Pflege von Obstbäumen und heimischen Streuobstwiesen zu kümmern. „Nach der Ernte kann man den Apfelwein kaum etwas beeinflussen. Die Qualität der Früchte am Baum ist entscheidend“, sagt Loos, und dementsprechend müssten die Bäume gepflegt werden, etwa durch regelmäßige, fachgerechte Rückschnitte. Der BUND beteiligt sich selbst am Wettbewerb mit dem Ertrag der Apfelbäume von fünf Streuobstwiesen in Karben, die er von der Stadt gepachtet hat und um deren Pflege sich Mitglieder kümmern.

Dann geht’s los. Die Teilnehmer testen die 15 Apfelweine auf Farbe, Geruch sowie Geschmack und vergeben entsprechende Punkte, wobei sechs Punkte das beste Ergebnis darstellen. Selbstverständlich wird der Apfelwein an diesem Abend pur getrunken. Zum Neutralisieren der Geschmacksnerven stehen Sprudel und Laugengebäck auf dem Tisch. Und wie bei einer Weinprobe sei man nicht gezwungen, auszutrinken, erinnert Loos.

„Wir trinken gern Apfelwein, da kamen wir auf die Idee, ihn selbstzumachen“, erzählt Denis Mulliner, gebürtiger Petterweiler, der sich gemeinsam mit Freunden zum Ernten und Keltern zusammengetan hat. So hätten sie vor kurzem eine eigene Presse gekauft, so Mulliner.

Täuschungsversuche befürchtet Ulrike Loos übrigens nicht, obwohl Teilnehmer auch als Juroren antreten. „Es ist noch nicht vorgekommen, dass jemand seinen eigenen Apfelwein herausgeschmeckt hat.“

Gemeinsam keltern

Karlfried Heidelbach und Dieter Kötter vom Gesangverein Heimatliebe Burg-Gräfenrode haben den Apfelwein mitgebracht, der beim Kelterfest des Vereins hergestellt wurde. „Das ist ein Fest für die ganze Familie“, schwärmen sie. So würden die Äpfel gemeinsam mit den Kindern geerntet, und während die Männer kelterten, steuerten die Frauen Reibekuchen mit Apfelmus bei, erzählen die Männer. Mittlerweile sind sie bei der zweiten Probe angekommen. Nach einem prüfenden Blick ins Gerippte nehmen sie einen kräftigen Schluck. „Der schmeckt milder als der erste“, fachsimpeln Kötter und Heidelbach.

Nach drei Stunden steht das Ergebnis fest: Am besten schmeckt den Teilnehmern der Apfelwein von Irmtraud Schuch aus Klein-Karben, ihr Getränk erzielt 284 Punkte. Sebastian Thrun aus Petterweil bekommt für seinen Ebbelwoi 273 Punkte und Andrea Wetz aus Klein-Karben erzielt 268 Punkte für ihren Selbstgekelterten. (kre)