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Fit für den Winter – Der erste Schnee naht: Bauhof-Team steht in den Startlöchern

Die Wettervorhersage für die Woche mutmaßt: Schnee könnte bis in die Niederungen fallen. In Karben steht der Winterdienst bereit. Mit einer wichtigen Neuerung.

Karben. Auf Straßen und Wegen wird der Winterdienst in der kommenden Schneesaison keinen Splitt mehr streuen. „Nur noch Salz“, sagt Erik Übelacker, Chef der städtischen Winterdienstflotte und Vizechef des Karbener Bauhofs. Die Kommune will damit die Streugutmenge verringern. Denn vom puren Salz braucht’s viel weniger, weil es eine viel bessere Tauwirkung hat als das in den vergangenen Jahren genutzte Gemisch aus Salz und Splitt.

Natürlich werde die bisherige Splitt-Menge nicht eins zu eins durch Salz ersetzt, beruhigt Übelacker. Unterm Strich werde nur etwas mehr Salz verwendet. „Wir haben unsere Streuvorrichtungen an den Fahrzeugen anpassen lassen“, erklärt er. So sind nun geringere Streumengen möglich. Auch können die Mitarbeiter die Dosierung je nach Glätte individuell anpassen während der Fahrt. Glitzert die Fahrbahn verdächtig glatt, wird normal gestreut. Liegt aber nur trockener Schnee, wird mit einem Minimum an Salz gearbeitet.

Oder mit noch weniger: Die Feldwege zu den Aussiedlerhöfen in Petterweil, Kloppenheim und Burg-Gräfenrode würden größtenteils gar nicht gestreut. Kümmern muss sich die Kommune darum, weil auch die dortigen Bewohner ein Anrecht haben, dass Feuerwehr, Krankenwagen und Post jederzeit zu ihnen durchkommen können.

Weniger Ärger

Freuen dürfte der Verzicht viele Bürger: Sie hatten sich Jahr für Jahr darüber beschwert, dass der Splitt auf ihren Gehwegen landete. Für den Bauhof bedeutet das Beseitigen der Steinchen im Frühjahr ebenso eine Tortur: „Die Kehrmaschinen schaffen es nicht, den Splitt aufzusaugen“, seufzt Erik Übelacker. Da half nur Handarbeit: Zusammenkehren und per Schaufel aufheben.

Die Umstellung auf pures Salz sei auch für Autofahrer und Fußgänger eine Verbesserung, ist der Einsatzleiter überzeugt: „Die Wirkung hält länger an.“ Das Feuchtsalz hafte gut an Fahrbahn und Gehwegen. Der Splitt dagegen, von dem die Stadt genau auf eine solche Wirkung gehofft hatte, bleibe in den Autoreifen hängen und werde schnell aus den Fahrspuren herausgetragen. Bei Regen flössen die Steinchen zügig an den Randstein, seufzt Übelacker. Bei Glatteis hatten die Mitarbeiter ihre Touren teils mehrfach fahren müssen. Was auch weiter bei Bedarf möglich ist: 24 Stunden ist das Team während des Winters in Bereitschaft. Wenn nötig, sind alle 20 Mitarbeiter des Bauhofs im Winterdienst tätig. Ein Werkstattdienst hält die Fahrzeuge ständig frisch.

Mit durchdachter Logistik hat der Bauhof schon viele Fahrten und Arbeitskraft eingespart: Säckeweise bekommen die kleineren Räumfahrzeuge Nachschub an ihre Route geliefert. So ist nur noch ein Mitarbeiter mit der Nachschubfahrt befasst; es müssen nicht alle zum Nachladen aufs Bauhofgelände fahren.

Einen Lastwagen, ein Unimog, zwei Kleintraktoren und ein Radlader starten bei Schnee und Eis früh um fünf auf ihre Touren. „Wir versuchen, vor dem Berufsverkehr fertig zu sein“, sagt Erik Übelacker. Die Hauptstraßen sowie die Fußwege an und zu den Bahnhöfen Groß-Karben und Okarben werden als erste gestreut und geräumt.

Nicht alles zuparken!

Zuständig ist der Stadt-Winterdienst für alles außer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Um die kümmert sich die Straßenmeisterei Friedberg. So kann es passieren, dass mal eine Karbener Nebenstrecken schon frei ist, eine Hauptstraße aber noch nicht. Oder umgekehrt: Das erste Salz der Saison hat die Straßenmeisterei vor ein paar Tagen gestreut, während die Karbener Kollegen die Situation anders einschätzten und nicht ausrückten.

Eine Bitte haben die Winterdienstler: Dass die Karbener nicht alles zuparken. In Wohnstraßen, in Kurven, an Kreuzungen brauchen Räumfahrzeuge Platz. Der Wunsch sei kein Selbstzweck: „Wir machen das für die Bürger, damit sie freie Straßen haben“, so Übelacker.

An einer Stelle aber scheint das gar nicht oberster Wunsch zu sein: In der Karl-Liebknecht-Straße in Klein-Karben hatte es Beschwerden gegeben, weil die Nachbarn auf keiner der beiden Straßenseiten den Schnee der Fahrbahn vor ihren Grundstücken liegen haben wollten. „Wir wollen niemanden ärgern, aber irgendwo muss der Schnee der Fahrbahn ja hin“, erklärt der Einsatzleiter. Nun wird der Winterdienst die Straße einfach auslassen, zumindest deren ebenen Abschnitt.

„Wir sind ja bürgernah und berücksichtigen gerne Wünsche“, sagt Erik Übelacker. „Aber wir sind auch darauf angewiesen, dass die Bürger Rücksicht auf uns nehmen.“ (den)