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Isoliert auf den Zimmern

Verwaist ist zurzeit der Vorplatz des Seniorenzentrums der Johanniter in Karben. Kurz vor Ostern sind hier insgesamt sechs Infizierungen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Foto: Pegelow
Verwaist ist zurzeit der Vorplatz des Seniorenzentrums der Johanniter in Karben. Kurz vor Ostern sind hier insgesamt sechs Infizierungen mit dem Coronavirus festgestellt worden. Foto: Pegelow

Karben. Das Konzert von Musikschülern vor dem Johanniter-Stift in Klein-Karben ist an Ostern kurzfristig abgesagt worden. Das hatte seinen Grund: Zwei Altenheimbewohner und vier Pflegekräfte sind mit dem Coronavirus infiziert.
Mehrmals pro Woche telefoniert Gerold Wieber mit seiner Mutter, die im Altenheim der Johanniter in Klein-Karben lebt. Am Ostersonntag wünschte er ihr ein schönes Fest. Besuchen durfte er sie aufgrund des bundesweit geltenden Besuchsverbots für Altenheime nicht.
Zwei Tage später habe er durch Zufall erfahren, dass es im Johanniter-Stift Fälle von Corona-Infizierungen gebe und schaltete die Zeitung ein.
Annemarie Prostea, Assistentin der Geschäftsführung und Regionale Marketingbeauftragte der Johanniter, bestätigt die Fälle. Auf Anfrage teilt sie mit, »in unserem Johanniter-Stift Karben sind derzeit zwei Bewohner und vier Mitarbeiter, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden.« Auch der Wetteraukreis bestätigte die Infektionen. Beide Seiten betonten, dass »unverzüglich alle notwendigen Maßnahmen ergriffen wurden, inklusive der Information an das örtliche Gesundheitsamt«.
FFP2-Masken
Was genau das bedeutet, führt Annemarie Prostea im Detail aus. Im betroffenen Bereich seien alle Bewohner, unabhängig vom Testergebnis, isoliert worden. Zudem stehe vor jedem betroffenen Bewohnerzimmer ein Wagen mit allen notwendigen Artikeln der persönlichen Schutzausrüstung, mit Desinfektionsmitteln sowie entsprechenden Abwurfmöglichkeiten für die Mitarbeiter bereit. Alle Pflegekräfte seien mit FFP2- Masken ausgestattet worden (das sind die Masken mit Filter, die das medizinische und das Pflegepersonal benötigen, Anm. d. Red.).
Die Assistentin der Geschäftsleitung teilt weiter mit, dass die Versorgung im Johanniter-Stift wohnbereichsbezogen erfolge, so dass bereits vor den verstärkten Isolationsmaßnahmen kein Mitarbeiterwechsel in andere Bereiche stattgefunden habe. Die Mieter der betreuten Wohnungen seien ebenfalls über den aktuellen Stand informiert worden, zu den Hygieneregeln sensibilisiert und präventive Hinweise zur Minderung der Ansteckungsgefahr vermittelt worden. »Darin wurden sie unter anderem aufgefordert, auch weiterhin das Foyer, die einzelnen Etagen und das Treppenhaus nicht zu betreten und nur den Aufzug zu ihrem Eingang zu nutzen«. Das Essen in der stationären Einrichtung werde derzeit nur noch auf den Bewohnerzimmern serviert.
Kein Personal-Engpass
Auf die Frage, wie das fehlende Personal, welches sich in Quarantäne befindet, ausgeglichen werde, heißt es: Der Krankenstand sei auch mit den vier sich in Quarantäne befindlichen Mitarbeitern noch im normalen Bereich, sodass man zurzeit keinen Engpass verzeichnen müsse.
»Sollte sich das ändern, können wir auf eine große Johanniterfamilie zurückgreifen und uns im Verbund gegenseitig aushelfen«, so Annemarie Prostea weiter. Gerold Wieber kritisiert, dass keine flächendeckenden Tests in der Einrichtung durchgeführt worden seien. Dazu teilt Petra Schnelzer vom Fachdienst Kommunikation des Wetteraukreises mit: Tests zu machen, ergebe medizinisch keinen Sinn. »Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme und zeigt den aktuellen Stand nur für diesen Zeitpunkt des Tests. Selbst wenn das Testergebnis negativ ist, kann die Person am nächsten Tag Symptome haben.«
Zudem hätten die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde im Rahmen einer Testung vor Ort, nämlich im betroffenen Wohnbereich, auch negative Ergebnisse bei Bewohnern erhalten. »Trotzdem gelten auch für diese Personen die entsprechenden Maßnahmen, um die größtmögliche Sicherheit herzustellen.«
Auch Prostea betont, mit und ohne Abstrichergebnis gelten die vorgesehenen Isolations- und Hygienemaßnahmen für die komplette Wohngemeinschaft. Damit wird das Schutzziel auch ohne die Ergebnisse einer Massentestung erreicht.