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Keine Kuh ist lila

Am Marktdienstag sind alle unterwegs, um Tiere anzuschauen

Ob gefleckt oder einfarbig: Ihre Lieblinge haben Züchter für die Bezirksschau natürlich hübsch gemacht. Für die schönsten gab es Preise. Foto: Seipp
Ob gefleckt oder einfarbig: Ihre Lieblinge haben Züchter für die Bezirksschau natürlich hübsch gemacht. Für die schönsten gab es Preise. Foto: Seipp

Der Marktdienstag ist für Groß und Klein der Höhepunkt des Vilbeler Marktes. Mit Viehmarkt und Bezirkstierschau ist auch viel geboten.

Bad Vilbel. Für die meisten Vilbeler ist es der Höhepunkt des ganzen Vilbeler Markts: der große Viehmarkt mit der Bezirkstierschau. Aus dem ganzen Wetteraukreis kommen Menschen her, um Rinder, Schafe, Pferde und viele andere Tiere anzuschauen. Vor allem für die kleinen Besucher ist die Tierschau aufregend. „Mein Lieblingstier war das Pony“, sagt Lina (5). Sie ist mit ihrer Mutter und den Großeltern auf den Markt gekommen. „Ich durfte das Pony sogar streicheln, es war ganz flauschig“, freut sie sich.

Ungeschrieben

Doch nicht nur für die Kleinen gibt es einiges zu sehen. „Marktdienstag geht es zum Viehmarkt, das ist doch selbstverständlich“, sagt Norbert Nakoinz. Das sei einfach eine Tradition. Woher das komme, wisse aber niemand mehr so genau. „Aber das ist wie ein ungeschriebenes Gesetz“, sagt Nakoinz und fügt an: „Das ist ja gerade das Tolle daran.“ Man treffe Bekannte, die man schon lange nicht mehr gesehen habe, Menschen aus anderen Stadtteilen oder die hier gar nicht mehr wohnen. „Also setzt man sich im Schatten auf eine Bank und hält ein Schwätzchen“, verrät er.

Bad Vilbels Erster Stadtrat Sebastian Wysocki (CDU) kann das nur bestätigen: „Das gehört einfach fest zum Programm dazu. Monate im Voraus wird das rot im Kalender markiert. Fleischwurst, Frühschoppen im Festzelt, das muss einfach sein.“ Besonders freut es ihn, so viele Leute zu treffen. „Ich wollte eigentlich nur einen kurzen Rundgang machen, doch alle zehn Meter verweilt man für ein Schwätzchen. Das ist wie ein Schmelztiegel der ganzen Region: Alle kommen an einem Ort zusammen.“

Das Erfolgsrezept des Viehmarktes sieht er vor allem darin, dass für alle etwas angeboten wird und eine Generation die Tradition an die nächste weitergibt. „Mit zu meinen ersten Erinnerungen gehört der Besuch auf dem Viehmarkt mit meinen Eltern“, sagt Wysocki. Das versuche er auch an seine eigenen Kinder weiterzugeben.

Unter all den Tieren, die es auf der Bezirkstierschau zu bestaunen gibt, sticht einer heraus: Der Schätzbulle. Seit Jahren gehört es zur guten Vilbeler Tradition, das Gewicht eines Bullen zu schätzen. Wer am nächsten rankommt, kann Preise gewinnen. Das stattliche Tier heißt in diesem Jahr Noa PP. „Er ist ein Limousin-Rind, die sind besonders für die markante hellbraune Färbung und ihr gutes Fleisch bekannt“, sagt Karsten Watz aus Hüttenberg, der den fast vier Jahre alten Bullen mit nach Vilbel gebracht hat. „Leider ist es heute zu warm, da macht ihm die Hitze einige Probleme.“

Einige der Besucher versuchen ihm Tipps zu entlocken, doch Watz bleibt hart: „Ich bin der Einzige, der weiß wie viel das Tier wiegt. Klar könnte ich das verraten, aber wo wäre da der Spaß dahinter? Die Leute sollen ja selbst schätzen, wie viel das Tier wiegt!“

Währenddessen gibt es auch auf der großen Wiese viel zu sehen: Unterschiedlichste Pferde-, Rinder-, Schaf- und Ziegenrassen werden vorgeführt und von der Jury benotet. Am Ende gibt es für die Sieger Preise. „Das ist schon interessant zu sehen, wie viele unterschiedliche Tierrassen es gibt“, meint Dieter Schröder, der mit seiner Enkelin auf den Schultern am Rand der Koppel steht. „Da sehen die Kinder mal, dass die Kuh eben nicht lila ist, sondern dass es ganz unterschiedliche Arten gibt, die alle anders aussehen. Da geht ja viel Wissen verloren.“

Zwei richtige Tipps

Er wendet sich ab, denn der absolute Höhepunkt steht kurz bevor: Wer hat den Bullen richtig geschätzt? Gleich zweimal lagen die Besucher dabei richtig: Sowohl Hildrut Bernhardt aus Rosbach als auch Christian Ochsenhirt aus Karben trafen mit 1005 Kilogramm genau ins Schwarze. Petra Farley aus Vilbel belegte mit ihrer geschätzten 1004 Kilo den Dritten Platz. Alle drei können sich nun über Karten für die Burgfestspiele freuen.

„Wir haben sogar schon mal gewonnen, vor ein paar Jahren“, sagt Bernhardt. „Vielleicht ist es dann jetzt mal Zeit, zu den Burgfestspielen zu gehen.“ Auf die Nachfrage von Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr, was denn das Geheimnis dahinter sei, antwortet sie lachend: „Das müssen sie meinen Mann fragen, der hat das für mich eingetragen. Dafür darf er dann auch mit zu den Burgfestspielen!“