Lyrik aus dem Orient lockte die Besucher besonders zahlreich zum Karbener Literaturtreff.
Karben. „Einer unserer Schwerpunkte ist Literatur aus fremden Ländern“, erklärt Robert Axt, Mitglied des Karbener Literaturtreffs, der die Veranstaltung mit rund 60 Gästen organisierte. „Wir haben so viele Mitbürger aus den unterschiedlichsten Ländern hier in Karben. Da ist es doch naheliegend, dass wir sie uns ihre Literatur näher bringen lassen“, findet Axt und lag genau richtig.
Große Tradition
Auf einem Neubürgertreffen der Stadt Karben lernte er Reza Pirwayssian aus dem Iran kennen. „Wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns lange und sehr angeregt“, erzählt Axt über die Begegnung, die dazu führte, dass Pirwayssain einer der sechs Protagonisten am Abend über „Poesie des Orients“ ist. Seit 23 Jahren lebt der Iraner in Deutschland, hat in Hannover studiert und wohnt mit seiner Familie seit zwölf Jahren in Karben. „Poesie hat eine große Tradition bei uns“, beginnt er seine Rezitation über die persische Klassik, die er mit Übersetzungen von Omar Khayyam und Hafis eröffnet. Zeitweise war Hafis der größte persische Lyriker. Lebensfreude, Natur und Freiheitsdrang, Liebe, Wein und Vergänglichkeit sind seine Themen, die 1812 als „Diwan“ ins Deutsche übersetzt wurde. Die verspielten Strophen von Hafis inspirierten Goethe gar zu seiner umfangreichsten Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“.
„Meine Lieblingsgedichte sind es nicht“, verrät der Imam Mustafa Eren über seinen Vortrag volkstümlicher Gedichte von Mehmet Akif Ersoy. Er aber soll der erste Dichter gewesen sein, der in seinen Werken auf Reisen durch das osmanische Reich die armen Menschen zu Wort kommen ließ – später schrieb er die türkische Nationalhymne.
Musikalisch-poetisch verabschiedeten Mustafa Kemal Özdemir und seine Tochter Bilge die Gäste. Mit Klängen auf der türkischen Langhalslaute und heimischen Liedern. (ssp)