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Per Rampe in die S6 – In Okarben gelangen Rollstuhlfahrer bequem in die Schnellbahn

S-Bahnfahrer Ronny Senz hat am Bahnhof Okarben die Rampe ausgeklappt und schiebt Testfahrer Reiner Weber in die Bahn. DB.-Vertreter Lars Brüning (r.) freut sich, dass der Einstieg so problemlos funktioniert. Foto: Pegelow
S-Bahnfahrer Ronny Senz hat am Bahnhof Okarben die Rampe ausgeklappt und schiebt Testfahrer Reiner Weber in die Bahn. DB.-Vertreter Lars Brüning (r.) freut sich, dass der Einstieg so problemlos funktioniert. Foto: Pegelow

Karben. Die Lösung gibt es schon lange, doch ist sie vielen nicht bekannt. Menschen mit Behinderung können in die S-Bahn über eine ausklappbare Rampe einsteigen und sich vom Fahrer helfen lassen. Bei einem Ortstermin am Bahnhof Okarben ist jetzt die Probe aufs Exempel gemacht worden. Allerdings wartete auf die Teilnehmer einer Testfahrt in Bad Vilbel eine böse Überraschung.
Seit Jahren gibt es Diskussionen um den Bahnhof Groß-Karben. Der ist gerade in Richtung Frankfurt alles andere als barrierefrei. Menschen mit Behinderung, Senioren mit Rollatoren oder Mütter mit Kinderwagen sind auf Unterstützung angewiesen, wollen sie auf den Bahnsteig in Richtung Großstadt. Die Stadt Karben hat deshalb empfohlen, mit dem Bus 76 zum Bahnhof Okarben zu fahren und dort einzusteigen.
GELUNGENER TEST
Diese Zeitung machte im Juli mit Vertretern des VdK Karben und Wetterau sowie der Stadt den Praxistest. Dabei stellte sich heraus, dass Rollstuhlfahrer in den Stadtbus bequem über eine vom Fahrer ausgeklappte Rampe hinein und in Okarben auch wieder herauskommen können. Am Bahnsteig 1 war jedoch Schluss. Reiner Weber vom VdK Friedberg konnte nicht hineinrollen. Das lag an dem zu hohen Bahnsteig. Doch Weber und die Kreisvorsitzende Ellen Benölken ließen nicht locker und wandten sich an die Bahn. Die entsandte am Mittwoch Lars Brüning nach Karben. Er wies auf etwas hin, das so noch gar nicht bekannt ist: »Alle S-Bahnen verfügen über eine ausklappbare Rampe.« Die Lokführer seien angehalten, sie auszuklappen, um Rollstuhlfahrern den Einstieg zu ermöglichen.
Dass die Bahnsteige tiefer liegen als die Bahn, erläuterte Brüning so: »Auf Strecken, auf denen auch Fernverkehrszüge fahren, dürfen die Bahnsteige maximal 76 Zentimeter hoch sein.« Eine barrierefreie Höhe betrage aber 96 Zentimeter. Höhere Bahnsteige seien tiefer und ragten ins Gleis hinein.
Der DB-Vertreter von der S-Bahn Rhein-Main plädierte deshalb für eigene S-Bahngleise. Dann könnten auch die Bahnsteige, die nur für die S-Bahnfahrgäste seien, entsprechend erhöht werden. Nur dort sei ein barrierefreier Einstieg möglich.
BÖSE ÜBERRASCHUNG
Der Praxistest folgte prompt: Reiner Weber rollte nach vorne bis zum Stoppschild für Vollzüge, gab dem Fahrer ein Signal. Als die S6 hielt, stieg Lokführer Ronny Senz aus, klappte ruckzuck die Rampe aus und half Weber beim Einstieg. Anschließend ging es nach Bad Vilbel, wo der Rollifahrer über die Rampe wieder auf den Bahnsteig rollte. Dort erlebten die Testfahrer aber eine Überraschung: Einer der beiden Aufzüge war defekt, ausgerechnet derjenige, der sie auf den Bahnsteig bringen sollte, auf dem es nach Karben zurückging. »In einem solchen Fall müssen die Rollstuhlfahrer bis zu einem Bahnhof fahren, auf dem der Bahnsteig den barrierefreien Umstieg aufs Gegengleis zulässt.« Das war in diesem Falle die Frankfurter Messe. Während Brüning und der Redakteur die Rückfahrt antraten, mussten Benölken und Weber bis zur Messe fahren. Da wartete die nächste böse Überraschung: Wegen technischer Störungen verzögerte sich die Rückfahrt um anderthalb Stunden.
Das Gute an der Geschichte: Die Störung des Aufzugs auf dem Vilbeler Bahnhof war bereits bekannt, wann der Reparaturtrupp eintrifft, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Wenigstens mussten die beiden kein zusätzliches Ticket ziehen. Der DB-Vertreter: »In diesem Fall ist die Weiterfahrt kostenfrei.«