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Seine Liebe gilt den Bäumen

Helmut Link ist oft in den Wäldern der Wetterau. Hier in einer Schonung, in der die nächste Generation von Bäumen heranwächst. Foto: Pegelow
Helmut Link ist oft in den Wäldern der Wetterau. Hier in einer Schonung, in der die nächste Generation von Bäumen heranwächst. Foto: Pegelow

Karben/Bad Vilbel. Häufig ist Revierförster Helmut Link in den Wäldern zwischen Bad Vilbel und Glauburg unterwegs. Aber nicht um zu jagen, sondern um die Schäden aufzunehmen und neue Kulturen anzulegen. Zwei Jahrzehnte hat er die Revierförsterei Karben geleitet; in Kürze geht er in den Ruhestand.
»Schauen Sie, hier wächst der neue Wald heran.« Revierförster Helmut Link bückt sich, fährt mit seiner Hand über die zarten Blättchen, die rund 30 Zentimeter aus dem Boden schauen und lächelt. »Das macht der Wald selbst, das andere da habe ich veranlasst«, zeigt er auf zahlreiche, 2,50 bis drei Meter hohe Bäumchen mit Verbissschutz. »Hier wachsen Weißtannen heran«, informiert er. Den Ort für die Neuanlage habe er bewusst gewählt, »denn die Tannen drumherum werden nach und nach sterben«.
Das Baumsterben ist nicht nur hier zu sehen. Auch in anderen Wäldern im großen Revier des Försters gibt es viele Schäden. In einem Forstabschnitt in der Gemarkung Burg-Gräfenrode hat Helmut Link zahlreiche Buchen fällen lassen. »Die älteren Exemplare sterben ab«, deutet er auf die kapitalen Buchenstämme, die am Wegesrand aufgestapelt sind. Als er vor den von Pilzen und Schädlingen durchsetzten Stämmen steht, scheint ihm das Herz zu bluten. »In den letzten drei Jahren habe ich im Revier nur noch die Schäden aufgenommen.« Das Waldsterben sei in ganz Hessen, in der ganzen Republik ein dominierendes Thema. »Die Buche wird hier in diesem Revierabschnitt ganz verschwinden«, bedauert er. Ebenso verliere man in den vergangenen Jahren die Lärche. »Hier gibt es nur noch absterbende Exemplare«, bedauert Link.
Schädlingsbefall
»Der Wald wird sich auf Dauer verändern.« Trockenheit und Hitze hätten den Wäldern zugesetzt. Infolgedessen hätten sich der Borkenkäfer und andere Schädlinge massiv vermehren und die Bäume schädigen können. »Es ist eine riesengroße Katastrophe, dass prägende Bäume verloren gehen«, sagt der Revierförster traurig.
Als der langjährige Revierförster 2001 in diese Gegend kam, gehörte das Revier Karben noch zu Butzbach. »Seinerzeit hat Förster Fleischhauer Hilfe gebraucht, und ich habe eine Stelle bei der Butzbacher Revierförsterei angetreten«. Als Fleichhauer im Sommer 2004 in den Ruhestand ging, wurde Link dessen Nachfolger. Seinerzeit habe das Revier noch aus den kommunalen und privaten Wäldern in Bad Vilbel, Karben, Niddatal und Wöllstadt bestanden sowie aus dem Staatswald von Okarben bis Kaichen. 1200 Hektar groß war das Revier, erinnert sich Link.
Dann sei eine Reform gekommen, »und seitdem habe ich Limeshain und Glauburg dazubekommen«. Das seien jetzt 1550 Hektar Wald, zeigt Link auf einer Karte, die in der Karbener Revierförsterei in Burg-Gräfenrode an der Wand hängt. »Wir haben viele tausend Aufgaben«, sagt er. Entsprechend zeitintensiv ist seine Arbeit. »Eigentlich habe ich eine 40-Stunden-Woche, aber mit 50 Stunden komme ich nicht aus«, betont er. Wer so viel arbeitet, muss seinen Beruf lieben. Und das spürt man bei Helmut Link. Der Wald, das war irgendwie von Kindheit an sein Revier. »Als ich fünf Jahre alt war, sind meine Eltern in ein Haus direkt am Wald gezogen«, erinnert er sich. Dort habe er immer gespielt.
Jetzt steht der 65-Jährige kurz vor seiner Pensionierung. Nur bis Mitte Dezember ist er noch in seinem Revier im Einsatz. Dann renoviert er seine Dienstwohnung, ehe er Karben Richtung Nordhessen verlässt. »Seine« Wälder, um die er sich gut zwei Jahrzehnte gekümmert hat, muss er verlassen. Kann somit nicht mehr sehen, wie die jungen Bäumchen, die er hat nachpflanzen lassen, zu stattlichen Bäumen werden. Wenn es danach ginge, sagt Link, »dann würde ich gerne noch 20 Jahre weitermachen«.
Von Holger Pegelow