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Sinah rettet Verletzte – Rettungshundestaffel des ASB übte auf früherem König+Neurath-Gelände

Karben. Sinah zittert am ganzen Körper, Mable kneift vor Aufregung den Schwanz ein, und Carrie trippelt unruhig hin und her. Sie und vier weitere als Trümmerhunde ausgebildete Hunde der ASB-Rettungshundestaffel können es kaum abwarten, bis sie das Signal zum Einsatz hören. „Such und hilf“ heißt es dann, wenn die Schnüffelnasen sich auf die Suche nach Vermissten und Verschütteten machen, um Menschenleben zu retten. Damit das im Ernstfall auch klappt, veranstaltet der mittelhessische Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) mehrmals im Jahr Übungen. Diesmal wurde der Ernstfall auf dem Gelände der alten Fabrik der Firma König + Neurath in Klein-Karben geprobt.

Drei verschiedene Rettungsmannschaften überprüfen dabei das Zusammenspiel. Das Szenario: Eine Heizungskesselexplosion, wobei fünf Mitarbeiter der Firma zum Teil schwer verletzt wurden. Gebäudeteile sind eingestürzt, Feuer ausgebrochen und eine starke Rauchentwicklung gestaltet die Rettungsarbeiten schwierig. In kurzen Abständen treffen die Feuerwehren aus den Karbener Stadtteilen mit sechs Fahrzeugen und 30 Einsatzkräften ein. Sie überprüfen und sichern das Werksgelände und löschen Feuer. Die ASB-Schnelleinsatzgruppe Karben baute hinter dem Werksgelände ein Zelt für die Verletzten auf. „Die sieben Rettungshunde werden erst eingesetzt, wenn alle möglichen Rettungsmaßnahmen abgeschlossen sind“, erklärt ASB-Freiwilligenkoordinator Florian Fröhlich.

Zwei Jahre dauert die Spezial-Ausbildung zum Trümmerhund, die alle 18 Monate auf den Prüfstand kommt. Nur gut ausgebildete Rettungshunde können minimalste Witterungsspuren aufnehmen und anzeigen. Im Übungsgelände hat nun endlich das aufgeregte Warten der Hunde ein Ende. Jeweils ein Team – bestehend aus Hund, Hundeführer und einem Helfer – machen sich auf den Weg in die weitläufigen Fabrikhallen. Die Teams kennen weder die Anzahl der Verletzten noch wissen sie, wo sie sich befinden. Jetzt müssen die Hunde zeigen, was sie können. Die Nase des Hundes ist sein wichtigstes Sinnesorgan. Es hat so viele Riechzellen, dass sie ein Fußballfeld bedecken würden.

„Wir trainieren die Hunde ausschließlich auf den Geruch lebender Menschen“, erklärt Andrea Lindhof. Der besteht aus Gasen, Aerosolen und feinen Hautschupppen.

Gut ausgebildete Trümmerhunde, die sich durch nichts ablenken lassen, sind für den Menschen ein unschätzbares „Werkzeug“ für die Suche nach Überlebenden zwischen und unter Trümmerkegeln, wie die Profis eingestürzte Gebäude nennen. Etwa zwanzig Minuten können die Supernasen suchen, dann ist Pause angesagt und Zeit Wasser zu trinken und die Nase anzufeuchten. Die zehnjährige Retrieverhündin Sinah arbeitet hochkonzentriert, wie an ihrem Schnüffeln zu hören ist. Sie stöbert, prüft immer wieder mit der Nase den Wind und nimmt schließlich eine Fährte auf.

Sie folgt der Riechspur, führt Andrea Lindhof zu einer Außentür und bellt dahinter lautstark. Tatsächlich: Im Außenbereich liegt ein verletzter junger Mann. Während das menschliche Suchteam die Lage abklärt, den Verletzten beruhigt, seine Beine hochlegt und per Funk Hilfe anfordert, bettelt Sinah heftig um ihre Belohnung. Für ein Spielzeug im Maul tut sie nämlich alles – auch in schwierigstem Gelände.