Das ist wirklich ein seltener Fall: Eine verstorbene Einwohnerin hat der Stadt ein Drittel ihres Vermögens ver- macht. Das will der Bürger- meister sinnvoll nutzen.
Karben. Als Lieselotte Mais am 8. Mai 2016 starb, gab es niemanden mehr, der hätte erben können. 1921 in Berlin war sie geboren worden, 1969 nach Kloppenheim gezogen. Bloß fünf gemeinsame Jahre blieben ihr dort noch mit ihrem Mann Adolf. 42 Jahre lebte sie als Witwe, ab 2008 im Groß-Karbener ASB-Altenzentrum des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB).
Ja, an Frau Mais könne sie sich gut erinnern, sagte Susanne Schubert, die Chefin des Fachdienstes Soziales im Rathaus bei der monatlichen Pressekonferenz. Als Lieselotte Mais kinderlos starb, hinterließ sie ein Vermögen von deutlich mehr als 300 000 Euro. Und ein Testament. Darin legte sie fest: Zu gleichen Teilen geht das Erbe an die Deutsche Krebshilfe, die SOS-Kinderdörfer und die Stadt Karben.
Im Rathaus war Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ebenso überrascht wie erfreut darüber. Eine Erbschaft für die Kommune? „Das hatten wir in den vergangenen zehn Jahren gar nicht mehr.“ Das Erbe von Lieselotte Mais sei eine der größten Zuwendungen dieser Art, die die Stadt jemals erhalten habe. Die Kloppenheimerin gibt vor, dass die Stadt das Geld nur für die Altenhilfe ausgeben darf.
Scham oft zu groß
Das sei ein sehr guter Zweck, findet der Bürgermeister. „Da werden wir gute Lösungen finden.“ Denn Hilfsbedarf gebe es bei älteren Leuten durchaus. Einige seien wirklich arm, kämen mit ihrer Rente gerade so über die Runden, könnten sich darüber hinaus aber nichts leisten. „Wenn man solche Menschen anspricht, sind sie meist extrem bescheiden und wollen auch gar nichts“, hat Rahn selbst schon oft erlebt.
„Die Scham, zum Amt zu kommen und um Hilfe zu bitten, ist in einem ländlichen Raum wie in Karben größer als in der Stadt“, weiß Susanne Schubert. Schubert und ihre Kolleginnen gehen häufig von sich aus direkt auf die Senioren zu und bieten konkrete Hilfe an.
Für solcherlei Hilfen möchte Rahn die Erbschaft nutzen. „Wir haben das Geld in der Rücklage geparkt, um solche unbürokratischen Hilfen für bedürftige Senioren leisten zu können“, erklärte er. (den)