Karben. „Kriege ich noch eine Karte?“ Ein später Gast drängt sich durch die Tür und trifft dort auf Nica Malasomma-Jelko. Gut gelaunt sitzt das KiK-Mitglied an der Kasse. Es ist die letzte Vorstellung des Jahres und das Duo Seibel & Lüder Wohlenberg hat viele Freunde der Kleinkunst mobilisiert. Rappelvoll ist es in der Kulturscheune, auf der Bühne spielt Musiker Robert Krebs das Piano, und der Geräuschpegel ist hoch.
„Geht noch was?“, fragt Malasomma Jelko, und Michael Wanzek nickt. Es ist ein Abend, wie ihn sich die Kulturinitiative nicht schöner vorstellen könnte. Volles Haus und gute Stimmung. „Wir hatten ein schönes, abwechslungsreiches Programm mit alten Freunden und jungen experimentierfreudigen Künstlern“, sagt Malasomma-Jelko. Nicht jede Vorstellung sei so voll gewesen wie jetzt diese. Für den experimentellen „Mankotangoblues“ der „Fifty Fingers“ seien Gäste selbst aus Darmstadt gekommen. Vor sich hat Malasomma Jelko auch schon die Vorschau auf 2012 liegen, sieben Vorstellungen sind angekündigt. Ein Knüller gleich am Jahresanfang: die französische Sängerin und Harmonikaspielerin Lydie Auvray.
Von der Atmosphäre in der Kulturscheune sind die Gäste bezaubert. „Einfach schön hier und man kann sich schon vorher treffen, unterhalten und eine Kleinigkeit essen“, sagt Karin Bauerfeind aus Bad Vilbel. Eine Freundesgruppe hat sich getroffen, um in der Nachbarstadt den kabarettistischen Jahresrückblick zu genießen.
Krisen & Sensationen
Pünktlich um halb neun stolpern die beiden Protagonisten auf die Bühne, posieren für den ersten Applaus, ein Duo, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Lüder Wohlenberg überragt seinen Freund um Kopfeslänge, doch im Wortgefecht ziehen sie absolut gleich. Die Kabarettisten erinnern ihr Publikum an zahlreiche Krisen, sensationelle Entscheidungen und den Volten rückwärts, beschert von der Politik. Da nützen selbst zwei Rettungsschirme nichts, aufgespannt von Seibel, denn verlorenes Vertrauen lässt sich nicht so leicht zurückholen. (ado)