Per Beschluss des Stadtparlaments hat die Stadt Karben Qualitätsstandards für ihre Krippen, Kitas und Horte festgelegt. Sie liegen teils erheblich über den Kriterien, die die vorliegende Fassung des hessischen Kinderförderungsgesetzes (Kifög) vorsieht.
Karben. Das Festschreiben der Standards hat der Magistrat selbst vorgeschlagen, die Koalition aus CDU, FW und FDP formulierte es als Antrag. Alle Stadtverordnete stimmten dem in ihrer jüngsten Sitzung zu. Sie kippten damit auch einen Antrag der SPD, die die „Karbener Standards“ nur allgemein festlegen und das Parlament eine Ablehnung des Kifög beschließen lassen wollte. „Man merkt, es ist Wahlkampf“, schüttelt CDU-Fraktionsvize Felix Friedrich den Kopf.
„Alles böse“ sei die Stoßrichtung der SPD, obwohl Karben durch das neue Gesetz pro Jahr 100000 Euro mehr vom Land erhalte, so Friedrich. Kai-Uwe Engel (SPD) jedoch befürchtet, die nun beschlossenen „Einzelfälle“, in denen Krippen- und Kitagruppen „zeitlich befristet“ größer als heute besetzt werden dürften, „werden sicher oft vorkommen“. Dabei müsse man auch die Mehrbelastung der Erzieherinnen berücksichtigen. Deshalb solle Karben nicht nur 17,5 Prozent mehr Mitarbeiter als vorgeschrieben vorsehen, sondern besser 20Prozent. Vor allem könne man „nicht ignorieren“, dass „Hunderte und Tausende auf die Straße gehen“ gegen das Gesetz, findet Engel.
„Grenzen erreicht“
„Wir können nicht heute schon in Vorgriff auf bessere Zeiten Wünsche formulieren“, hält Bürgermeister Rahn dagegen. „20 Prozent sind 800000 Euro mehr Personalkosten, da sind Grenzen erreicht.“ Vielmehr gehe es darum, mehr Betreuungsplätze zu schaffen.
Trotzdem sieht Engel mit den Standards die Qualität längst nicht abgesichert. Da Karben sich unter den Finanz-Schutzschirm geflüchtet habe, könne das Land in schlechten Zeiten womöglich Einsparungen dort einfordern. Nein, sagt der Bürgermeister: „Wir haben es schriftlich vom Sozialminister garantiert bekommen, dass wir nicht von den Standards runtermüssen.“
Bildung für Kita-Teams
Die Qualitätsstandards sehen außerdem unter anderem vor, dass die personelle Grundausstattung in den Kindertagesstätten ausschließlich von Fachpersonal bestritten wird, jede Kita eine Kraft aus dem Freiwilligen Sozialen Jahr zusätzlich hat und sich jedes Kita-Team pro Jahr fünf Tage lang gemeinsam fortbilden kann.
Karbener Eltern können sich demnach über „bedarfsgerechte Öffnungszeiten“ von 7 bis 17 Uhr, durchgehende Betreuung außer in den beiden Schließungswochen am Jahreswechsel sowie über mehr Sonderprojekte für ihre Kinder freuen. (den)