Überraschend hat Susanne Adolph ihren Vertrag als Leiterin der Stadtbibliothek gekündigt. Sie hätte gerne selbstständiger gearbeitet, verabschiede sich aber ohne Groll, sagt sie. Bis zum Frühjahr 2015 soll ihre Stelle neu besetzt sein.
Bad Vilbel. „Ja, ich möchte gehen“, bestätigt Susanne Adolph der „Frankfurter Neuen Presse“. Zwischen dem Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann und ihr habe es „unterschiedliche Auffassungen über die Befugnisse einer Bibliotheksleitung“ gegeben. Sie habe sich gewünscht, selbstständiger arbeiten zu können. „Aber ich will niemand anklagen und gehe ohne Groll“, merkt Adolph an.
Eine spannende Zeit
Der Mai ist ihr letzter Arbeitsmonat, danach werden Überstunden und freie Tage abgetragen. Offiziell endet Adolphs Vertrag im August. Dann will sie nach Hamburg ziehen, wohin die gebürtige Flensburgerin derzeit an Wochenenden pendelt. Die Bad Vilbeler Bibliothek war für Adolph die zweite neue Bücherei, die sie mit aufbauen konnte, und ein ganz besonderes Vorhaben.
„Es war eine sehr spannende Zeit, eine schöne Aufgabe“, sagt sie und lobt ihr Team, das vieles geleistet habe. Fünf Stellen verteilen sich derzeit auf sieben Mitarbeiter plus einem Azubi und Aushilfskräften.
Sie haben die Verdoppelung der Öffnungszeiten und die Erweiterung um 270 Quadratmeter in der Hallenbad-Bücherei auf 1200 zu schultern. Dieser Aufwand ist der Grund, weshalb noch keine Veranstaltungen geplant sind. Sie habe Ideen, sagt Adolph, möchte ihren Nachfolgern aber keine Auflagen machen. Bis zur Neubesetzung der Stelle soll Adolphs Stellvertreterin Bettina Hoppmann-Schrader die Bibliothek in Bad Vilbel kommissarisch leiten.
Drei Jahre vor ihrem Rentenalter sucht Susanne Adolph neue Aufgaben – möglichst im bibliothekarischen Bereich. Sie sei ein Großstadtmensch, meint sie, und gehe abends gerne weg. Zur überraschenden Kündigung nimmt der Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann keine Stellung: „Es gilt der Grundsatz, dass Personalfragen zum Schutz der Arbeitnehmer nicht in die Öffentlichkeit getragen werden.“
Die Haushaltssperre verhindere keine Neubesetzung, erklärt Stadt-Sprecher Bastian Zander. Ab Herbst werde eine Neuausschreibung stattfinden, kündigt Zander an. Im Frühjahr 2015, nach der halbjährigen Wiederbesetzungssperre, könne dann die neue Leitung der Stadtbibliothek anfangen.
„Der Neubau hat mich gereizt, mich zu bewerben“, bekannte die 62-jährige Bibliothekarin, Diplom-Pädagogin und Kulturmanagerin bei ihrer Vorstellung im Juni 2011. Zuvor hatte sie von 1998 bis 2005 die Bücherei in Achim geleitet, dann bis 2009 die neue Flensburger Bibliothek, 2011 arbeitete sie in den Bücherhallen in Hamburg.
Am 2. November 2013 wurde die neue Stadtbibliothek eröffnet. Am ersten Tag waren rund 3000 Besucher ins neue Gebäude geströmt. Am Ende der ersten Woche nach Eröffnung wurden 15 000 Besucher gezählt.