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Als DRK-Helferin im Ahrtal

Melina Schuch (22) aus Klein-Karben ist seit sechs Jahren beim DRK als Sanitätshelferin im Ehrenamt aktiv. Mit diesem Einsatzfahrzeug sind sie und drei weitere DRK-Mitglieder aus dem Wetteraukreis ins Ahrtal gefahren. Foto: Fauerbach
Melina Schuch (22) aus Klein-Karben ist seit sechs Jahren beim DRK als Sanitätshelferin im Ehrenamt aktiv. Mit diesem Einsatzfahrzeug sind sie und drei weitere DRK-Mitglieder aus dem Wetteraukreis ins Ahrtal gefahren. Foto: Fauerbach

Karben. Seit sechs Jahren ist Melina Schuch bei der Ortsvereinigung Karben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Sanitätshelferin im Ehrenamt aktiv. Kürzlich meldete sich die 22-Jährige beim Kreisverband Friedberg als Helferin für einen Einsatz im Hochwasser-Katastrophengebiet. Neben der gebürtigen Klein-Kärberin Melina Schuch meldeten sich drei weitere Helfer aus Bad Vilbel, Ober-Mörlen und Bad Nauheim.

»Möglich wurde meine ehrenamtliche Hilfe durch die Freistellung meines Arbeitgebers, durch die Unterstützung meiner Chefin und der Kollegen«, betont Melina Schuch. Sie hat nach der Mittleren Reife an der Kurt-Schumacher-Schule eine kaufmännische Ausbildung beim Hessischen Rundfunk (HR) gemacht. Inzwischen arbeitet sie als kaufmännische Sachbearbeiterin in der Honorar- und Lizenzabteilung des Fernsehens.

Mit dem Sprinter der Ortsvereinigung Karben chauffierte sie das Wetterauer Helferteam am 2. August sicher zum Einsatzort und am 7. August wieder zurück nach Hause. »Unser Einsatzbefehl lautete, uns auf dem Parkplatz des Haribo-Geländes in der verbandsfreien Gemeinde Grafschaft im Landkreis Ahrweiler zu melden. Dort gab uns die Leitung des Krisenstabes eine kurze Einweisung. Vor Ort waren 250 Einsatzkräfte des DRK aus Hessen«, berichtet Melina.

Schon die Fahrt ins vom Wasser verwüstete Katastrophengebiet im Norden von Rheinland-Pfalz führte die Wetterauer über Straßen, »von denen wir nicht glaubten, auf ihnen fahren zu können«. Überall führte ihr Weg sie vorbei an zerstörten oder stark beschädigten Häusern, eingestürzten Brücken, großen Müll- und Schlammbergen. Überall waren Bürger und Helfer von der Bundeswehr, dem THW und anderen Organisationen dabei, aufzuräumen.

»Ich hatte die Berichterstattung über die Jahrhundertflut in Deutschland, welche in der Nacht zum 15. Juli Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erschütterte, verfolgt. Ich hatte gesehen wie sich kleine Bäche in reißende Flüsse verwandelten, Talsperren überliefen, Brücken einstürzten, viele Ortschaften tagelang von der Außenwelt abgeschnitten waren. Das alles dann vor Ort mit eigenen Augen zu sehen, ist noch einmal etwas ganz anderes, es hat mich förmlich erschlagen«, sagt Melina Schuch.

Gemeinsam mit Helfern aus Groß-Gerau und Marburg wurden die Wetterauer in einer Reha-Klinik in Ahrweiler zwar ohne Strom und Trinkwasser, aber in Einzelzimmern untergebracht. »In einem Bett und nicht auf einer Luftmatratze in einem Zelt zu schlafen, war Luxus pur.«

Eingesetzt wurde sie im Bereich der Spülstraße des DRK-Versorgungszentrums. Auf dem Versorgungsplatz stehen 30 Zelte, acht Feldküchen, zwei Küchen-Einsatzcontainer und eine Großküche, in der für die Helfer und Bürger in umliegenden Ortschaften gekocht wurde. »Zuerst waren wir enttäuscht, dass wir in der Spülstraße eingesetzt wurden. Wir waren doch gekommen, um den Leuten, die ihre Häuser und Existenzen durch die reißenden Fluten verloren haben, zu helfen«, sagt die Karbenerin. Doch dann habe das ganze Team schnell die Wichtigkeit der Aufgabe erkannt. Supermärkte und Geschäfte sind geschlossen, die Leute können sich nicht selbst versorgen. »Ohne saubere Thermoboxen hätte kein Essen abgefüllt und ausgeliefert werden können.«

Am ersten Tag reinigte das Team 100 Thermoboxen, am fünften und letzten Einsatztag mehr als 400 Boxen. Nach dem »Vorspülen« mit einem Hochdruckreiniger, der Grundreinigung und dem Abtrocknen brachte das Team die sauberen Behälter zur Abgabestelle. »Anfangs haben wir alles von Hand gespült, danach bekamen wir eine Spülmaschine und am Ende einen Spülcontainer, der eine super Erleichterung war. Wir haben in zehn- bis 14-Stunden-Schichten gearbeitet. Die Arbeit ging ganz schön auf die Knochen, oft hat man einfach nur noch funktioniert.«

An einem Tag war Melina Schuch an der Essensausgabestelle in Ahrweiler eingesetzt. Dort hatte sie Kontakt zu vielen Opfern der Naturkatastrophe. Eine Seniorin erzählte ihr unter Tränen, dass sie und ihr Mann ihr Haus in der Ahrweiler Altstadt verloren haben und nichts mehr besitzen. »Die Leute suchen das Gespräch. Alle sind froh über die Hilfe, aber auch jemanden zum Reden zu haben, denen sie ihre Erlebnisse schildern können.«

Das DRK hat ein psychosoziales Notfallversorgungs-Team (PSNV) vor Ort, um Betroffenen und Helfern bei der Verarbeitung ihrer Traumata zu helfen. »Es gibt Straßen, in denen sind alle Häuser mit einem roten, aufgesprühten X für den Abriss markiert. Bei anderen, die mit Stützpfeilern im Inneren gesichert wurden, war allein der Blick durchs Fenster schockierend.«

Im Einsatzgebiet erlebte Melina Schuch einen heftigen Starkregen. »Die Leute kamen in Panik aus ihren Häusern gerannt.« Alle hätten Angst vor Regen, aber auch dem Winter, da die Heizungen nicht funktionieren. Am letzten Einsatztag wurden die Wetterauer durch ein DRK-Team aus Bayern abgelöst.

Für die Flutopfer spenden
Wer die Arbeit des DRK im Katastrophengebiet mit einer Geldspende unterstützen möchte, kann diese als Privatperson auf das DRK-Spendenkonto IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07, und als Unternehmen auf das Konto IBAN: DE98 3702 0500 0005 0234 53 überweisen. Nicht vergessen sollten die Spenderinnen und Spender den Verwendungszweck »Hochwasser«, den Namen und die Anschrift anzugeben, damit ihnen eine Spendenquittung zugeschickt werden kann. Alle Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Für Spenden unter 300 Euro kann der Kontoauszug beim Finanzamt eingereicht werden. Ab einer Spende von 25 Euro versendet das DRK automatisch zu Beginn des Folgejahres eine Sammelzuwendungsbestätigung. (fau)