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»Das Musizieren verbindet uns«

Bad Vilbel (fau) Das European Doctors Orchestra spielt im Mai erstmals in der Vilco für Musikfreunde und zwei förderwürdige Projekte. Die Musikerinnen und Musiker finanzieren alle Reise- und Aufenthaltskosten selbst, um sich und anderen mit Musik ein unvergessliches Geschenk zu machen. Spannende Einblicke gibt eine heimische Akteurin.
Üppigen Orchestersound bringt das European Doctors Orchestra, kurz EDO, bei seinem Benefizkonzert am 25. Mai in die Vilco. Das Publikum darf sich auf einen Dreiklang aus Musik, Geselligkeit und einer Initiative für den guten Zweck freuen. Der Reinerlös des vom Lions Club Bad Vilbel-Wasserburg und Rotary Club Bad Vilbel organisierten Konzerts kommt zwei gemeinnützigen Organisationen zugute. Dies sind der Philip-Julius-Verein und der ASB-Wünschewagen.
Mit dem Besuch des Konzertes erfüllen die Musikfreunde schwerbehinderten oder lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen sowie schwerstkranken Menschen in der letzten Lebensphase besondere Wünsche. Dafür sind sie Teil eines besonderen Konzertes mit einem der führenden Laienorchester Europas. Das EDO besteht aus mehr als 100 Ärztinnen und Ärzten aus 17 europäischen Ländern, die virtuos ihre Instrumente beherrschen.
Zu den Medizinerinnen, die in Bad Vilbel beim Europäischen Ärzteorchester mitspielen, gehört Dr. Bettina Leube. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin praktiziert als Hausärztin im Ärztehaus am Park in Bad Nauheim und wohnt mit ihrer Familie in Bad Homburg. Von klein auf war Musik ein wichtiger Teil ihres Lebens. »Nach meiner frühmusikalischen Erziehung im Kindergartenalter erhielt ich mit sechs Jahren den ersten Geigenunterricht«, berichtet sie. Große Motivation für die Musik entwickelte sie allerdings erst ab der siebten Klasse durch das Mitspielen im Schulorchester, das ein »begnadeter Musikpädagoge« als Dirigent leitete. In der Oberstufe spielte sie zusätzlich im Jugendsinfonieorchester mit.
Vier Tage
intensives Proben

»Auch während meines Studiums – Studentenorchester in Freiburg und Wien – und sogar im Ausland an den Universitäten in Georgia und New York City, fand ich immer schnell ein Orchester. Mit dem Wiener Uni-Orchester sind wir sogar im großen Saal des Wiener Musikvereins aufgetreten.«
Nach dem Studium wurde mit Familiengründung und Beruf die Zeit knapp, und zahlreiche Versuche, in einem lokalen Orchester mit wöchentlichen Proben mitzuspielen, musste sie immer wieder aufgeben. »Dann habe ich vom EDO gehört. Solche viertägigen Projekte sind zeitlich leichter zu realisieren neben ärztlicher Tätigkeit und Familienorganisation.« Bettina Leube wird, wie unter anderem ihre Kolleginnen Martina Bürge, Su Kingsley sowie der Kollege Dr. Dave Tomson, ein pensionierter Hausarzt und Oboist, in Bad Vilbel spielen.
Die 96 stark beanspruchten Ärzte aus ganz Europa freuen sich darauf, wieder gemeinsam Musik zu machen, denn »es bereitet uns Freude, gibt uns Sinn und am wichtigsten, es verbindet uns«, sagt Dr. Dave Tomson. Und fügt hinzu: »Wenn wir am ersten Probenabend beginnen, stehen wir vor Hunderten von Notenblättern mit kleinen schwarzen Zeichen. Menschen mit ganz unterschiedlichen Instrumenten, manche haben sich nie zuvor getroffen, andere sind alte Freunde, spielen zunächst Töne, die keinesfalls sendetauglich wären.« Aber zweieinhalb Tage später musizieren sie als Einheit zusammen.
Alle Mediziner haben bereits in ihrer Jugend erfahren, dass Musik sie emotional stark in den Bann gezogen hat. In schlechten Zeiten hat Musik einen tröstlichen Effekt, in glücklichen Zeiten vergrößert sie das Glück. »Das aktive Musizieren, insbesondere in einer Kammermusikgruppe oder in einem Orchester, erfüllt mich jedes Mal mit großer Ehrfurcht«, sagt Bettina Leube. Sie freut sich wie alle anderen auf jedes Konzert, bei dem sie mitspielt, und wenn dann nach vier Tagen intensiver Proben ohne Unterbrechung das ganze Programm präsentiert wird. Für die Ärztinnen und Ärzte ist das Musizieren der perfekte Ausgleich zum Alltag. »Beim Musizieren muss man sich vollständig darauf konzentrieren. Das hat einen sehr ausgleichenden Effekt. Die therapeutische Wirkung auf Körper und Seele sind bekannt.«
Dirigent ist Yordan Kamdzhalov, und das Repertoire setzt sich zusammen aus »Auszügen aus den Carmen Suiten« von Georges Bizet und der »Romantischen« Symphonie Nr. 4 von Anton Bruckner.
Einführung
Bevor das Konzert um 17 Uhr beginnt wird um 16.15 Uhr die Musikwissenschaftlerin Ann Kersting-Meuleman aus Bad Vilbel in das Programm einführen.

J Informationen und Karten für das Konzert am 25. Mai ab 17 Uhr in der Vilco gibt es unter www.kultur-bad-vilbel. de oder unter der Telefonnummer 0 61 01/55 94 55.