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Dem Wald fehlt viel Wasser

Mannshoch ist das Wurzelwerk der Buche, die dem jüngsten Sturm nicht mehr standhalten konnte und quer auf den Weg nach Büdesheim stürzte. Die Trockenheit macht sich im Karbener Wald bemerkbar. Foto: Schenk
Mannshoch ist das Wurzelwerk der Buche, die dem jüngsten Sturm nicht mehr standhalten konnte und quer auf den Weg nach Büdesheim stürzte. Die Trockenheit macht sich im Karbener Wald bemerkbar. Foto: Schenk

Nabu Karben lud zum Waldspaziergang mit Revierförster Richter

Karben. Frühlingserwachen: Überall gibt es was zu sehen und zu hören. Das weiß die NABU-Ortsgruppe Karben. Vom Grillplatz an der Feldcheshohl in Klein-Karben hat sie, begleitet von Revierförster Eckhard Richter, eine Exkursion in den Karbener Stadtwald gestartet.
Der Karbener NABU-Vorsitzende, Fritz Amann, kann fast zwei Dutzend Naturinteressierte zum Waldspaziergang begrüßen. Ab und zu fällt ein zaghafter Sonnenstrahl durch das noch lückenhafte Blätterwerk der Bäume.

Wacklige Nester von Ringeltauben
Revierförster Richter macht auf Ringeltauben aufmerksam, die sich ganz in der Nähe ein Nest gebaut haben. Ringeltauben seien in urbanen Bereichen ein durchaus vertrauter Anblick. Einen fachmännischen Hinweis lässt Richter direkt folgen: »Ringeltauben gehören zu den schlechtesten Nestbauern in der ganzen Vogelwelt. Im Gegensatz zu anderen Vogelarten, die regelrechte Kunstwerke bauen, stecken die Tauben nur ein paar Stöckchen zusammen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass die Eier nicht durchfallen.«

Gleichzeitig spielt sich über den Baumkronen ein seltenes Schauspiel ab: Fünf Mäusebussarde kreisen über dem westlichen Teil des Stadtwaldes. Etwas weiter entfernt klopft ein Buntspecht aufs Holz. Entlang des Hauptwaldweges stoppt der Forstbeamte immer wieder an und gibt seine Expertise zur örtlichen Pflanzenwelt.

1600 Hektar groß ist Richters Revier; der Karbener Stadtwald umfasst insgesamt 230 Hektar. In Teilen handelt es sich dabei um Altholzbereiche, die waldwirtschaftlich zurzeit nicht genutzt werden. In diesen stillgelegten Zonen kann der Wald seinen natürlichen Erneuerungsprozess vollziehen.

Für Tiere ist es der ideale Lebensraum. Ordnungsliebende Menschen könnten sich an der »Unaufgeräumtheit« stören. Die Wildnis mit ihren herumliegenden Baumresten ist gerade so gewollt, wie sie sich darstellt. »Spechte können in den engen Baumhöhlen ohne Probleme ihre Nester bauen«, sagt NABU-Vogelexperte Roland Prinzinger.

Landschaftstypisch besteht der größte Teil des Karbener Waldes aus Laubbäumen, vor allem aus Buchen. Obwohl Nadelhölzer eine eher untergeordnete Stelle einnehmen, gibt es stellenweise Besonderheiten. Eckhard Richter verweist dabei auf den Bestand an Eiben und Küstentannen.

Drei Dürrejahre in Folge belasten
»Kirsche, Lärche und Eiche sind Bäume, die im Altholzbestand nicht alt werden«, erklärt er. »Sie brauchen viel Licht zum Wachsen. Eiben dagegen kommen auch im tiefsten Schatten zurecht. Sie können 2000 Jahre alt werden. In Europa wurde diese Baumart wegen ihrer guten Holzqualität über Jahrhunderte dezimiert. Im Mittelalter entstanden aus dem Holz englische Langbögen und Mobiliar.« Die Küstentanne habe der frühere Revierförster Hans Fleischhauer vor Jahrzehnten im Karbener Wald angepflanzt.

Nach drei Dürrejahren in Folge ist es um den Zustand des Waldes allerdings nicht zum Besten bestellt. Richter zieht eine Parallele zu seinem Revier in Wölfersheim.

»Der Boden ist ziemlich ausgetrocknet. In den vergangenen beiden Wintern hat es keine Grundwasserneubildung gegeben. Man sieht das auch an manchen Brunnen, die versiegt sind.« Damit sich neues Grundwasser bilde, müsse es so viel regnen, dass das Wasser in den Waldboden einsickern kann. »Das braucht aber Zeit, wenn der Boden total trocken ist.« Die Wasserknappheit sei ein großes Problem des Klimawandels.