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Den Kickern vom Kiez gehört ihr Herz

Bernd Matzke (l.) und Alwin Boekhoff unterstützen den Fußballverein St. Pauli mit großer Hingabe. Foto: Niehoff
Bernd Matzke (l.) und Alwin Boekhoff unterstützen den Fußballverein St. Pauli mit großer Hingabe. Foto: Niehoff

Schöneck. Der FC St. Pauli hat mehr als 400 eingetragene Fanclubs. Der Großteil der Fans der Kiezkicker stammt aus dem Stadtgebiet Hamburgs. Doch es gibt es sie in ganz Deutschland. So auch in Schöneck – dem einzigen Pauli-Fanclub im Rhein-Main-Gebiet.
»Wer einmal die Atmosphäre im Stadion am Millerntor beim FC St. Pauli erlebt hat, ist dem Verein verfallen«, schwärmt Alwin Boekhoff noch heute von glorreichen Fußballfesten nahe der Reeperbahn. Ihn, den heute 56-jährigen Volkswirt, befiel das berühmt-berüchtigte St.-Pauli-Fieber als er Freunde zu einem Heimspiel ins Stadion am Millerntor begleitete. »Sobald die ersten Glockenschläge vom AC/DC-Song ›Hells Bells‹ ertönen, hält es keinen mehr auf seinem Platz.« Auch Boekhoff nicht. Und so stimmte er damals sofort in die Anfeuerungsrufe für den FC St. Pauli ein. »Ich habe dieses Gefühl in diesem Stadion noch oft erlebt, auch als ich schon längst nicht mehr aktiv Fußball gespielt habe«, erinnert sich Boekhoff.
Egal ob 1. oder (wie derzeit) 2. Bundesliga, ob die Mannschaft in Führung liegt oder einem Rückstand hinterherlaufen muss, die Fans stehen hinter ihren Kiezkickern und feuern sie leidenschaftlich an. Für Boekhoff war es deshalb selbstverständlich, dass er dem Aufruf zur finanziellen Unterstützung des Vereins beim Umbau des Stadions Folge geleistet hat. 1000 Euro hat er dem Verein geliehen. Und wie versprochen hat er sein Geld nach drei Jahren zurück bekommen – mit 6,5 Prozent Zinsen.
EINE KITA IM STADION
Und von noch einer Besonderheit weiß der eingefleischte Pauli-Fan zu berichten; nämlich vom »Piraten-Nest«. Dies ist eine Kindertagesstätte, die von der Pestalozzi-Stiftung Hamburg betrieben wird und circa 100 Kindern im Alter bis zu sechs Jahren während der Spiele betreuten Aufenthalt bietet.
Als Boekhoff aus beruflichen Gründen dann nach Frankfurt umsiedeln musste und beim Hohen-Straße-Fest in Schöneck auf den dortigen Fanclub des FC St.-Pauli traf, stand sein Entschluss sofort fest: »Da machst Du mit.« 2010 hatte diesen Fanclub Jockel Sust mit einer Handvoll St. Pauli-Begeisterter gegründet. Ähnlich begeistert von dem Hamburger Fußballverein ist Bernd Matzke, ein 44-jähriger Maschinenbauingenieur aus der Nähe von Cottbus. »Ich habe den FC St. Pauli mit meinen Kindern einmal im Spiel gegen Energie Cottbus erlebt und war gleich fasziniert von dem Auftreten der Fans. Wie diese paar Tausend St.-Pauli-Anhänger ihre Mannschaft unterstützt haben, das war schon beeindruckend«, erinnert sich Matzke.
Auch er habe nicht lange überlegen müssen, als es ihn beruflich in den Frankfurter Raum verschlug und er bei einem Fest auf den Schönecker Fanclub traf. Heute führen beide diesen Fanclub als erster und zweiter Vorsitzender an. 26 Mitglieder im Alter von 20 bis 72 Jahren zählt der Pauli-Fanclub mittlerweile.