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Die Rinder von Rendel

Andreas Kaiser hält eine Galloway-Herde – ein Hobby für die ganze Familie

In Rendel stehen die Robust-Rinder von Andreas Kaiser auf der Weide. Der gebürtige Frankfurter züchtet seit einigen Jahren Galloways und seine Herde ist auf 18 Tiere angewachsen. Auch das Fleisch verwertet Kaiser, denn er hat den Beruf des Metzgers in einem Familienbetrieb in Frankfurt-Kalbach.

Karben. „Komm, Gipsy, komm“, Andreas Kaiser ruft, pfeift, und siehe da, unten auf der Wiese rührt sich etwas. Gipsy hebt den Kopf, muht und beginnt den Hang hinauf zu stapfen. Die anderen Jungrinder machen es ihr nach. Nach wenigen Minuten steht eine kleine Herde brauner und weißer Galloways vor ihrem Halter. Kaiser holt aus seinem Sack altbackene Brötchen heraus und schüttet sie auf die Wiese.

Sofort machen sich die Jungtiere darüber her. Sie haben keine Scheu vor Andreas Kaiser, der ihnen den Kopf und die kräftigen Schultern tätschelt. Auch Joki bekommt ein paar Streicheleinheiten ab, ein fast reinweißes, einjähriges Kalb mit braun pigmentierten Ohren und dem typischen, langmähnigen Fell.

Zukunft gesichert

Kaiser hat Joki als Überraschungsgeschenk zu seinem 50. Geburtstag bekommen. Solche Geschenke können kostspielig sein. Die in Zuchtbüchern registrierte Galloways kosten zwischen 600 bis 800 Euro. Seine Galloways hält Kaiser schon seit 2007. Wie kommt ein Metzger dazu, sich als Hobby eine Herde Robustrinder zu halten? „Wir haben vor unserem Haus in Rendel eine Weide, meine Frau hat ein Pferd und mein Schwiegervater Jürgen Fuchs hat viele Jahre lang schottische Hochlandrinder gezüchtet“ erklärt Kaiser. Mit seiner Frau Karin (50) und Tochter Anna (21) wohnt er außerhalb von Rendel, mit Blick auf Wiesen, Weiden und Pferdekoppeln. Hier hat er im Winter Platz für seine Zuchtherde.

Eine Scheune, ein winterfester Unterstand am Haus und eine trittfeste Fläche in der Nähe macht ihm das Versorgen der Tiere im Winterhalbjahr leicht. Dann holt er seine Tiere hierher. Im Frühjahr kommen sie alle wieder auf die Wiesen, die er gepachtet hat, und bleiben dort so lange wie möglich.

Täglich arbeitet Kaiser im vielköpfigen Familienbetrieb im Frankfurter Stadtteil Kalbach, ebenso wie seine Frau, seine Mutter und sein Bruder. Die gut gehende Spezialitäten-Metzgerei in Kalbach haben seine Eltern 1966 gegründet. Vater Günter ist gebürtiger Kalbacher. Die Chance, dass der Betrieb auch in der dritten Generation in der Ortsmitte bestehen bleibt, ist gut: Tochter Anna hat ebenfalls diesen Beruf erlernt.

Gemein hat die Kaiser-Familie in Rendel die Liebe zu den Galloway-Rindern und Pferden, wobei nur die Frauen reiten. Auch um die anfallende Arbeit kümmern sich alle. „Sonst ginge das überhaupt nicht“, sagt Andreas Kaiser.

Er liebt es, an taufrischen Morgen auf der Weide zu stehen und zu schauen, ob Kuh und Kälbchen wohlauf sind. Der tägliche Besuch ist Pflicht. Auch wenn die Galloways robust und genügsam sind, kann er sie nicht sich selbst überlassen. Auf der Wiese unterhalb der Bornmühle hat er eine weitere kleine Herde stehen. Es sind die Muttertiere mit Nachwuchs. Er zählt sie mit Namen auf: Lotte, Lena, Kocko. Auch ein kleiner Leo ist dabei, mit weißem Kopf und braunem Fell. Die Mutter ist ganz dunkel, fast schwarz. Das Kalb trottet hinter seiner Mutter her und sucht hungrig den prall gefüllten Euter.

Geburt steht bevor

„Wo ist Wally?“ fragt sich Kaiser plötzlich besorgt. Er steigt die Wiese herunter und sucht das hochschwangere Muttertier. Ganz am hinteren Ende, wo Bäume Schatten spenden, steht sie seelenruhig. „Das Kalb kann jederzeit kommen“, sagt Kaiser. Er wird am nächsten Morgen um sechs Uhr auf den Beinen sein, um nach Wally zu sehen. „Für mich ist die Arbeit mit den Galloways in erster Linie Entspannung“, sagt Kaiser. Natürlich verkauft er in seiner Metzgerei auch Qualitätsfleisch von den Galloways. Er wirbt damit, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und ein entspanntes, friedliches Leben auf der Weide haben mit täglich frischem Gras und Kräutern.