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Ein Plädoyer für den Frieden

Wo ist ein Ort einen christlichen Standpunkt zu setzen? Der Q1-Religionskurs der Kurt-Schumacher-Schule hat dafür die Kirche in Okarben ausgewählt. Die jungen Leute haben sich angeleitet von Lehrerin Katrin Krogmann (hinten rechts) mit christlichen Werten auch im Hinblick auf die Fußball WM in Katar auseinandergesetzt. Foto: Schenk
Wo ist ein Ort einen christlichen Standpunkt zu setzen? Der Q1-Religionskurs der Kurt-Schumacher-Schule hat dafür die Kirche in Okarben ausgewählt. Die jungen Leute haben sich angeleitet von Lehrerin Katrin Krogmann (hinten rechts) mit christlichen Werten auch im Hinblick auf die Fußball WM in Katar auseinandergesetzt. Foto: Schenk

Karben. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar wird bald Geschichte sein. Vielen Menschen kann das gar nicht schnell genug gehen. Am Ende eines schweren Jahres konnte auch der Fußball keine positiven Signale in die Welt senden. Woran soll man eigentlich noch glauben, wenn selbst die WM als Hoffnungsträger nicht mehr richtig funktioniert?
Vielleicht sind es eher Ereignisse im Kleinen, die jetzt Mut machen. Ein solches hat eine Gruppe junger Menschen aus Karben ins Leben gerufen. Sie haben den Mega-Event in Katar aus christlicher Sicht reflektiert und ihre Standpunkte aufgezeigt. Das Resultat wirkte wie ein Fingerzeig.
Jugendliche im
moralischen Zwiespalt

Am vergangenen Donnerstagabend konnte man diesem »Mutmacher« in der evangelischen Kirche in Okarben erleben. Der Q1-Religionskurs der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) inszenierte dort eine Adventsandacht der etwas anderen Art. Im Beisein von Angehörigen, Freunden, Lehrerinnen und Lehrern sprachen die Jugendlichen nicht nur über Missstände in Katar. Sie stellten zudem ihre eigene Positionierung zum Thema Christsein vor und suchten nach solidarischen Lösungsansätzen für alle Menschen. Pfarrvikarin Lydia Katzenberger, die den erkrankten Pfarrer Eckart Dautenheimer vertrat, hieß die Schülerinnen und Schüler in der Kirche willkommen.
Während der Andacht vermieden es die Protagonisten bewusst, mit dem Finger auf andere Glaubensgrundsätze zu zeigen. Die Welt sei allgemein als ein großer und in weiten Teilen grausamer Ort bekannt. Könne man sich in diesem Jahr überhaupt noch auf Weihnachten freuen, wollte eine Schülerin wissen. »Jetzt ist Advent, aber worauf sollen wir noch hoffen?«
Ein Klassenkamerad beschrieb die WM in Katar als »moralischen Zwiespalt«. Auf der einen Seite stünde der Fußballsport mit all seinen Emotionen und seiner Fähigkeit, Grenzen zu überwinden – auf der anderen Seite könne man die vielen Toten, die es beim Bau der Stadien gegeben habe, nicht einfach so vergessen. »Das Geschehene kann niemand mehr rückgängig machen«, mahnten die Jugendlichen. »In der Zukunft müssen Grundrechte für alle Menschen zum Standard werden. Zu unserer Verantwortung wird es gehören, auf Worte Taten folgen zu lassen.«
Dieses Bekenntnis zur Mitverantwortung klang fast nach einem Versprechen. Es wirkte aber keineswegs aufgesetzt oder effekthascherisch. »Akzeptieren, respektieren, wenn wir etwas besser machen können, müssen wir es der Welt zeigen« – die Jugendlichen äußerten ihre Ambitionen klar. »Die Göttlichkeit, für die Jesus einstand, steckt in uns allen. Frieden ist möglich, wenn wir ihn alle in uns tragen«. Zwischen den Textbeiträgen sang der Unterstufen-Chor der Kurt-Schumacher-Schule Adventslieder. Robert Krebs begleitete die Veranstaltung an der Orgel. Der Religionskurs hatte für alle Gäste »One World, One Pride«- Sticker in Regenbogenfarben vorbereitet, die verteilt wurden. Speziell war auch der Segensspruch: Er wurde mit weiblichen Artikeln vorgetragen.
Kooperation zwischen
Schule und Gemeinde

KSS-Lehrerin Katrin Krogmann unterrichtet den Q1-Religionskurs. Nach der Andacht berichtete sie über die Zeit der Vorbereitung. »Fast einen Monat lang haben die jungen Leute Recherchen zu dem Thema durchgeführt und an ihren Texten gefeilt. Zusammen ist es uns gelungen, einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre eigenen Gedanken und Ideen darstellen konnten.« Über allem habe immer die Frage gestanden: Was hat das eigentlich mit uns zu tun? Schnell sei klar geworden, dass man ähnlichen Missständen auch hierzulande entgegentreten müsse.
Katzenberger und Krogmann äußersten den Wunsch, dass die seit mehreren Jahren bestehende Kooperation von Kirchengemeinde und Schule weiter wachsen möge. Von Jürgen Schenk