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Ein zauberhaftes Dankeschön

Wie macht er das nur? Nicolai Friedrich errät Zahlen und Orte aus den Gedanken einer zufällig ausgewählten Person aus dem Publikum. Foto: Schenk
Wie macht er das nur? Nicolai Friedrich errät Zahlen und Orte aus den Gedanken einer zufällig ausgewählten Person aus dem Publikum. Foto: Schenk

Karben. Für 210 Karbener war der Freitagabend ein magischer Abend. Im großen Saal des Rathauses genossen sie eine besondere Show. Ohne Masken. Alle geimpft, genesen oder getestet. Ein Bild, das schön und fremd zugleich war.
Es war eine Show, wie sie die Stadt lange nicht mehr gesehen hatte. Alles drehte sich um das Publikum selbst. Um die Menschen, die anderen in den dunkelsten Monaten geholfen haben. Die Stunde der stillen Helden hatte geschlagen.
In einer kurzen Ansprache brachte es Bürgermeister Guido Rahn auf den Punkt: Die Veranstaltung sei ein großes Dankeschön für alle, die sich während der Corona-Pandemie engagiert hätten. Nicht aber die Stadt Karben habe die Auswahl getroffen, sondern ihre Einwohner selbst. »Irgendwann kam die Idee auf, eine Danke-E-Mail einzurichten«, erklärte Rahn. »Auf diesem Weg konnte man eine Person vorschlagen, die sich für andere Menschen eingesetzt hat. Anhand der Vorschläge hätten wir den Saal zweimal vollkriegen können.«
Zu diesem Kreis gehörten natürlich auch die ehrenamtlichen Vereine und Institutionen in Karben. Doch Vereinsfunktionäre sollten an diesem Abend nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eher erkannte man die »Leute von nebenan« im Publikum: Nachbarn, die Nachbarn halfen, indem sie Einkäufe erledigten oder Behinderte im Rollstuhl durch den Ort schoben. Oder eine Mutter mit zwei kleinen Kindern, die von der Nachbarsfamilie aufgefangen wurde, nachdem ihr Mann kurz vor Weihnachten überraschend gestorben war. Die Hilfsbereitschaft in Karben war groß. Und dem Bürgermeister musste man ein »feines Händchen« attestieren, denn er verzichtete auf einzelne Namen und Leistungen in seiner Ansprache.
Die eigentliche Magie begann aber erst, als ein ehemaliger Petterweiler auf die Showbühne kam. Nicolai Friedrich benötigte nur wenige Minuten, um die Anwesenden mit seiner Zauberkunst in pures Staunen zu versetzen. Weltweit gilt er als einer der besten Mentalmagier. Er beherrscht nicht nur völlig irrationale Zaubertricks, sondern auch die Illusion des Gedankenlesens.
Sechs Richtige plus Superzahl
Gepaart mit Charisma und komödiantischen Talent eroberte er die Herzen des Publikums im Handumdrehen. Beim Zuschauen zweifelte man am eigenen Verstand und versuchte dem Magier irgendwie auf die Schliche zu kommen – ohne Erfolg. Vielleicht kann Friedrich ja wirklich in die Köpfe von anderen Personen schauen, deren Geburtsdaten erraten, sechs Richtige plus Superzahl beim Lotto tippen und Tische durch die Gegend schweben lassen. Immerhin sei er doch auf die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei gegangen, so wie Harry Potter vor ihm. Das würde dann auch erklären, warum ein Seil anstatt der üblichen zwei plötzlich vier Enden hatte und Geldscheine in seinen Händen ihren Wert änderten.
»Leider verlassen mich meine Zauberkräfte, wenn ich von der Bühne gehe«, scherzte Friedrich. Schon als Kind habe er ein Zauberer sein wollen. Jetzt sei das seine Realität. Aber: Was ist Realität und was Illusion? Friedrich schaffte es, die Gedanken der Zuschauer im Bürgerzentrum Kopf stehen zu lassen. Und am Ende brachte ihm sein »zauberhafter« Auftritt stehende Ovationen ein.
In dieser Art gab es bisher noch keine Dankeschön-Veranstaltung in Karben. Bürgermeister Rahn machte jedoch deutlich, dass weitere folgen werden. Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigte er noch einmal seine Freude über die gelebte Hilfsbereitschaft.
Von Jürgen Schenk