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Fünf Hennen und ein Hahn

Roderich Urban füttert die Hühner am ASB-Seniorenheim regelmäßig. Foto: Privat
Roderich Urban füttert die Hühner am ASB-Seniorenheim regelmäßig. Foto: Privat

Bewohner des ASB-Seniorenheims freuen sich über tierische Gesellschaft

Karben. In tierischer Gesellschaft leben die Bewohnerinnen und Bewohner des ASB-Seniorenheims in Karben  seit einiger Zeit. Eine Hühnerschar stolziert tagsüber dort in einem umzäunten Gartenbereich umher. Fünf Hennen und ein Hahn freuen sich mit den Menschen zusammen über die immer wärmer werdende Frühlingssonne.
An kühleren Tagen schauen die Seniorinnen und Senioren dem Treiben vom Fenster aus zu. Einige lassen sich trotzdem zu einem Gartenspaziergang animieren. Denn nach Monaten voller Kontaktarmut und Isolation kommt langsam wieder Bewegung in den Heimalltag. Die Hühner, so hat es den Anschein, stören sich an den menschlichen Beobachtern überhaupt nicht. Im Gegenteil: Sie picken und scharren um die Wette und laufen zutraulich nur wenige Zentimeter entfernt zwischen Rollstühlen und Rollatoren herum. Genau diesen Effekt wollte der Karbener Bürger Roderich Urban, angeregt durch einen Fernsehbericht, erreichen. Mit der Hühnergesellschaft im Garten wollte er für die alten Menschen etwas Interessantes und Lebendiges schaffen.

Nähe zu den Tieren weckt Erinnerungen
Längst ist die Neugierde von den Heimbewohnern auch auf das Personal übergesprungen. Doch weckt die Nähe zu den Tieren besonders bei den Alten viele Erinnerungen. Sie erzählen dann von einer Zeit, als Schlagwörter wie Unterzentrum, Mittelzentrum oder Neue Mitte noch in keinem Sprachschatz vorkamen. Die meisten Bewohner kommen aus den früher selbstständigen Karbener Stadtteilen und damit »vom Land«. Dort war Hühnerhaltung etwas völlig Normales und Teil der Selbstversorgung.

Geschützt vor Fuchs und Marder
Hühner und Stall sind eine Spende des SPD-Ortsvereins Karben, dem auch Roderich Urban angehört. Regelmäßig schaut der Mann nach dem Rechten, füttert die Hühner und reinigt den Stall. Kälteempfindlich seien sie eigentlich nicht, erklärt Urban. Trotzdem kämen sie nachts in den Stall, um vor Fuchs und Marder geschützt zu sein. »Zusätzlich zu dem, was sie beim Picken finden, bekommen sie idealerweise Körnerfutter. Brotreste sind weniger geeignet«, weiß Urban.
Bei der Hühnerauswahl handelt es sich nicht um sogenannte Hybrid-Rassen, die gezüchtet werden, um möglichst viele Eier in kurzer Zeit zu legen. Vielmehr hat man darauf geachtet, dass besonders schöne Rassehühner als »Hingucker« in den ASB-Garten einziehen. Dazu gehören Sundheimer, Isbar und Strupphuhn. Alle drei gelten außerdem als ruhig. Sie haben eine Lebenserwartung von ungefähr 15 Jahren.

»Ihre gelegten Eier dürfen allerdings im Karbener Seniorenheim weder zubereitet noch verzehrt werden«, sagt Susanne Krejcik von der ASB-Öffentlichkeitsarbeit. »Präventiv will man damit Salmonellen-Vergiftungen und andere Erkrankungen bei den teilweise geschwächten Menschen vorbeugen. Um die Weiterverwendung der Eier kümmert sich Roderich Urban privat.«
Das Projekt wird von allen als Zugewinn angesehen. Viele Bewohner ließen sich nun eher zum Gang ins Freie motivieren ließen, weiß das Betreuungspersonal. Eine Runde um die Hühner gehe immer, dabei kämen die Leute miteinander ins Gespräch. »Es ist eine tolle Abwechslung für die Bewohner, gerade in der Corona-Zeit, und etwas sehr Lebendiges«, betont Mona Raab vom Sozialdienst.