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»Für Conti-Schließung gibt es keine Gründe«

Diskussionsrunde zum Thema Conti-Schließung (von links): Bürgermeister Guido Rahn, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Stefan Neugebauer, IG-Metall-Vertreter Michael Erhardt, Moderator Stephan Theiss und Betriebsratsvorsitzender Frank Grommeck. Foto: Niehoff
Diskussionsrunde zum Thema Conti-Schließung (von links): Bürgermeister Guido Rahn, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Stefan Neugebauer, IG-Metall-Vertreter Michael Erhardt, Moderator Stephan Theiss und Betriebsratsvorsitzender Frank Grommeck. Foto: Niehoff

Karben. Die angekündigte Schließung des Continental-Werkes in Karben beschäftigt zurzeit nicht nur die betroffenen rund 1100 Mitarbeiter, sondern auch die politischen Gremien der Stadt. Jetzt gab es eine Diskussion dazu im Internet.
Seit Beginn der Corona-Krise hatte der CDU-Stadtverband aktuelle Themen aufgegriffen, um sie via Livechat mit den Bürgern zu erörtern und so zu zeigen, dass sich die Politik selbst in so schwierigen Zeiten nicht hinter verschlossene Türen zurückzieht. Der Zuspruch war immer recht groß. Zum Teil über 2000 Internetznutzer schauten sich die Chats oder deren Aufzeichnungen an. Und weil derzeit viele Karbener die Zukunft des Continental-Standorts bewegt, hatte die CDU Vertreter der Betriebsleitung, der Belegschaft und der Gewerkschaft zu einem Livechat aus dem Rathaus mit Bürgermeister Guido Rahn (CDU) eingeladen.
Die Betriebsleitung musste ihre Teilnahme absagen. Sie darf sich zurzeit nicht zum Thema Schließung in der Öffentlichkeit äußern. Deshalb nahmen an der Diskussionsrunde am Donnerstagabend, die von dem CDU-Vorstandmitglied Stephan Theiss moderiert wurde, außer dem Bürgermeister der Karbener Conti-Betriebsratsvorsitzende Frank Grommeck, sein Stellvertreter Stefan Neugebauer und der Vertreter der IG-Metall, Michael Erhardt, sowie für die Karbener Politik noch der FW-Vorsitzende Thorsten Schwellnus teil.
Erst spät informiert
Die Bürgerinnen und Bürger konnten die Runde dabei über Facebook nicht nur live mitverfolgen, sondern sie konnten jederzeit eigene Fragen einbringen. Dieses Mal ein Problem, wie sich später herausstellte, weil die Technik nicht mitspielte und die Übertragung zu leise war.
Theis eröffnete die Runde mit einem kurzen Sachstandbericht. Der Betriebsratsvorsitzende Grommeck schilderte die Ereignisse der letzten Monate. Danach sei die Belegschaft über die Schließung des Standortes erst Anfang September auf einer Betriebsversammlung informiert worden. »Auch mit dem Betriebsrat war zu diesem späten Zeitpunkt darüber noch keine Silbe gewechselt worden«, erklärte Grommeck kopfschüttelnd. Am 30. September habe dann der Aufsichtsrat der Schließung zugestimmt. »Von unseren Mitarbeitern versteht das keiner. Erst Ende vergangenen Jahres haben wir als Werk mehrere Auszeichnungen für Erfindungen und Innovationen erhalten«, wunderte sich auch Neugebauer. Auch der kurzzeitige Stillstand des Werkes im Mai sei nur erfolgt, weil die Zulieferer nicht mehr liefern konnten, und nicht etwa weil die Nachfrage nach den Produkten aus dem Karbener Werk ins Stocken geraten sei.
»Das sind alles Punkte, die uns dazu veranlassen, jetzt erst richtig loszulegen. Uns geht es jetzt nicht mehr um das Wie der Schließung, sondern um das Ob. Weder aus betriebswirtschaftlichen Gründen noch aus strukturellen oder aufgrund von Auswirkungen der Pandemie lässt sich eine Schließung begründen«, machte der Gewerkschaftsvertreter Erhardt Hoffnung deutlich. Sie würden deshalb momentan an Ideen arbeiten, mit denen das Werk fortgeführt werden könne, wenn auch vielleicht in einem etwas verkleinertem Rahmen.
Das begrüßte dann auch Rahn. Die Stadt habe zwar keinen direkten Einfluss auf das Geschehen innerhalb der Firma, doch versuche sie alles, um den Beschluss der Schließung wieder rückgängig zu machen. »Wir empfinden nicht nur Mitgefühl mit den Conti-Mitarbeitern und deren Familien, sondern auch für die Stadt hat dies große Auswirkungen. War doch Conti einer unserer großen Gewerbesteuerzahler«, sagte Rahn. Nach der gut einstündigen Diskussionsrunde zog Rahn gegenüber dieser Zeitung ein erstes Resümee: »Mich hat erfreut, dass die Gewerkschaftler selbst in dieser schwierigen Situation sich so flexibel zeigen. Sie akzeptieren, dass es zu Änderungen kommen muss und wollen daran mitarbeiten«, meinte Rahn.