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„Funktioniert wieder!“ – Repair-Café im Müze-Treff

Elf Reparateure stehen den Besuchern im Reparatur-Café in Burg-Gräfenrode mit Rat und Tat zur Seite. Koordinatorin Gabriele Ratazzi-Stoll (rechts) hat alles im Blick. Foto: Lori
Elf Reparateure stehen den Besuchern im Reparatur-Café in Burg-Gräfenrode mit Rat und Tat zur Seite. Koordinatorin Gabriele Ratazzi-Stoll (rechts) hat alles im Blick. Foto: Lori

Karben. Mit dem Reparatur-Café greift das Mütter- und Familienzentrum Karben den Nachhaltigkeitsgedanken auf. Seit Februar 2016 tüfteln ehrenamtlich tätige Fachleute an jedem ersten Donnerstag im Monat an mitgebrachten defekten Gegenständen. Die Bilanz ist beachtlich und die nachhaltige Erfolgsquote hoch.
Helge Gottschalk, Kaufmann aus Kloppenheim, tüftelt an einem CD-Player. Das Kassettenteil ist defekt. Warum er schließlich aufgibt, erklärt er Besitzerin Monika Franke mit wenigen Worten. »Das Problem ist nicht, das Gehäuse zu öffnen, doch die Schrauben sitzen so tief, dass ich keinen geeigneten Schraubenzieher habe, um sie fassen zu können«, sagt Gottschalk. Er schlägt vor, die Reparatur zu Hause in seiner Werkstatt durchzuführen. Franke willigt zufrieden ein. »Es gibt immer Kleinigkeiten, die zu reparieren sind, doch ich bin alleinstehend und kann mir oft nicht helfen, da ist ein Reparatur-Café ideal«, sagt sie.
VIELE STAUBSAUGER
Viele Dinge bringe er sich durch Learning by Doing bei, berichtet Gottschalk. Auch der Austausch mit den Nachbarn an den Nebentischen sei mitunter lehrreich, um sagen zu können: »funktioniert wieder«.
Am Nebentisch tüftelt Wolfgang Puth an einem etwas größeren Gerät. »Es ist ein Turmventilator, der nicht mehr anspringt«, sagt Nathalie Schneibel aus Groß-Karben. Puth führt dies auf eine fehlende Stromzufuhr am Motor zurück. Inge Weber hat ihren 15 Jahre alten Staubsauger mitgebracht, weil die Bürste quietscht. Ingenieur Andreas Heckmann nimmt den Motor unter die Lupe und ölt ihn ein. »Eventuell fehlt die Schmierung«, sagt er.
Viele Geräte können laut Heckmann mit einfachen Handgriffen wieder zum Laufen gebracht werden. Bei Geräten, die solide gebaut seien, könne die Lebensdauer auf diese Weise verlängert werden. Es seien erstaunlich viele Staubsauger unter den zu reparierenden Geräten. Reparatur und ehrenamtliche Hilfestellung sind kostenlos, Werkzeuge sind vor Ort vorhanden. Es geht um die Hilfe zur Selbsthilfe.
»In drei Jahren wurden bisher 538 Gegenstände in das Reparatur-Café gebracht, davon 417 Elektrogeräte, aber auch Kleidung, Fahrräder, Möbel, Spielzeug, Koffer, Handtaschen und Uhren«, sagt Koordinatorin Gabriele Ratazzi-Stoll. Insgesamt elf Reparateure und Näherin Karen Dröll stehen den Besuchern hilfreich zur Seite.
ERSATZTEIL BESORGEN
Etwa 20 bis 25 Geräte werden pro Termin gebracht. Von den gebrachten Gegenständen konnten 50 Prozent repariert werden. In 18 Prozent der Fälle konnte eine Empfehlung ausgesprochen werden, wie der Gegenstand wieder funktionstüchtig gemacht werden kann. Sind Ersatzteile nötig, werden sie besorgt und beim nächsten Mal ins Gerät eingebaut. Oft ist ein Gerät nicht wirklich hin, sondern muss nur gewartet werden.
Mit dem Reparaturerfolg tragen die ehrenamtlichen Fachleute zu Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Müllvermeidung bei. Nur in einem Drittel aller Fälle war eine Reparatur unwirtschaftlich oder unmöglich. »Viele Besucher wollen nur die Gewissheit, ob es sich noch lohnt, das Gerät reparieren zu lassen, um es, ist das nicht der Fall, dann mit gutem Gewissen entsorgen zu können«, sagt Ratazzi-Stoll.
Die Idee eines Reparatur-Cafés ist nicht auf Karben beschränkt; es gibt Initiativen in den umliegenden Kommunen wie in Nidderau, Bad Vilbel oder Friedberg.