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Geduld ist lernbar

Für Trainer Amir Mustafic ist der Aufstieg des FV Bad Vilbel Teil eines Prozesses

2013 war Amir Mustafic beim FV noch als Spielertrainer aktiv. Foto: Eckhardt
2013 war Amir Mustafic beim FV noch als Spielertrainer aktiv. Foto: Eckhardt

Am 30. März 2019 wird der FV Bad Vilbel 100 Jahre alt. Er begeht dieses Jubiläum als Mitglied der Fußball-Hessenliga, in die er nun nach elf Jahren zurückkehrt.

Bad Vilbel. Im Frühjahr 1992 stieg der FV Bad Vilbel erstmals in die Oberliga Hessen auf und hielt sich dort bis 2007. In den 15 Jahren in Hessens höchster Fußballklasse gehörte der Verein phasenweise zu den Top-Adressen, hatte mit Leuten wie Spielmacher Albert Repp, Torhüter Holger Zimmer und Stürmer Saber Ben Neticha (um nur einige zu nennen) über die Jahre manchen herausragenden Oberligaspieler in seinen Reihen.

Im Jahr 2000 verpasste der FV Bad Vilbel unter Trainer Karl-Heinz Volz nur ganz knapp den Gewinn der Hessenmeisterschaft, die damals ausgerechnet an den Nachbarn und Erzrivalen KSV Klein-Karben ging. Wenn Gegner wie Klein-Karben, Kickers Offenbach, der FSV Frankfurt, Viktoria Aschaffenburg, Borussia Fulda oder Darmstadt 98 kamen, waren in jener Zeit vierstellige Besucherzahlen keine Seltenheit. Auch gegen die Amateure von Eintracht Frankfurt gab es legendäre Spiele.

Seit 2007 hielt sich der FV immer in der Verbandsliga, wenn auch 2011 erst in der Relegation. In den letzten beiden Jahren wurde man dort jeweils Dritter und hat nun als Meister den Aufstieg in die Hessenliga geschafft.

Vater des Bad Vilbeler Erfolges ist zweifellos Trainer Amir Mustafic. Der kam einst als Spieler von der SG Hoechst 2002 zunächst zum KSV Klein-Karben. In Bad Vilbel gab er ab 2012 zunächst den Spielertrainer und tat sich schwer, als Spieler ganz aufzuhören. Heute ist er 43 Jahre alt und hat schon geraume Zeit nicht mehr gespielt, dafür längst die Trainer-A-Lizenz erworben. Und er hat es geschafft, sich in guten wie in schlechten Zeiten auf sportliche Dinge zu konzentrieren.

An Mustafics Seite wirkt seit 2013 Willi Eckhardt. Ehe der heute 63-Jährige Vereinsvorsitzender wurde, ging es nicht immer so seriös zu am Niddasportfeld wie jetzt – große Pläne und Träume zerplatzen wie Seifenblasen. Unter Eckhardt kehrte Ruhe ein. Und so konnte sich Bad Vilbel in den letzten drei Jahren buchstäblich an die Hessenliga herantasten. Lehrreich war das 2:2 bei der danach abgemeldeten Zweiten Mannschaft von Kickers Offenbach am letzten Spieltag der Saison 2015/16, das noch Platz zwei und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde kostete.

Die zurückliegende Saison entpuppte sich schnell als Zweikampf mit Türk Gücü Friedberg. Vor allem die Serie zwischen dem 15. September 2017 und dem 15. April 2018 war beeindruckend. 42 von 48 möglichen Punkten holte der FV da. Und trotzdem wurde es zwischenzeitlich noch einmal spannend, denn im April ließ der FV einige Punkte liegen und verlor Platz eins an Friedberg. Dann aber schwächelte auch der Konkurrent, und am vorletzten Spieltag verwandelte Bad Vilbel in Alsbach den Matchball und wurde vorzeitig Meister.

Kleiner Umbruch

Mit dem Aufstieg steht nur ein kleiner Umbau an. Torhüter Robin Orband kann aus beruflichen Gründen nicht mit in die Hessenliga gehen. Was schade für den Verein ist, denn er gehörte neben Kapitän Nuh Uslu, Torben Knauer, Torjäger Lukas Knell und Routinier Jonas Grüter sicher zu den herausragenden Persönlichkeiten in einem Team mit vielen guten Fußballern. Als Ersatz wurde Patrick Rühl von Bayern Alzenau geholt.

Als Neuzugänge stehen auch Nick Volk (Sportfreunde Siegen), Ugur Arslan (Teutonia Watzenborn), Tim Tilger (Usinger TSG) und Travis Parker (Hanauer SC) fest. „Das sind Spieler, die zu unseren Möglichkeiten passen“, sagt Mustafic, der in Sachen Neuverpflichtungen den gleichen Gedanken hat wie in Sachen sportliche Ziele: „Man kann im Fußball nichts mit Gewalt erreichen. Eine Mannschaft zu entwickeln ist ein Prozess.“ So habe er mit den Jahren auch als Trainer festgestellt: „Man lernt, geduldig zu sein“ – auch in einer Meistersaison. Als es während der Hinrunde die erste kleine Krise in Vilbel gab, habe die Mannschaft sich selbst wieder aufgerichtet, in der schwierigen Phase im April habe er dann etwas nachgeholfen: „Es ist in die Köpfe reingegangen, dass wir nicht wieder das Gleiche erleben wollen wie im Jahr davor, als wir am Ende Dritter waren.“