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»Hildegard« will wohl nicht zurück

Zur Begrüßung sitzt Pfauhenne »Hildegard« morgens vor dem Schlafzimmerfenster einer Petterweiler Familie. Foto: Schenk
Zur Begrüßung sitzt Pfauhenne »Hildegard« morgens vor dem Schlafzimmerfenster einer Petterweiler Familie. Foto: Schenk

Karben. Vor etwa zwei Monaten bekamen die Anwohner der Vilbeler Straße in Petterweil plötzlich tierischen Besuch. Ein bunter Vogel ließ sich am südlichen Ende des Ortes nieder. Genauer gesagt handelt es sich um eine Pfauhenne, die auf den Namen »Hildegard« hört. Besonders wohl scheint sich Hildegard wechselweise auf den Anwesen Vilbeler Straße 30, 32 und 34 zu fühlen.
Fünfmal
das Ziel verfehlt

»Nachts schläft sie auf den Dächern, tagsüber traut sie sich oft auch in die Nähe von Menschen«, erzählt Anwohnerin Chantal-Isabell Busch. »Die Kinder aus der Straße sind ganz verrückt mit dem Tier. Obwohl Hildegard unheimlich lieb ist, hält sie doch immer einen gewissen Abstand.« Vor einiger Zeit seien die Feuerwehren aus Petterweil und Okarben mit mehreren Einsatzfahrzeugen angerückt, um den Pfau einzufangen. Ein Veterinär habe es von der Feuerwehr-Drehleiter mit Betäubungspfeilen versucht, aber fünfmal danebengeschossen. Letztlich sei der ganze Aufriss umsonst gewesen, sagt Busch.
Als Besitzer des Pfaus ist Landwirt Albrecht Gauterin ausgemacht worden. Auf seinem Hof befindet sich ein Pfauen-Gehege. »Während eines turbulenten Kindergeburtstages wurde versehentlich das Gehege geöffnet, sodass alle Tiere entweichen konnten«, berichtet Gauterin. »Es ist uns gelungen, vier Pfauen wieder einzufangen. Der fünfte hat es allerdings bis nach Petterweil geschafft.« Ortsunkundige müssen dazu wissen, dass der Hof mit dem angrenzenden Fußballgolf-Platz ein ganzes Stück vom Petterweiler Ortsrand entfernt ist.
Besitzer und Anwohnerschaft stehen der Situation jetzt einigermaßen ratlos gegenüber. Immer wieder finden sich in den Gärten an der Vilbeler Straße Kadaver von Mäusen und kleineren Vögeln. Chantal-Isabell Busch erzählt darüber hinaus von Fäkalien und zerkratzten Gartenmöbeln. Für diese unhaltbaren Zustände müsse dringend eine Lösung gefunden werden. Sie mahnt: »Der Vogel muss zurück in eine artgerechte Haltung kommen, egal wie schwierig das Einfangen auch wird.«
Gilt die Lady nun als ausgewildert?
Ein neuerlicher Versuch scheint tatsächlich das Mittel der Wahl zu sein. Auch Albrecht Gauterin würde ein solches Vorgehen am ehesten befürworten. Man habe immer gehofft, dass das Tier irgendwann von alleine zurückkomme. Doch die Anwohner hätten es angefüttert und somit an ein neues Umfeld gewöhnt. »Ein Tierarzt hat mir persönlich mitgeteilt, dass der Pfau inzwischen als verwildert anzusehen sei«, fügt Gauterin hinzu.
Busch tritt dem Vorwurf des Anfütterns entgegen. Von Anfang an sei das Tier lediglich mit Wasser versorgt worden. Bleibt zu hoffen, dass trotz solcher Kontroversen eine Lösung im Sinne des Tierwohls gefunden werden kann. »Vielleicht findet sich ja ein Platz irgendwo in einem Wildpark«, hofft die Anwohnerin. (jüs)