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Hochklassiges Festkonzert

Blick auf das mit 13 Musikerinnen und Musikern sprich in halber Besetzung spielende MainKammerOrchester Frankfurt. Foto: Christine Fauerbach
Blick auf das mit 13 Musikerinnen und Musikern sprich in halber Besetzung spielende MainKammerOrchester Frankfurt. Foto: Christine Fauerbach

Karben. Rendel feiert in diesem Jahr sein 1250-jähriges Bestehen mit zahlreichen Veranstaltungen. Ein erster Höhepunkt war das »Festkonzert« mit dem Main-Kammer-Orchester Frankfurt.
Seit mehr als 20 Jahren verzaubert das 2003 von Amateur-Musikern aus Frankfurt und Umgebung gegründete Main-Kammer-Orchester seine Fans. Gemanagt wird es von Martin Roth aus Rendel. Am Sonntag spielten 13 Musiker des Orchesters beim Festkonzert im Rahmen der 1250-Jahrfeier im Dorftreff Rendel. Einstudiert hatten die Musiker mit ihrem Leiter, dem Violinisten Puschan Mousavi Malvani, für das Konzert mit dem Titel »Die Jahreszeiten im Wandel« bekannte Werke wie Vivaldis »Die vier Jahreszeiten op. 8«, Tschaikowskys »Die Jahreszeiten« und Dvoráks »Romanze f-moll op. 11«.
Musik von Telemann
bis Bach

Doch die Musiker mussten kurzfristig umplanen, wie Moderator Martin Roth das Publikum im voll besetzten Dorftreff informierte. Denn ihr Leiter und Solist hatte sich am Tag zuvor an der Hand verletzt und lag im Krankenhaus. Damit konnte das einstudierte Programm nicht gespielt werden. Doch die Musiker bewiesen Flexibilität. Dank der guten Vernetzung untereinander fanden sie mit der Oboistin Bettina Crass aus Rödermark eine neue Solistin. Und gaben mit dem gespielten Repertoire eine überzeugende Antwort auf die Bitte der Jubiläums-Organisatoren, »musikalisch etwas auf die Beine zu stellen«.
Zur Eröffnung spielten die Musiker vom Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann (1681-1767) die »Sinfonia«. Telemann, der zu Lebzeiten sogar Bach und Händel an Popularität übertrumpfte und in seiner Frankfurter Zeit als einer der am besten verdienenden Bürger galt, hat ein umfangreiches und vielfältiges Werk hinterlassen. Er komponierte in 86 Lebensjahren mehr als 3600 Stücke. Mit der »Sinfonia« erhielt das Publikum einen Einblick in das facettenreiche Werk des Multi-Instrumentalisten und kreativen Komponisten.
Von Deutschland reiste das Orchester danach mit seinen Zuhörern nach Venedig. Dort lebte und wirkte der Violinist und Komponist Tomaso Giovanni Albinoni (1671-1751). Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Telemann gilt Albinoni als Bewahrer und nicht als Erneuerer der Musik. Das Main-Kammer-Orchester Frankfurt interpretierte im Dorftreff das »Oboenkonzert, Opus 9« von Albinoni mit Solistin Bettina Crass.
Weiter im Programm ging es mit einer Komposition für neun Streichinstrumente und einem Basso continuo, dem »Brandenburgischen Konzert Nr. 3 G-Dur, BWV 1048« von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Gewidmet hat Bach seine sechs Brandenburgischen Konzerte dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg, die er im Jahr 1721 veröffentlicht hat. Dieser hatte sie beim Komponisten für sein Hoforchester in Auftrag gegeben. »Diese Komposition vereint in ihrer komplexen Struktur je drei verschiedene Geigen-, Bratschen- und Cellostimmen und eine Bassstimme«, sagte Martin Roth.
Von Bach zum Tango
Vor allem im ersten Satz ist dieser Dialog zwischen den neun Streichern zu hören. Der Dialog basiert auf einem extrem reduzierten musikalischen Material, einer Wechselnote, aus der fast der ganze Satz besteht, aber immer wieder neu kombiniert wird. Das Stück besteht aus zwei Sätzen, die verbunden sind durch eine Kadenz. Die stürmisch herbeigeklatschte Zugabe war zugleich ein Genrewechsel. Sie wurde gegeben mit einem 1921 komponierten Tango von Carlos Gardel (1890-1935).
Stephan Kuger bedankte sich im Namen des Publikums für das abwechslungsreiche sowie hochklassige Festkonzert. Er regte an, das ursprünglich angekündigte Konzert »Die Jahreszeiten im Wandel« im kommenden Frühjahr im Dorftreff aufzuführen.
Die Konzertbesucher nutzten anschließend die Möglichkeit, sich über das zuvor Gehörte bei Rendeler Spezialitäten auszutauschen und den Musikern des Main-Kammer-Orchesters für ihren Einsatz zu danken. Von Christine Fauerbach