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Klein, aber mit Qualität

Der Trog ist shcon gut gefüllt: Albrecht Kaiser aus Ober-Erlenbach hat eine Streuobstwiese mit acht Apfelbäumen, von denen zwei getragen haben. Foto: Fauerbach
Der Trog ist shcon gut gefüllt: Albrecht Kaiser aus Ober-Erlenbach hat eine Streuobstwiese mit acht Apfelbäumen, von denen zwei getragen haben. Foto: Fauerbach

Karben. Mit der Ernte der Äpfel hat auch die Kelterzeit begonnen. »Sie ist für uns die wichtigste Zeit des Jahres«, sagt Geschäftsführer Volker Thoma von der Kelterei Rapp’s in Karben. Aus Äpfeln der Region und darüber hinaus stellen die 80 Mitarbeiter vier Apfelweine, einen gespritzten Ebbelwoi sowie die Spezialität »Süßer« her.
Beim Blick ins bereits mittags gut gefüllte, 75 Tonnen fassende Silo der Kelterei hüpft das Herz von Schoppepetzern (Apfelweinliebhaber) und Apfelsaftfans vor Freude: Fast gefüllt liegen hier rote, gelbe und grüne Äpfel sowie einige Birnen und Quitten. Sie alle warten auf ihre Weiterverarbeitung.
Ist das Silo gefüllt, wird Wasser hinzugefügt. Bevor die Äpfel gepresst werden, sortieren Mitarbeiter per Hand faules Obst aus. Dann wird das Kelterobst gepresst und der Saft in Tanks oder Flaschen gefüllt. Mit der vollautomatischen Abfüllanlage können bei »Rapp’s« 20 000 Flaschen pro Stunde abgefüllt werden. Die Hassia-Tochter ist der bundesweit größte Apfelwein-Abfüller und der größte regionale hessische Saftproduzent.
Geschäftsführer Thoma beurteilt die Qualität der diesjährigen Ernte wie folgt: »Der Säurewert war bereits bei den frühen Sorten gut. Die Ausbildung der Süße, das heißt der Umwandlungsprozess von Stärke in Fruchtzucker, war weitestgehend abgeschlossen.« Allerdings sei die Quantität »nicht üppig«. Der Fachmann sagt: »Es wird eine mittlere Ernte. Die Äpfel sind in den letzten Jahren aufgrund der Trockenheit tendenziell kleiner als früher.« Die Anlieferer kommen laut Thoma aus Karben, Bad Vilbel, der restlichen Wetterau, dem Main-Kinzig-Kreis und aus Frankfurter Stadtteilen. Viele Anlieferer würden ihre Früchte ernten, obwohl diese noch nicht reif seien. »Früher wurde das Kelterobst vor allem im Oktober geerntet. Seit 15 Jahren hat sich die Ernte um rund vier Wochen nach vorne verlagert«, weiß Thoma. Ein Grund sei, dass Baumbesitzer dann ernteten, wenn sie Zeit und Lust hätten und das Wetter schön sei.
Wer ziehen muss, ist zu früh dran
»Ein Apfel ist reif, wenn er sich leicht vom Baum löst. Testen kann man dies, wenn man den Apfel vorsichtig anhebt und ein bisschen dreht.« Wer richtig ziehen müsse, sollte die Früchte noch hängen lassen, rät der Experte. Auch ein Blick auf die Kerne aufgeschnittener Äpfel und Birnen hilft, um den Reifegrad zu erkennen. Sind die Kerne leicht braun, sind die meisten Sorten reif für die Ernte.
Im Garten von Michael Burkhardt aus Altenstadt-Höchst stehen fünf Apfelbäume. »Der Ertrag ist dieses Jahr eher schlecht, nur zwei Bäume haben getragen. Granny Smith lagere ich ein, Ontario bringe ich zum Pressen.« Albrecht Kaiser aus Ober-Erlenbach hat acht Apfelbäume auf seiner Streuobstwiese stehen, von denen nur zwei getragen haben. Werner Hummler aus Frankfurt-Harheim bringt Birnen und Äpfel von seiner Streuobstwiese vorbei.
Nicht zu den Lieferanten, sondern zu den Abnehmern gehört Landwirt Peter Werner aus Nieder-Wöllstadt. Er holt bei »Rapp’s« seit zehn Jahren Apfeltrester, um ihn direkt an seine 100 Rinder zu verfüttern oder in der Silage für den Winter einzulagern.
Während der Traktor mit dem voll beladenen Trester-Anhänger vom Gelände fährt, kommen neue Lieferanten angefahren. Sie können für ihr Kelterobst zwischen Getränkegutscheinen, Süßen oder Barauszahlung wählen. Annahmezeiten für Äpfel, Birnen und Quitten sind montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 8 bis 15 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr (samstags ist keine Barauszahlung möglich). Auf dem gesamten Betriebsgelände in Karben gilt Mundschutzpflicht und ein Mindestabstand von 1,50 Metern.