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Kritik am Ginkgo

Das gelbmarkierte Feld soll der neue Hundeplatz werden, weit genug weg von der Wohnbebauung und auch bereits im Eigentum der Gemeinde. Foto: Niehoff
Das gelbmarkierte Feld soll der neue Hundeplatz werden, weit genug weg von der Wohnbebauung und auch bereits im Eigentum der Gemeinde. Foto: Niehoff

Niederdorfelden. Eine Neuanpflanzung der 43 Bäume in der Berliner Straße bereitet den Gemeindevertretern offenbar größere Probleme. Vor allem die favorisierten Ginkgo-Bäume stoßen auf Widerstand.
Als vor kurzem die 43 Bäume in der Berliner Straße der Axt zum Opfer fielen, war die Aufregung groß in der Gemeinde. Vor allem wurde die Notwendigkeit der Fällaktion angezweifelt. Dabei hatten Sachverständige bestätigt, dass der größte Teil der Bäume krank gewesen sei und auch der Rest aufgrund der falschen Anpflanzung kaum eine Chance auf Überleben habe.
Um die letzten Zweifel an der Notwendigkeit der Aktion auszuräumen, wurde kürzlich in die Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Kulturausschusses Anfang letzter Woche die Baumsachverständige Dr. Theresa Rühl vom Ingenieurbüro für Umweltplanung eingeladen, die über die Pflanzfehler vergangener Zeiten berichtete und auch Vorschläge für eine neue Bepflanzung machen sollte.
Rühl wies in der Sitzung daraufhin, dass vor allem der Klimawandel mit seinen trocknen und sehr heißen Sommer den Bäumen das Überleben schwer mache. Hinzu käme in der Berliner Straße, dass dort die Bauminseln viel zu klein seien und deshalb nicht genug Wasser für Bäume hätte gespeichert werden können. Deshalb müsse neu geplant werden.
Nach Vorstellung der Baumsachverständigen sollten für die Neubepflanzung verschiedene Baumarten ausgewählt werden, die vom asiatischen Ginkgo ergänzt würden. Zusätzlich sollte für eine blütenreiche Untersaat am Fuß der Bäume gesorgt werden, um Insekten einen geeigneten Lebensraum zu bieten. Außerdem müssten die neuen Bauminseln mindestens 12 Kubikmeter groß sein, um bessere Überlebenschancen für die Bäume zu bieten.
Gerade die Ginkgo-Bäume seien als Straßenbäume geeignet, weil sie sehr widerstandsfähig sind, tolerant gegenüber Hitze, Trockenheit und Streusalz und zudem über eine attraktive Blattform und -färbung verfügen.
Allerdings riechen ihre weiblichen Blüten unangenehm und werden deshalb von Insekten und Vögeln gemieden.
Dagegen regte sich anschließend sofort Kritik. »Gibt es denn keine Bäume mit höhere Biodiversität als die Ginkgos«, fragte Sandra Eisenmenger (Grüne). Die gebe es schon, lautete die Antwort der Sachverständigen, doch müsse der zukünftige Standort und seine nicht gerade günstige Umgebung als Straßenbaum in Betracht gezogen werden. »Der Mix zwischen einheimischen Bäumen und dem Ginkgo ist halt entscheidend«, so Rühl.
Als auch noch andere Redner ihre Probleme mit dem Ginkgo äußerten, machte Bürgermeister Klaus Büttner (SPD) den Vorschlag, dass das Umweltbüro bis zur nächsten Sitzung einen (Pflanz-) Vorschlag erarbeiten soll und dass dann darüber weiter beraten werden soll.
Ein Baum spielte anschließend auch bei der Beratung über die Erweiterung der Flüchtlingsunterkunft an der Berger Straße eine Rolle. Da das Aufnahmekontingent der Gemeinde auch ohne die Ukraine-Flüchtlinge schon erschöpft war, sollen neue Wohncontainer angeschafft werden, die weiteren 42 Flüchtlingen Unterkunft bieten. 950.461,50 Euro sollen diese Container kosten. Und da es schnell gehen muss, schlägt der Gemeindevorstand vor, sie aus den Erträgen des Neubaugebietes »Bachgange« zu finanzieren. Anderenfalls müsste ein Nachtragshaushalt erstellt werden. Dagegen erhoben sich keine Einwände im Ausschuss.
Problematisch sahen dann jedoch einige Ausschussmitglieder, dass ein alter Baum den neuen Containern weichen muss. »Wenn wir den Standort für die Container deswegen jetzt noch ändern wollen, dann brauchen wir eine neue Baugenehmigung. Und das wird dann Herbst«, so Büttner. Er schlug deshalb vor, zwei Bäume an anderer Stell als Ersatz pflanzen zu wollen.
Probleme gibt es auch noch mit dem Hundeplatz. Zwar wurde ein neuer Standort südlicher der Bundesstraße B 521 gefunden, der auch mit 1250 Quadratmetern doppelt so groß wie der erste Vorschlag ist, doch auch in diesem Fall wollen einige Hundebesitzer nicht mitziehen.
Da aber die Leinenpflicht für Hunde während der Brut- und Setzzeit verbindlich sein soll, dies aber von der Eröffnung eines Hundeplatzes abhängig gemacht wird, besteht für die Politik Handlungsdruck. Der soll in der nächsten Gemeindevertretersitzung am 28. April mit einem endgültigen Beschluss gelöst werden.
Von Jürgen W. Niehoff