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Lenny will Bäume pflanzen

Projektsteuerung: Lennys Zentrale befindet sich in einem kleinen Schuppen neben dem Haus. Foto: Jürgen Schenk
Projektsteuerung: Lennys Zentrale befindet sich in einem kleinen Schuppen neben dem Haus. Foto: Jürgen Schenk

Karben. Lenny Kraut ist mit seinen fast zehn Jahren schon ein richtiger kleiner Visionär. Wie sonst hätte seine Idee zum Aufforsten des Karbener Waldes im vergangenen Jahr derart große Kreise ziehen können?
Wer Lenny Kraut kennenlernt, merkt sofort: Der Junge hat klare Vorstellungen, wie die Welt um ihn herum aussehen soll. Und er ist dafür bereit, mit einer Spendenbox durch die Karbener Straßen zu laufen, an den Haustüren zu klingeln und mit dem Bürgermeister in Kontakt zu treten.
Sein Plan ist ambitioniert und für einen Noch-Grundschüler nicht gerade alltäglich: Auf einem Dreiecksgelände zwischen Stadtwald und Staatswald, nahe der Biogas-Anlage, sollen bald 8000 Bäume gepflanzt werden.
Im Herbst, wenn Witterung und Bodenverhältnisse günstig sind, steht die Verwirklichung des Projekts an. Die Selzerbachschule in Klein-Karben, wo Lenny die vierte Klasse besucht, möchte bei der Aktion mitwirken. An helfenden Händen dürfte es dann wahrscheinlich nicht mangeln. »Wir müssen Bäume pflanzen, die die Trockenheit gut aushalten können«, weiß der »Umweltaktivist« aus Klein-Karben. Eichen und andere einheimische Laubbäume seien dafür geeignet, ergänzt seine Mutter Kim Kraut. Eines habe man inzwischen gelernt: Nicht jeder Baum wachse auf jedem Untergrund.
Überrascht von
Spendenbereitschaft

Rein mathematisch ist die Rechnung einfach: Ein Baum kostet ungefähr drei Euro, für 8000 Bäume bräuchte er also 24000 Euro. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das Spendensammeln aber natürlich mit einigem Aufwand verbunden. Zusammen mit seiner Mutter wählt der junge Mann zunächst einen Bezirk in Karben aus und geht anschließend dort von Haustür zu Haustür. Eine solche Tour dauert immer nur so lange wie Lenny möchte, selten aber länger als eine Stunde. Von der Spendenbereitschaft sind Mutter und Sohn positiv überrascht. Fast immer seien die Leute bereit, etwas für den guten Zweck zu geben, erzählen die beiden.
Lenny nennt einen Betrag zwischen drei und 20 Euro, mit dem er normalerweise rechnen könne. »Einmal habe ich über 20 Euro nur in Kleingeld bekommen«, sprudelt es aus ihm heraus. »Das hat ganz schön gedauert, bis wir die ganzen Geldstücke zu Hause gezählt hatten.« Erfolgreich waren auch seine Sammelaktionen auf dem Wochenmarkt an der katholischen Kirche, im Fass-Baumarkt und auf dem Weihnachtsmarkt. Bei letzterer Aktion konnte man Lenny als lebenden Baum bewundern. Das gesammelte Geld überweisen die Krauts später auf ein städtisches Konto, auf dem auch schon Spendenbeträge verschiedener Parteien eingegangen sind.
Kim Kraut ist bei den Touren ihres Sohnes immer dabei. Sie weiß, dass das Ansprechen fremder Menschen für ihn anstrengend werden kann. »Wir lassen Lenny ganz alleine entscheiden«, erklärt sie. »Wir wollen ihn zu nichts drängen. Wenn er nicht mehr möchte, darf er einfach aufhören. Während der dreiwöchigen Weihnachtsferien hat er zum Beispiel ganz pausiert.«
Lenny denkt ja auch nicht nur ans Bäumepflanzen. Zusammen mit seinen Freunden buddelt er gerne in der Erde, baut Hütten in den Garten und richtet sie mit allem ein, was eine Unterkunft so bieten muss. Mit seinen »gefühlten« zehn Jahren hat der Neunjährige jetzt die unterste Altersstufe aller Entdecker und Erfinder erreicht.
Auch Müllsammeln
kann sich lohnen

Fußball- und Gitarrespielen sind weitere Hobbys. Zuletzt ist noch ein neues Betätigungsfeld hinzugekommen: Müllsammeln. Auch das kann sich in Karben lohnen, wie die Familie festgestellt hat. In Klein-Karben, aber nicht nur dort, findet man in den Straßen jede Menge Plastikmüll, leere Flaschen und anderes. Häufig handelt es sich noch um Reste des Silvesterfeuerwerks. Da könne man eigentlich direkt die nächste Initiative starten, sagt Lenny. An Ideen für die Zukunft dürfte es ihm also nicht mangeln.

Auf Instagram
Wer Lenny Kraut bei seinem Waldprojekt unterstützen möchte, kann unter dem Betreff »Lennys Baumspende« einen Betrag auf das städtische Konto (IBAN: DE69 5185 0079 0110 0000 30) entrichten. Alle Aktivitäten rund um das Projekt können auf Instagram »lennys_baumprojekt« verfolgt werden. Von Jürgen Schenk