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Sozialdemokraten setzen auf jungen Vorstand und neue Themen

Nicht der Staffelstab wird übergeben, sondern der rote Ordner: Christine Zobeley und Jürgen Bothner. Foto: Niehoff
Nicht der Staffelstab wird übergeben, sondern der rote Ordner: Christine Zobeley und Jürgen Bothner. Foto: Niehoff

Mit einem neuen, stark verjüngten Parteivorstand sucht die Karbener SPD ihren Weg aus dem Tal der Tränen. Der aber setzt nach den Worten des neuen Parteivorsitzenden Jürgen Bothner einen langen Atem und viel Mut voraus.

Karben. Dass sich viele Karbener Genossen nach einer besseren Zukunft sehnen, das verdeutlichte schon allein die Anwesenheit von 65 Besuchern – über einem Drittel der Mitglieder sind zu der neuerlichen Versammlung erschienen.

Zunächst wurde beschlossen, den Vorstand drastisch zu verkleinern, und zwar von bisher mehr als 20 Personen auf jetzt nur noch neun Mitglieder.

Als Grund nannte Kai Grunenberg, der später zum neuen Kassierer gewählt wurde, größere Flexibilität und wesentlich schnellere Entscheidungswege. Anschließend hatte Jürgen Bothner, der neue Hoffnungsträger der Kärber Sozialdemokratie, das Wort.

Obwohl erst vier Jahre ansässig in Karben und bisher auch nicht aktiv im SPD-Ortsverband, versprach der 53-jährige Gewerkschaftsfunktionär, die Karbener Sozialdemokraten retten zu wollen. Allerdings nicht alleine, weil er in seinem Job als Landeschef der Gewerkschaft Verdi in Hessen noch sehr stark beruflich eingebunden sei, sondern zusammen mit seinen acht neuen Vorstandskollegen.

Bothner will den neuen Vorstand wie eine Segelcrew verstanden wissen. „Im Hafen ankernd, darf und kann vieles diskutiert oder hinterfragt werden. Auf hoher See hingegen kann so ein Verhalten alle und alles gefährden.“

Damit fordert der neue Parteichef, der mit nur einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen ein sehr überzeugendes Wahlergebnis einfuhr, vor allem Geschlossenheit und breite Unterstützung. Dazu möchte er Themen aufgreifen, die ihm aus der „Froschperspektive eines normalen Bürgers“ auffallen.

Rundum sorglos

Als Beispiel nannte Bothner die Fördervereine für Schulen, die wesentlich zum Schulalltag der Kinder beitrügen. „Warum übernimmt der Staat da nicht die Verantwortung und schafft ein Rundum-Sorglos-Paket für die Kinder?“ Spenden statt städtisch-staatlicher Unterstützung kann seiner Ansicht nach nicht die Lösung sein. Und genau deshalb müsse das hinterfragt werden.

Auf Fragen baut er seine Strategie auf, denn Fragen hätten ungeahnte Kräfte. Mit den richtigen Fragen könnten Informationen gewonnen, Beziehungen aufgebaut, Interessen und Einstellungen von anderen erkundet und Handlungen aufeinander abgestellt werden. Der neue Vorstand werde deshalb viele Fragen stellen, um zu ergründen, wie Gutes noch besser gemacht werden könne, denn Patentrezepte habe auch er nicht. Bothners neue Mannschaft ist noch sehr jung, zwei Mitglieder sind erst 17 Jahre alt.

Auch seine Stellvertreterin Nora Zado, Studentin im Bereich vergleichender Religionswissenschaften und aktives Mitglied der Antifaschistischen Bewegung, ist erst Mitte 20.

Aus dem alten Vorstand wurden mit Ludwig Gresch (68) als Schriftführer und Beisitzerin Anja Singer (37) lediglich zwei Personen mit Erfahrung übernommen. Zu Beisitzern gewählt wurden : Angela Georgis (41), Nikita Golygin (17), Helge Gottschalk (58) und Marcel Kalif (17).