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Nidda zum Genießen

Umweltministerin Hinz übergibt Förderbescheid zur Renaturierung

Bürgermeister Guido Rahn erhält aus Händen von Umweltministerin Priska Hinz den Förderbescheid zur Renaturierung der Nidda. Foto: Zöllner
Bürgermeister Guido Rahn erhält aus Händen von Umweltministerin Priska Hinz den Förderbescheid zur Renaturierung der Nidda. Foto: Zöllner

Fast ein wenig aufgeregt schien Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU), als Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) den Förderbescheid zur Nidda-Renaturierung im Stadtzentrum überbrachte. Die Neugier lag in der Frage begründet, wie hoch der Landeszuschuss zur Umweltmaßnahme ausfalle. Rahn wurde nicht lange auf die Folter gespannt. Von den 3,6 Millionen Euro, die das Projekt kostet, fließen Fördermittel von 2,436 Millionen Euro.

Karben. Sechs Jahre sind von den ersten Ideen bis zur Planung ins Land gegangen. „Ich hoffe, dass die Renaturierung jetzt umso schneller realisiert werden kann“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Laut Aussage des Gewässerökologen Gottfried Lehr (Bad Vilbel), der schon in der Nachbarstadt die Renaturierung begleitet hat, könnten die Arbeiten innerhalb eines halben Jahres abgeschlossen sein.

„Die 1,5 Kilometer sind ja kein großer Abschnitt“, betont Lehr, der die ersten Pläne erstellt hatte. Die Nidda wird dann an vielen Bereichen direkt zugänglich sein. „Man kann seine Füße dort ins Wasser halten, es wird aber kein Badefluss werden“, betonte Lehr.

Bei den Planungen mussten viele Dinge berücksichtigt werden. Zum einen wurde mit den Anwohnern darüber gesprochen, die Bedenken wegen übertretenden Wassers hatten. Zum anderen waren an den Gesprächen auch die Karbener Naturschutzverbände BUND und Nabu beteiligt. „Was die Sache aber am meisten hinausgezögert hat, war die Verlegung der Leitungen“, sagt der Rathauschef. Unter anderem liegen in Flussnähe Telefonkabel, Leitungen für Gas, Wasser und Strom.

Viel zu schnell

Umweltministerin Hinz betonte, wie wichtig eine Renaturierung in der heutigen Zeit sei. „Man sieht es am Klimawandel und der damit verbundenen Hochwasserproblematik. Die Nidda hat ja einen Leidensweg hinter sich. Als sie in den Kanal gedrängt wurde, ist sie um die Hälfte gekürzt worden“, sagte sie. Es gebe viele ökologische Gründe, die für das Projekt sprächen, darunter die Entfaltung von Flora und Fauna. „Es ist eine Notwendigkeit, der Bevölkerung Erlebnisräume zu schaffen, um sie an die Natur heranzubringen“, sagte sie.

Kanalisierte Flüsse hätten das Problem, dass die Fließgeschwindigkeit des Wassers viel zu hoch sei. Gerade zuletzt mit den vielen und heftigen Starkregen seien die Flüsse und Kanäle schnell übergetreten. Die Fördergelder in Höhe von 2,4 Millionen Euro stammen aus dem Landesprogramm „Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz“ und werden für eine umfangreiche Renaturierungsmaßnahme eingesetzt.

Dr. Jürgen Becker, Nabu-Vorsitzender in Karben, befürwortet die Renaturierung: „Das hat bis jetzt alles viel zu lange gedauert. Ich bin froh, wenn sie endlich umgesetzt wird.“ Dem stimmt auch Ulrike Loos, Vorsitzende beim BUND, zu, allerdings mit Einschränkungen. „Man kann im Stadtgebiet nicht von einer richtigen Renaturierung sprechen, was aufgrund der baulichen Situation auch nicht geht. Es wird naturnaher, aber auch das ist schon etwas wert“, sagt Loos.

Sie findet es positiv, dass die Bewohner im Stadtbereich direkt an den Fluss können. „Wenn man sie so an die Thematik heranführt, dann setzen sie sich eher dafür ein, die Natur zu erhalten. Zudem werden auf diese Weise hoffentlich die Außenbereiche besser geschützt“, hofft sie.

Loos nutzt gleich die Gelegenheit, um Rahn und Lehr auf etwas aufmerksam zu machen: „In dem Bereich der Skateanlage wachsen Herkulesstauden.“

Kampf gegen Stauden

Die müssten mit Wurzel entfernt werden, „damit wir uns nicht mit der Renaturierung die Pest ins Haus holen“. Helfer des BUND kämen nicht mehr damit nach, die Pflanze auszustechen.

Nun sucht die Stadt Karben ein Planungsbüro. Zehn Bewerber haben dazu Angebote abgegeben, darunter auch Gewässerökologe Lehr. Berücksichtigt werden muss auch die Brut- und Setzzeit. „Wir müssen mal schauen, ob wir erste Arbeiten schon im Herbst machen lassen können“, sagt Rahn. Er rechnet mit dem Beginn nicht vor Januar oder Februar 2017.