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Noch immer fehlt der Klang

Wann wird sich die Kirchentür von St. Michaelis in Klein-Karben endlich wieder für Konzertbesucher öffnen? Der Vorsitzende des Förderkreises »Musik in der Kirche«, Horst Heckel, hat darauf noch keine Antwort. Foto: Schenk
Wann wird sich die Kirchentür von St. Michaelis in Klein-Karben endlich wieder für Konzertbesucher öffnen? Der Vorsitzende des Förderkreises »Musik in der Kirche«, Horst Heckel, hat darauf noch keine Antwort. Foto: Schenk

Karben. Wenn Horst Heckel in Klein-Karben Leute trifft, wird er oft auf die Konzerte in der Kirche angesprochen. Wann es denn endlich wieder losgehen könne, will man wissen. Doch eine Antwort darauf kann der Vorsitzende des Förderkreises derzeit nicht geben.
Dass er nicht wisse, wann es in St. Michaelis wieder Konzerte geben könne, tue ihm in der Seele weh, sagt Horst Heckel. Wie sollte es auch anders sein? Seit einem Jahr sind nicht zuletzt die Kulturschaffenden in einer hilflosen Situation. Die Pandemie hat ihr Werken und Wirken größtenteils zum Stillstand gebracht. Und Kammermusik vor Publikum, wie in der Klein-Karbener Kirche, muss wohl noch längere Zeit auf einen Neustart warten.
Die Geschichte des vergangenen Jahres ist für Heckel, den Vorsitzenden des Förderkreises »Musik in der Kirche«, und seine Unterstützer eine bittere. »Alle Termine standen, das Programmheft für die Konzertsaison war längst gedruckt«, blickt er zurück. »Ab Mai wollten wir starten. Vorher sollte am 22. März unser Jubiläumskonzert stattfinden, denn der Förderkreis feierte 2020 sein 30-jähriges Bestehen. Tatsächlich blieb aber der Auftritt eines Bläserquintetts im Februar bis dato das letzte Konzert.«
Förderkreis hat 50 Mitglieder
Im Mai habe alles zunächst besser ausgesehen, erinnert sich Heckel. Die Kirchen durften mit strengen Hygienekonzepten wieder öffnen. Aber eben jene Beschränkungen hätten musikalischen Darbietungen in der Kirche einiges an Atmosphäre geraubt. Initiator Heckel erinnert bei seiner Schilderung an die bauliche Besonderheit der Michaeliskirche, die Höchstgrenze von 25 Personen und deren ungünstige Verteilung im Innenraum. »Die Aufteilung der Gäste ist für die Durchführung eines Konzertes ungeeignet. Aber die Abstandsregeln müssen nunmal eingehalten werden«, erklärt er. »Zum Druck eines neuen Programmheftes kam es dann gar nicht mehr. Der sechsköpfige Vorstand hatte nach langen Überlegungen entschieden, alle Termine abzusagen.«
Trotz dieser »bitteren Pille«, die der Förderkreis und damit auch die Kirchengemeinde Klein-Karben schlucken musste, existiert doch ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen: Man hat keinen Druck, unbedingt finanzielle Gewinne einfahren zu müssen. Es gibt keine laufenden Kosten, der Verein finanziert sich auch über die Mitgliedsbeiträge. Aktuell gehören 50 Personen dem Förderkreis an. Wenigstens von dieser Seite aus könne man entspannt sein, fügt der Vorsitzende hinzu.
Freunde der Kammermusikreihe müssen dennoch geduldig sein. Wann sich wieder Konzertbesucher in größerer Zahl zusammenfinden können, werden die nächsten Wochen zeigen. Nach Klein-Karben kamen in der Vergangenheit immer zwischen 70 und 90 Gäste, in der Spitze gelegentlich auch über 100. Dazu brachten die Musiker häufig noch ihre eigenen Leute mit. Der »Fan-Kreis« ist längst nicht mehr auf Karben beschränkt, sondern erstreckt sich bis nach Bad Vilbel, Wöllstadt und Niddatal. »Durch die voranschreitenden Impfungen hoffen wir auf eine Entspannung der Lage im Sommer. Dann können wir noch ein Programm auf die Beine stellen. Auch kurzfristig organisierte Veranstaltungen wären denkbar«, zeigt sich Heckel vorsichtig optimistisch. Alles hänge letztlich an den Abstandsregeln und an der Frage: Wie entwickelt sich das Infektionsgeschehen?
Gute Gespräche mit den Künstlern
Trotz aller Widrigkeiten scheint seine Motivation für die Zukunft ungebrochen zu sein. »Ich mache so lange weiter, wie ich kann. Spaß habe ich immer noch jede Menge bei meiner Tätigkeit. Spannend sind im Vorfeld vor allem die Gespräche mit den Musikern während der Proben, das gegenseitige Kennenlernen. Dann trifft man in der Kirche auf Künstler in Jeans und Pullover, mit denen man sehr gute Gespräche führen kann.«
Spaß bereiten ihm außerdem Spaziergänge in der Natur, die er mit seiner Frau zusammen unternimmt. Das Ehepaar liebt die Landschaft rund um Karben, vor allem den Karbener Wald. Zwei Stunden täglich könnten da schnell zusammenkommen.
Von Jürgen Schenk