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Nun müssen sie weg!

Gas-Leitung im Boden: Stadtwerke wollen vier Platanen fällen

Ihr letzter Sommer: Die vier Platanen an der Straße Am Breul sollen gefällt werden. Ihre Wurzeln bedrohen eine Gasleitung, die unter dem Gehweg verläuft. Alle übrigen Bäume auf dem Parkplatz des Hallenfreizeitbades bleiben aber stehen. Foto: den
Ihr letzter Sommer: Die vier Platanen an der Straße Am Breul sollen gefällt werden. Ihre Wurzeln bedrohen eine Gasleitung, die unter dem Gehweg verläuft. Alle übrigen Bäume auf dem Parkplatz des Hallenfreizeitbades bleiben aber stehen. Foto: den

Schon in diesem Herbst sollen die vier Platanen in der Klein-Karbener Straße Am Breul gefällt werden. Die Anwohner ärgern sich seit vielen Jahren über den Dreck der Bäume. Doch für den Einsatz der Kettensäge gibt es nun einen trifftigen Grund: Gas-Gefahr.

Karben. Sie mag es gar nicht glauben. Angelika Berg fragt nochmal nach: „Wirklich?“ Werden die vier Platanen gegenüber ihres Grundstücks tatsächlich gefällt? Jahr um Jahr bescheren die hohen Bäume am Rand des Parkplatzes des Karbener Hallenfreizeitbades ihr und ihren Nachbarn nichts als Ärger.

Das Problem sind die Hinterlassenschaften der Platanen, allen voran die Früchte und ihre Haare. „Sie verkleben alles.“ Blätter und Rindenteile haften überall an, auf Wegen, Straße, Wiesen, Grundstücken. Mit einfachem Wegkehren ist es daher meist nicht getan. Weil die klebrigen Überbleibsel auch alle Einläufe zusetzen, steht dieser Teil der Straße Am Breul bei Regen nicht selten unter Wasser.

Seit Jahren fordern die Anwohner eine Lösung von der Stadt. „Einen massiven Rückschnitt, damit wir weniger Dreck haben“, erklärt Angelika Berg. Die Bäume stehen auf städtischem Grund, genauer: auf jenem der Stadtwerke, zu denen das Hallenfreizeitbad gehört.

Rückschnitt zu teuer

Gerade erst zu Jahresbeginn hatten die Stadtwerke jegliche Hoffnungen der Anwohner zerstört und entschieden: Die Bäume bleiben stehen, werden auch nicht massiv zurückgeschnitten. Das könnte die Platanen zu stark schädigen und erforderte regelmäßige, teure Nachschnitte.

Nun aber kommt eine 180-Grad-Wende: „Die vier Platanen werden gefällt“, kündigt der für die Stadtwerke zuständige Stadtrat Michael Ottens (FW) an. Denn im Boden unter dem Gehweg verlaufe eine Gasleitung. Anwohner hätten die zuständigen Netzdienste Rhein-Main der Mainova aufmerksam gemacht. Die prüfte die Situation und forderte nun die Stadtwerke zum Handeln auf, erklärt Ottens. „Es besteht die Gefahr, dass die Wurzeln der Platanen die Gasleitung beschädigen.“ Daneben verläuft auch eine Trinkwasserleitung der Stadtwerke.

Bei Fachfirmen erkundigte sich Stadtwerke-Betriebsleiter Michael Quentin nach Lösungen. Die Wurzeln müssten erheblich zurückgeschnitten und mit einem Wurzelvorhang von der Gasleitung ferngehalten werden. „Ein massiver Eingriff“, sagt Ottens – und mit rund 16 000 Euro viermal so teuer wie die Fällung der Bäume.

„Das steht in keinem Verhältnis“, findet der Stadtrat. Denn völlig offen sei, ob die teure Lösung überhaupt zum Erfolg führe: „Es ist unklar, wie die Bäume darauf reagieren.“ Die Gefahr sei groß, dass die Platanen nach dem Wurzelschnitt eingingen oder „stark in ihrem Wachstum eingeschränkt werden“.

Nach dem Ende der Brut- und Setzzeit sollen die vier Platanen daher gefällt werden, kündigt Ottens an. Lediglich Sträucher sollten am Rand des Parkplatzes künftig wachsen. „Ersatzpflanzungen für die Bäume kann ich mir gut vorstellen“, räumt der Stadtrat zwar ein. Welche Bäume gepflanzt werden und wo? „So weit sind wir in den Planungen noch nicht.“

Aus Fehlern lernen

Sicher ist nur: „Wir werden sie nicht direkt neben Straßen und Wege setzen.“ Aus diesen Fehlern der Vergangenheit lerne man: „Als die Platanen gepflanzt wurden, war die Gasleitung ja schon da“, erinnert Ottens. „Da hat sich niemand Gedanken darüber gemacht, was einmal ist, wenn die Bäume groß sind.“ Man habe die Platanen achtlos einfach wachsen lassen.

Eines stellt der Stadtrat klar: Ohne die Forderung der Netzdienste hätten die Stadtwerke nicht reagiert. „Unsere Entscheidung war klar, dass die Bäume stehen bleiben.“ Nun könnten sich die Stadtwerke „den Maßnahmen der Gefahrenabwehr nicht verschließen“.

Allerdings: Bei Anwohnerin Berg kommt keine Freude auf über die Fällung: „Das wollten wir nie.“ Mit starkem Beschneiden „wären wir schon glücklich gewesen“ und öfterer Reinigung der Straße und Gullys. Letzteres hätten die Stadtwerke umgesetzt, lobt sie. „Bei einem Anruf wurde immer schnell reagiert.“ Auch Angelika Berg sieht die Ursache für das Problem in der Vergangenheit: „Seit die Bäume gepflanzt wurden, wurden sie nie richtig geschnitten.“ Hätte die Stadt sie von den frühen 1980er-Jahren an klein gehalten, wären die Bäume heute auch kein Problem. „Jetzt aber ist der Stadt die Entscheidung abgenommen worden.“ (den)