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Nur noch acht Einsatzkräfte

Das Tor zum Feuerwehrgerätehaus in Kloppenheim könnte bald zu sein. Stadtbrandinspektor Christian Becker befürchtet die Schließung der Ortsfeuerwehr. Foto: Schenk
Das Tor zum Feuerwehrgerätehaus in Kloppenheim könnte bald zu sein. Stadtbrandinspektor Christian Becker befürchtet die Schließung der Ortsfeuerwehr. Foto: Schenk

Karben. Für Stadtbrandinspektor Christian Becker ist es allerhöchste Zeit, Alarm zu schlagen. In Kloppenheim lodert ein Brand, der schnellstens gelöscht werden muss. Vom Erfolg hängt nichts Geringeres als der Fortbestand der dortigen Stadtteilfeuerwehr ab.
Die Zahl ist dramatisch und sollte den Ort eigentlich wachrütteln: Nur noch acht Einsatzkräfte stehen der Kloppenheimer Stadtteilfeuerwehr aktuell zur Verfügung. 18 Einsatzkräfte werden jedoch allein zur Besetzung eines Löschfahrzeuges gebraucht, wenn man die Ausfall-reserve mitrechnet.
Der Negativtrend in Kloppenheim zieht sich nun schon über einige Jahre hin. Stadtbrandinspektor Becker spricht von mindestens fünf Jahren. »Früher gehörte die Kloppenheimer Feuerwehr mit 50 Aktiven zu den größten Stadtteilfeuerwehren in Karben«, erinnert er sich. Jetzt sei die Situation aber eine ganz andere. Daran müsse sich schnellstmöglich etwas ändern, warnt der Stadtbrandinspektor. Seine Worte klingen eindeutig: »Denn andernfalls steht die Freiwillige Feuerwehr Kloppenheim vor dem Aus.«
Null Resonanz
auf Werbeaktion

Eine Ursachenforschung wäre vielleicht ein erster Schritt. Aber selbst die fällt schwer. Unbestritten ist, dass die Verantwortlichen hoffnungsvoll auf die Leute in den Kloppenheimer Neubaugebieten geschaut haben. Um auf den Personalmangel bei der Feuerwehr hinzuweisen, wurde eine sogenannte »Haushaltseimerlöschaktion« durchgeführt. Dabei bekam jeder Haushalt einen roten Eimer mit beiliegenden Verhaltensregeln im Brandfall ausgehändigt. Die Botschaft: Wenn es keine Feuerwehr mehr gibt, müsst ihr eure Brände selbst löschen. Außerdem wurden Flyer verteilt und Menschen direkt angesprochen. »Leider war die Resonanz auf unsere Aktionen gleich null«, teilt der Kloppenheimer Wehrführer Thomas Bernhard mit. »Trotzdem wollen wir weiter für unser Anliegen Werbung machen. Unsere Jugendleiterin plant eine Veranstaltung an der Grundschule, um Kinder für die Feuerwehr zu begeistern. Zwei Werbebanner sollen im Ort aufgehängt werden. Und zusätzlich verteilen wir nochmals Flyer.«
Mut könnten die letzten Verbliebenen möglicherweise aus der Geschichte ziehen. Denn auch früher sah es nicht immer rosig um den ehrenamtlichen Brandschutz in Kloppenheim aus. Anfang der 1990er Jahre hatte sich die Einsatzabteilung sogar ganz aufgelöst. Alle, die 2017 dem Festkommers zum 75-jährigen Bestehen der Feuerwehr beiwohnten, erinnern sich vielleicht noch an die Worte Wilhelm Kliems. Sehr emotional beschwor der erste Stadtbrandinspektor Karbens damals den Zusammenhalt innerhalb der Kloppenheimer Wehr.
Eindringlicher Appell
Christian Becker könnte jetzt genau dasselbe tun. Doch die Uhr zeigt nicht mehr fünf vor zwölf, sondern fast genau zwölf. Deswegen richtet er einen Appell direkt an die Bürgerinnen und Bürger von Kloppenheim. »Dieses Ehrenamt ist ein gewinnbringendes Hobby für den ganzen Ort. Es gibt nichts Schöneres, als für andere Menschen da zu sein und Leben zu retten«, hebt er hervor. Jeder und jede zwischen 17 und 60 Jahren könne den Job bei der Feuerwehr erlernen. Im Notfall sich selbst überlassen zu sein, sei keine gute Option.
Nach seinen und Bernhards Angaben ist die Einsatzabteilung, trotz des Personalmangels, nach wie vor aktiv. Nach Bedarf erfolgt die Alarmierung bei nächtlichen Einsätzen zusammen mit Petterweil, tagsüber rücken die Feuerwehren aus Okarben und Petterweil mit aus. Von Jürgen Schenk