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Platz auch für große Träume

Rendels Pfarrerin Nadia Burgdorf begrüßt die Anwesenden in Okarben mit einer leidenschaftlichen Rede für den Zusammenschluss. Foto: Kötter
Rendels Pfarrerin Nadia Burgdorf begrüßt die Anwesenden in Okarben mit einer leidenschaftlichen Rede für den Zusammenschluss. Foto: Kötter

Karben. Fünf der sechs Karbener evangelischen Kirchengemeinden wachsen zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammen. Doch wie kann sie mit Leben gefüllt werden? Rund 60 Christen haben nun gemeinsam Wünsche gesammelt – und erste konkrete Ideen formuliert.
Ein Gemeindebus, der Bürger sonntags zum Gottesdienst in andere Stadtteile bringt. Ein Livestream, über den die Predigt in Echtzeit über das Internet verfolgt werden kann. Ein großer Stadtkirchentag, der die über 6000 Protestanten in Karben zusammenbringt.
Im evangelischen Gemeindezentrum Okarben haben sich am Mittwochabend der Vorwoche Christen aus allen Stadtteilen getroffen, um zu überlegen, wie »ihre« Gesamtkirchengemeinde künftig mit Leben gefüllt werden könnte. Dabei war auch Platz für große Träume: So hat eine Arbeitsgruppe die Vision eines Cafés gezeichnet. Arbeitstitel: »Offenes Ohr«. Ziel sei eine Anlaufstelle an einem zentralen Ort für Karben, an dem Menschen Hilfe erhalten, aber auch Informationen zu den Aktivitäten aller Teile der Gemeinde.
Entstanden sind die Ideen unter der Anleitung von Renate Blank und Benjamin Diehl, die für die Evangelische Kirche Hessen-Nassau als Berater nach Karben kamen. Es war die Auftaktveranstaltung für inhaltliche Überlegungen zur Gesamtkirchengemeinde, die fünf der sechs Kirchengemeinden in Karben im Frühsommer beschlossen hatten, um Ressourcen – beispielsweise Pfarrstellen – künftig besser zu nutzen. Der Rahmen für diesen Zusammenschluss ist bereits in Form der Satzung erstellt.
Leidenschaft gefordert
Doch wie kann die inhaltliche Ausgestaltung aussehen? »Wir sollten mehr kreative Gedanken in die Dinge stecken, die uns positiv berühren – nicht nur in unsere Sorgen«, motivierte Pfarrerin Nadia Burgdorf, die den Abend gemeinsam mit ihrem Kollegen Eckart Dautenheimer vorbereitet hatte, zur Einstimmung in einer leidenschaftlichen Rede. Für Rendel beobachte sie, dass Zweifel in Bezug auf die neue Gesamtkirche durchaus noch auf der Tagesordnung stünden. »Diese Sorgen darf man nicht wegwischen«, betonte Burgdorf. »Aber wenn wir uns nur den Sorgen widmen, geht das auf Kosten der Leidenschaft.«
Also begaben sich die Anwesenden gemeinsam mit dem Berater-Duo auf eine »wertschätzende Erkundung«. In Kleingruppen von maximal zehn Personen und in vier konkreten Schritten stellten sie Überlegungen vom Status Quo über ihre Traumvision bis hin zu konkreten Projektideen zusammen.
Das Ergebnis sind mitunter durchaus konkrete Anstöße. So erntete etwa der Vorstoß eines gemeinsamen Festausschusses nickende Zustimmung. Ebenfalls eine ganz greifbare Idee, die weiter diskutiert werden soll: Eine Neugestaltung des Gemeindebriefs, der etwa Konzertberichte und -ankündigungen nicht mehr nach geografischer Sortierung, sondern auf einer gesammelten Themenseite präsentieren könnte.
Petterweil nicht dabei
Dabei war auch Platz für kritische Überlegungen. So klang etwa die Frage an, inwiefern Petterweil – der einzige Stadtteil, der sich gegen die Gesamtkirchengemeinde positioniert hat – in solche Visionen einbezogen werden sollte. Und auch die Weiterarbeit an den nun ins Leben gerufenen Ideen sorgte für klare Worte: So kam zum Abschluss des Abends die Forderung eines zweiten Treffens auf, um Ergebnisse nicht im Sande verlaufen zu lassen, sondern weiter auszuformulieren.
Die Quintessenz fasste Berater Diehl schließlich zusammen: »Die Gesamtkirchengemeinde soll, salopp gesagt, ›vom Kind zur Krücke‹ alle einbeziehen«, bilanzierte er den wohl am häufigsten geäußerten Wunsch des Abends. Darüber hinaus soll die Gesamtkirchengemeinde offen für alle sein, gleichzeitig aber auch ein besseres Kennenlernen untereinander ermöglichen.
»2025 kenne ich viele Gemeindemitglieder – auch aus anderen Stadtteilen«, brachte ein Gemeindemitglied seinen Wunsch auf den Punkt. »Gleichzeitig werde ich aber auch von den anderen, egal aus welchem Stadtteil, als vollwertiges Gemeindemitglied wahrgenommen.«