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Regen entpuppt sich als Chance

Abschied vom diesjährigen Kinderplaneten: Das Volk Nimmerland sammelt sich samt Betreuern zum Einzug zur Show. Foto: Dostalek
Abschied vom diesjährigen Kinderplaneten: Das Volk Nimmerland sammelt sich samt Betreuern zum Einzug zur Show. Foto: Dostalek

Karben. Zwei Wochen Spielen, Spaß und Abenteuer in der »Tintenwelt« liegen hinter 300 Karbener Mädchen und Jungen. Der »Kinderplanet« ging mit der traditionellen Abschiedsshow zu Ende. Dazwischen lag viel Improvisation, einige Tränen, Gemeinschaftsgefühl und immer wieder Regen.
»Öffnet die Pforte zur Bücherwelt. Lest den ersten Satz«, rufen nacheinander die Fee Tinkerbell, Ronja Räubertochter und Sherlock Holmes. Zwei Wochen lang waren sie Anführer und Identifikationsfiguren in der Spielgeschichte »Tintenwelt« nach der Romanvorlage der Kinderbuchautorin Cornelia Funke. Jetzt wollten sie mit Hilfe der Kinder zurück kehren in ihre eigene Welt. Denn die haben heraus gefunden, wie ihr Widersacher Capricorn besiegt werden kann: Nämlich mit einem magischen Ritual und dank der Zauberzunge des Mädchens Rosa. Rosa ist Gefangene des fiesen Capricorns und kann Romanfiguren aus Büchern rauslesen und wieder zurück lesen.
Mit Gummistiefeln
und Matschhosen

So wendet sich in der »Tintenwelt« alles zum Guten. Der Fiesling Capricorn verschwindet und mit ihm all seine Pläne, die Welt zu beherrschen. Auch Tinkerbell, Ronja Räubertochter und Sherlock Holmes verabschieden sich und verschwinden zwischen Buchseiten, die durch aufgespannte Laken symbolisiert werden.
Selbst das Wetter spielt an diesem letzten Tag des Karbener Kinderplaneten rund ums Jukuz mit: Ausnahmsweise regnet es nicht. Dafür fließt so manche Träne. Kinder umarmen sich, weil die Ferienspiele zu Ende sind und damit eine Zeit, die sie zusammengeschmiedet hat. »Es war cool«, sagen sie und flüstern sich letzte Worte ins Ohr. Die Fee Tinkerbell schreibt Abschiedsautogramme und hüpft fröhlich mit dünnen Schuhen und rosa Puscheln obendrauf durch den Matsch. »Hut ab vor den Betreuern. Sie haben es toll gemacht. Unsere neunjährige Tochter ist jeden Tag mit Schlammspuren an Hose, Jacke und Schuhen nach Hause gekommen, aber sie hat trotz des Wetters Spaß gehabt«, sagt Martina Veith.
Viele Eltern, Geschwister, Omas und Opas sind gekommen und warten auf der matschigen Freifläche vor dem Jukuz auf den Einzug der Kinder. In ihren Gruppen beziehungsweise »Völkern« kommen sie anmarschiert, die Schuhe schlammbespritzt, in Gummistiefeln, Regenjacken, Matschhosen. Zwei Wochen lang hatten sie ihren Lagerplatz auf der Wiese oder im Wäldchen hinter dem Jukuz-Gebäude. Große stabile Zeltdächer haben ihnen Schutz vor Regen geboten. Dort waren auch Tische und Bänke aufgestellt und es konnte gebastelt, gespielt und überlegt werden, wie Bösewicht Capricorn besiegt werden könnte. Auch am letzten Tag sitzen noch Kinder vor einer »Schatztruhe« voller Steine und Sand, in der Perlen versteckt sind. Ein Kind hat etwas ganz anderes gefunden, eine Weinbergschnecke, die sie verzückt in den Händen hält.
Noch einen
Ruheraum eröffnet

Eine Schnecke kann sich in ihr Häuschen verkriechen. Die Kinder konnten sich, wenn es ihnen zu ungemütlich wurde im Dauerregen, in die beiden »Ruheräume« im Jukuz zurückziehen. »Mir war gestern kalt wegen dem Regen und ich habe geweint«, sagt ein Mädchen, das jetzt vergnügt vor Malblättern im Ruheraum sitzt. Betreuerin Kim Bardenheier (24) schlägt mit ihrer Gitarre die Töne des Liedes »Auf der Lauer, auf der Mauer…« an und singt dazu. »Nochmal, nochmal«, betteln die Kinder und die junge Frau lacht. »Ich bin als Betreuerin eingesprungen, als wegen des schlechten Wetters klar wurde, dass ein weiterer Ruheraum aufgemacht werden muss«, sagt sie. Froh über die Bereitschaft und die Motivation der Betreuer, alles zu geben für das Gelingen des Kinderplaneten, ist Michael Langenbach. Der Pädagoge hält die Fäden in der Hand bei der Entwicklung und Umsetzung der Spielgeschichte. Eine gute Portion Galgenhumor ist dabei, als er sagt: »Das Highlight dieses Jahres war der Regen«.
Ohne die neuen Zelte, die eigentlich als Sonnenschutz dienen sollten, wäre es schwierig geworden. Aber die Zelte hätten sich als regendicht erwiesen und die Betreuer seien sehr findig darin gewesen, ständig die Planen neu zu spannen und Tagesaktivitäten dem Wetter anzupassen. Von Anne-Rose Dostalek