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Über 60 Prozent Briefwähler

Bürgermeister Guido Rahn schaut am Montagvormittag bei einem der Zählteams im Rathaus vorbei. Die Wahlzettel, bei denen kumuliert und panaschiert wurde, werden von drei Helfern ausgewertet und eingetragen. Foto: Niehoff
Bürgermeister Guido Rahn schaut am Montagvormittag bei einem der Zählteams im Rathaus vorbei. Die Wahlzettel, bei denen kumuliert und panaschiert wurde, werden von drei Helfern ausgewertet und eingetragen. Foto: Niehoff

Karben. Gewissheit über den Ausgang der Kommunalwahl in Karben werde es frühestens am Dienstagnachmittag geben, teilte Wahlleiter Turgay Taskiran am Montag nach dem Urnengang mit. Und so kam es. Entgegen der Trendmeldung, der für die CDU deutliche Verluste gegenüber der Wahl 2016 anzeigte, brachte das vorläufige Endergebnis einen für die Christdemokraten positiven Ausgang: Sie erzielten mit 51,19 Prozent der Wählerstimmen wieder die absolute Mehrheit, wenn auch mit geringen Verlusten.
Doch bis es soweit war, hatten die Wahlhelfer im Rathaus noch viel zu tun. Man sah es dem Karbener Wahlleiter Taskiran deutlich an, ihm fehlte der Schlaf. »Ich bin heute Morgen erst gegen 4 Uhr ins Bett gekommen und bin schon wieder seit 8 Uhr im Rathaus unterwegs«, schilderte er am Montag. Und auch im Gesicht von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) zeigten sich die Spuren einer sehr kurzen Nacht: »Auch ich bin erst gegen 2.30 Uhr aus dem Rathaus weg, weil ich kurzfristig für einen Wahlhelfer eingesprungen bin..
Das Auszählen zog sich hin, denn zum einen haben über 60 Prozent möglicherweise coronabedingt die Briefwahl vorgezogen – vor fünf Jahren bei der letzten Wahl waren es gerade einmal knapp über 20 Prozent – und zum anderen fordert die Möglichkeit des Kumulierens und des Panaschierens viel Zeit beim Auszählen.
Rund 7 400 Wähler haben dieses Mal von der Briefwahl Gebrauch gemacht. Mit der Folge, dass die Kosten sich fast verdoppelt haben. 15 000 Euro allein für das Porto für die Briefwähler. Hinzu kommt der Aufwand für das Hygienekonzept mit Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und Spuckschutzabtrennungen vor den Wahlhelfern sowie die Aufwandsentschädigungen für die 174 Wahlhelfer. »Insgesamt hat die Wahl annähernd 30 000 Euro gekostet«, rechnet Rahn vor.
Der Aufwand scheint sich aber gelohnt zu haben, denn nach Auskunft des Wahlleiters verlief der Wahlsonntag ohne Zwischenfälle. »Mit einer Ausnahme. In einem Wahllokal erschien ein Mann ohne Atemschutzmaske und weigerte sich auch, eine aufzusetzen. Wir habe ihn dann warten lassen bis alle anderen Wähler das Wahllokal verlassen hatten und haben ihn dann wählen lassen«, so Taskiran. Ihm die Wahl zu verweigern, wäre nicht gegangen, weil er dann die ganze Wahl hätte anfechten können.
Die Parteien selbst äußerten sich am Montag noch sehr zurückhaltend zu dem Ausgang. Lediglich ein Trend lasse sich nach der Auszählung der Listenstimmen feststellen, also nach Auszählung der Wahlzetteln, bei denen nur jeweils die Partei, nicht aber einzelne Kandidaten durch Kumulieren und Panaschieren angekreuzt wurden. Danach erhielt die CDU 46,21 Prozent, die SPD 16,79 Prozent, die Grünen 15,46 Prozent, AfD 5,03, FDP 3,93, Die Linke 4,64 und die Freien Wähler 7,95 Prozent. Dies war der Stand nach der Auszählung von lediglich 2 .330 Stimmzetteln (19,14 Prozent der insgesamt 10 234Wähler).
bedingt vergleichbar
»Das Votum vom Sonntag ist nur bedingt mit jenem von vor fünf Jahren vergleichbar, da seinerzeit gleichzeitig die Bürgermeisterwahl stattfand und der bundesweite Trend für die Grünen noch nicht so stark war«, analysiert CDU-Vorsitzender Mario Beck. »Trotzdem haben wir wahrscheinlich das beste CDU-Ergebnis im Kreis und eines der besten in Hessen erreicht«, freut sich Beck.
Ganz anders die SPD-Vorsitzende Nora Zado und SPD-Fraktionschef Thomas Görlich: »Natürlich können wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein. Unsere Politik prägt Karben nach wie vor und wir werden trotz dieses Ergebnisses weiterhin unser Bestes geben«, versichern die beiden.
Recht zufrieden zeigte sich Oliver Feyl: »Für die FDP Karben ist das Trendergebnis zufriedenstellend. Wir konnten uns mit unserer sachorientierten, liberalen Politik in einem schwierigen Umfeld beweisen.« Auch die Freien Wähler scheint das Ergebnis positiv zu stimmen: »Auch wenn wir unser internes Ziel von zehn Prozent nicht erreichen werden«, so der FW-Chef Thorsten Schwellnuss. (jwn)