Veröffentlicht am

Unterwegs in der Tintenwelt

Auf geht’s mit »Tinkerbell« ins Nimmerland. Ihr Lager ist auf der großen Wiese, wo die Zeltdächer schon aufgespannt sind. Hier wird in den kommenden zwei Wochen gerätselt und gebastelt. Foto: Anne-Rose Dostalek
Auf geht’s mit »Tinkerbell« ins Nimmerland. Ihr Lager ist auf der großen Wiese, wo die Zeltdächer schon aufgespannt sind. Hier wird in den kommenden zwei Wochen gerätselt und gebastelt. Foto: Anne-Rose Dostalek

Karben. Der »Kinderplanet« hat für 300 Karbener Mädchen und Jungen begonnen. Sie tauchen zwei Ferienwochen in die Fantasy-Welt von »Tintenherz« ein und erleben Abenteuer frei nach der Roman-Trilogie der Kinderbuchautorin Cornelia Funke.
Ich habe »Tintenherz« gelesen. Da gibt es so Mardertiere mit Hörnern und ein Mädchen, das aus einem Buch die Figuren herauslesen kann«, erzählt Lilli. Die Achtjährige hat schon im vergangenen Jahr am Kinderplanet teilgenommen. Diesmal ist ihre jüngere Schwester Pauline dabei. Beide sind gespannt auf das, was sie erleben werden.
Dass die meisten Kinder das Buch nicht kennen, aber zum Teil den Film gesehen haben, macht nichts. Denn um die Kinder mit der Spielgeschichte vertraut zu machen, gibt es am ersten Tag eine »Einstiegsshow«, in der die wichtigsten Figuren auftauchen. Der Bösewicht Capricorn hat das Mädchen Rosa in seiner Gewalt und befiehlt ihr, aus »Tintenherz« vorzulesen. Er weiß von ihrer magischen Kraft und wünscht sich Captain Hook herbei. Doch sie liest nicht den Seeräuber aus dem Buch heraus, sondern die Fee Tinkerbell. Es läuft nicht so, wie Capricorn es sich vorgestellt hat, denn mit Sherlock Holmes und Ronja Räubertochter tauchen weitere Gegenspieler auf. Magische 20 Minuten sind das auf der Bühne der Kulturscheune. Als Sherlock Holmes, der Meisterdetektiv, ruft: »Also Kinder, helft ihr uns? Nehmen wir gemeinsam den Kampf gegen den Bösewicht Capricorn auf?«, erschallt ein lautes »Jaaa« von den Kindern.
Dreimal wird am Montagvormittag die Einstiegsshow gezeigt, damit alle Kinder sie sehen können. Während die einen in der Scheune gebannt das Spielgeschehen verfolgen, sind die anderen auf der Wiese vorm Jukuz mit Bewegungsspielen beschäftigt. Sie laufen unterm Schwungtuch durch, müssen ihre Schnelligkeit beweisen beim Bierdeckelwerfen und tanzen wild durcheinander, bis die Musik stoppt. »Wer sich jetzt noch bewegt und wackelt, scheidet aus«, ruft der »Brummteufel« durchs Mikrofon. In der Kostümierung steckt Lars Czuba (21), der diesen Teil des Vormittags moderiert, abwechselnd mit anderen Teammitgliedern. Er hat Sonderurlaub genommen für die zwei Wochen Ferienspiele. Dass er in einem Kostüm steckt, macht ihm nichts, im Gegenteil. »Ich spiele Theater bei der SKG Okarben«, sagt er. Den Kinderplaneten kennt er schon, seit er selbst noch Kind war.
Das ist auch bei Jacqueline Kaffenberger so, die als Fee Tinkerbell charmant mit ihren Flügeln wackelt und den Kindern hilft, ihren Gruppenaufkleber zu befestigen. »Ihr gehört zum Volk Nimmerland und wir gehen zusammen auf die Wiese zu unserem Zeltlager«, sagt sie.
Die Aufteilung der Kinder in drei Großgruppen in drei »Völker«, entsprechend der Spielgeschichte, wird am Montagvormittag abgeschlossen. Eine Gruppe mit Ronja Räubertochter als Identifikationsfigur geht in das Wäldchen hinter dem Jukuz. Sherlock Holmes sammelt auf der Wiese die Detektive um sich, und Tinkerbell ist die bewunderte Heldin von Nimmerland. »Wir haben uns viele spannende Sachen für die Kinder überlegt«, sagt Kaffenberger. Sie müssten das Buch finden, das gelinge nur, wenn sie die richtigen »Schlüssel« erspielen. Jedes Volk habe seine eigene Identität und müsse dafür etwas tun oder basteln.
»Ohne unser engagiertes Betreuerteam könnten wir den Kinderplaneten in dieser Form nicht stemmen«, sagt Jukuz-Leiter Thomas Frühauf. Die Zahl der Anmeldungen für zwei Wochen liege bei 380 Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Die Teilnahme ist auch Kindern mit Behinderung möglich.
Fünfzig Köpfe umfasst das Betreuerteam. Neben den sieben angestellten Mitarbeitern des Jugendkulturzentrums gehören die zahlreichen freiwilligen pädagogischen Kräfte, technische Helfer, Sanitäter bis hin zu Spülkräften für die Küche dazu. Das Mittagessen wird vom bbw Südhessen geliefert. Von Anne-Rose Dostalek