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Viel Kultur und Meer

Karbener Geschichtsverein in Vorpommern unterwegs

Die Gruppe versammelt sich vor dem „Stargarder Tor“ in Neubrandenburg. Foto: pt
Die Gruppe versammelt sich vor dem „Stargarder Tor“ in Neubrandenburg. Foto: pt

Die jüngste Studienreise des Karbener Geschichtsvereins unter der Reiseleitung des Vereinsvorsitzenden Jürgen Hintz führte in den äußersten Nordosten der Bundesrepublik und des Bundeslands Mecklenburg-Vorpommern.

Karben. Hauptreiseziele waren die Hansestädte Stralsund und Greifswald sowie die beiden größten deutschen Inseln, Rügen und Usedom. Während die Reisegäste am Ankunftstag individuell mittelalterliches Flair erschnuppert hatten, galt der zweite Tag der Erkundung der Altstadt von Stralsund, die 1234 als deutsche Kaufmannssiedlung das Lübecker Stadtrecht erhielt. Ein historisch fachkundiger Stadtrundgang von der mächtigen Marienkirche am Neuen Markt bis zum Alten Markt mit vielen prächtigen Bauwerken, wie der Nikolaikirche oder das Rathaus mit dem prachtvollen Ziergiebel, eine der bedeutendsten Profanbauten der norddeutschen Backsteingotik, vermittelte den geschichtlich und kulturell sehr interessierten Teilnehmern ein einzigartiges Flair der Hansezeit.

Die mächtigen und prächtigen Bauwerke im Stil der Backsteingotik nach Lübecker Vorbild zeugen noch heute vom einstigen Reichtum der Hanse. Das einmalige Stadtbild, der Reichtum an historischer Bausubstanz und Gebäudevielfalt (rund 500 Einzeldenkmäler in der Altstadt), mit vielen ehemaligen Kaufmannshäusern und mehreren Kirchen, sowie die historische Straßenstruktur mit ihren Gassen und Plätzen überzeugten 2002 zur Aufnahme auf die UNESCO-Weltkulturerbeliste. Höhepunkt nach der Hafenrundfahrt war der Besuch des Ozeaneums, ein meereskundliches Museum.

Der dritte Tag führte nach Rügen, der mit 926 qkm größten deutschen Insel – mit einer stark gegliederten Küste mit zahlreichen Meeresbuchten und Bodden sowie vielen Halbinseln und Landzungen.

Rasender Roland

In Putbus, das heute noch ein ungewöhnlich geschlossenes Stadtbild bietet, konnte die berühmte, um einen großen runden Platz im klassizistischen Stil ringförmig angelegte „weiße Stadt“ bewundert werden. Weiter ging es mit dem „Rasenden Roland“ – einer nostalgischen Schmalspurbahn – nach Binz, das mondäne Bad auf Rügen im Stil der Bäderarchitektur. Von Sassnitz unternahm die Karbener Reisegruppe eine Schiffsfahrt, um die Kreideküste von der Seeseite zu bewundern, so auch den Königsstuhl. In der Ferne war das Kap Arkona zu erkennen.

Am Folgetag besuchte der Karbener Geschichtsverein auf Usedom, der zweitgrößten deutschen Insel, das Historisch-Technische Museum Peenemünde. Dort an der Nordspitze der Insel liegt also die „Wiege der Weltraumfahrt“, wo Wernher von Braun seine Karriere startete. Er hatte bereits damals die Vision, mit einer Rakete auf dem Mond zu landen. Gleichzeitig war dieser Ort auch Brutstätte von Terrorwaffen und Massenvernichtungsmitteln. Am Nachmittag bewunderten die Karbener prachtvolle Ensembles der Bäderarchitektur der drei Kaiserbäder Heringsdorf, Ahlbeck und Bansin.

Der Besuch der Universitäts- und Hansestadt Greifswald am fünften Tag begann mit der Führung an der Ruine des ehemaligen, 1199 gegründeten Zisterzienser-Klosters Eldena, das bedeutenden Anteil an der Christianisierung Vorpommerns hatte. Auf dem damaligen Klostergut entstand bald eine Siedlung, die 1249 Lübecker Stadtrecht erhielt. 1456 wurde in Greifswald die Pommersche Landesuniversität gegründet.

Während Greifswald den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, wurde in den 1980er Jahre etwa die Hälfte der historischen Altstadt, teils verfallsbedingt durch unterlassene Sanierungen, abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt.

Der vorletzte Tag begann mit Europas schönster Bernsteinausstellung im Deutschen Bernstein-museum in Ribnitz-Damgarten im historischen Kloster mit der Dauerausstellung „Bernstein – Gold des Nordens“. Danach wurde ein Teil der 45 km langen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst erkundet, eine der schönsten und abwechslungsreichsten Landschaften. Diese liegen eingebettet zwischen endlos langen weißen Ostseesandstränden und den landseitigen Boddenseen. Im Künstlerdorf Ahrenshoop und im Ostseebad Prerow konnte die Reisegruppe viele alte, heute noch mit Reet gedeckte Häuser bewundern.

Auf der Rückfahrt erfolgte noch ein Abstecher nach Neubrandenburg, der Stadt der vier Tore, mit der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung im Stil der Backsteingotik. Am späten Abend erreichten die Mitglieder des Geschichtsvereins wieder Karben. (zlp)