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Von Eritrea nach Karben

Wenn Girma Ashenafi in der Flüchtlingsunterkunft im Karbener Fasanenhof endlich mal allein kochen kann, ist er froh. Den einzigen Herd muss er sich aber mit zehn anderen Flüchtlingen teilen - da ist in der Mittagszeit fast immer Streit angesagt. Foto: Fauerbach
Wenn Girma Ashenafi in der Flüchtlingsunterkunft im Karbener Fasanenhof endlich mal allein kochen kann, ist er froh. Den einzigen Herd muss er sich aber mit zehn anderen Flüchtlingen teilen - da ist in der Mittagszeit fast immer Streit angesagt. Foto: Fauerbach

Asylbewerber Girma Ashenafi aus Eritrea hofft, dass er bald eine Arbeitserlaubnis bekommt, damit er die Zusage eines Karbener Unternehmens auf einen Arbeitsplatz auch annehmen kann.

Karben. Aktuell sind in Karben nach Angaben der Stadt 87 Flüchtlinge untergebracht. Um die vor allem aus Ostafrika, Serbien und dem Kosovo kommenden Flüchtlinge kümmern sich Hauptamtliche mit Stadtrat Philipp von Leonhardi (CDU) an der Spitze, Pfarrer Werner Giesler von der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Michaelis, der den „Runden Tisch Flüchtlinge“ in Karben moderiert, sowie zahlreiche Bürger. Sie alle wollen helfen, damit die der Stadt vom Wetteraukreis zugewiesenen Menschen eine Chance haben, eine neue Heimat und Arbeit zu finden.

Einer, der Flüchtlinge ist Girma Ashenafi aus Eritrea. Der 28-Jährige war fünf Jahre lang auf der Flucht. Hinter ihm liegt eine gefährliche Reise, die ihn von seiner Heimat über Kenia, Ägypten, Russland, Ungarn und Österreich nach Deutschland führte. „Ich wurde vier Jahre lang von Schleppern in Russland festgehalten, weil meine Mutter nicht die von den ihnen geforderten fast 50.000 US-Dollar zahlen konnte.“ Die Mutter stotterte den Betrag ab und der Sohn konnte Russland verlassen.

Deutschland erreichte er 2003. Hier fand er einen Arbeitsplatz, musste ihn aber wieder aufgeben, weil sein Asylantrag abgelehnt wurde. Gegen seine Abschiebung legte er bereits 2004 Widerspruch ein. Er lernte Deutsch, schwebt zwischen Hoffnung, Angst und Mutlosigkeit. „In Eritrea habe ich nach der Schule eine Lehre als CNC-Fräser abgeschlossen.“ Der orthodoxe Christ würde gern in seinem erlernten Beruf arbeiten, computergesteuerte Fräsmaschinen programmieren und bedienen, statt „rumzusitzen“. Deshalb hat er in der St. Michaelis-Gemeinde ein Praktikum gemacht, putzt ehrenamtlich die Kirche, fegt die Wege rund um die Kirche und pflegt den Garten, damit ihm nicht „die Decke auf den Kopf fällt“. „Ich bin Pfarrer Giesler sehr dankbar, dass er für uns Flüchtlinge da ist.“

Das Regierungspräsidium in Darmstadt teilte ihm im Januar mit, dass er eine Arbeitserlaubnis erhält. Die Ausländerbehörde des Wetteraukreises sagte, dass er sich um eine Stelle bemühen soll, dann würden sie ihm eine Arbeitserlaubnis erteilen. Das tat er. Ein Betrieb in Karben könnte einen CNC-Fräser gebrauchen und ist auch bereit ihn unter bestimmten Voraussetzungen einzustellen, die noch mit den Ämtern abgeklärt werden müssen.

Nur ein Herd

Neben diesen beruflichen Problemen kämpft Girma Ashenafi noch mit vielen anderen in seiner Unterkunft. Seit etwas über einen Monat ist er vom Fasanenhof in die Max-Planck-Straße verlegt worden. „Hier leben elf Leute in fünf Zimmern. Von den sieben Erwachsenen sind zwei schwangere Frauen. Von den beiden Kindern ist eins Asthmatiker. Die fünf Familien teilen sich zwei Bäder und eine Küche mit nur einem Herd. Weil alle Familien mittags Essen kochen wollen, gibt es täglich Streit.“ Auch das Waschen und Trocknen der Wäsche führt zu Konflikten. Aufgestellt werden die Wäscheständer im fensterlosen Flur ohne Lüftung. Drohende Schimmelbildung birgt gesundheitliche Probleme für den Asthmatiker und die Schwangeren.

Sozialarbeiter und Stadt bemühen sich darum, damit in den drei Etagen des Hauses, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, jede mit einem Trockner ausgestattet werden kann. Gespendete Trockner durften wegen Brandgefahr nicht aufgestellt werden. Auch ein weiterer Herd steht ganz oben auf der Wunschliste aller.

Wer für die Flüchtlinge spenden möchte, kann dies mit einer Überweisung auf das von der evangelischen Kirchengemeinde Klein-Karben verwaltete Konto tun: Evangelische Kreditgenossenschaft, IBAN: DE 29 520 604 10 0004100 255. Dabei den Verwendungszweck „Flüchtlinge Karben“ angeben.