Fit wie die Turnschuhe sind sie: Eine Gruppe reifer Karbener trifft sich seit kurzem jede Woche im Stadion, um Sport zu treiben. Das beäugt der gleich nebenan trainierende Nachwuchs – mit großem Respekt.
Karben. Der ältere Herr in Sportkleidung wiegt den Schleuderball abschätzend in der Hand. Breitbeinig stellt er sich vor der Rasenlinie des Sportplatzes auf, beginnt langsam den Arm mit dem Ball in der Hand kreisen zu lassen, dann immer schneller, bis der Ball hoch in die Luft fliegt – viel zu hoch leider.
Und nicht weit, wie es bei der Schleuderball-Disziplin gedacht ist. „Ach Mist! Zählt die Höhe vielleicht auch?“, witzelt er, seine Mitstreiter lachen.
Interessierte Blicke
Im Stadion an der Waldhohl bietet sich Zuschauern mittwochs ein ganz besonderes Bild. Zwischen 17 und 18.30 Uhr treffen sich hier auf der einen Seite des Sportfeldes Senioren, um sich fit zu halten, während auf der anderen Seite des Platzes Jugendliche Leichtathletik trainieren. Jung und Alt machen einvernehmlich nebeneinander Sport – und mitunter wechseln sich beide Generationen an der Weitsprung-Grube ab.
Während sich die Jugendlichen in kleinen Grüppchen auf den roten Tartanbahnen des Stadions einlaufen, werfen sie den älteren Sportlern immer wieder interessierte Blicke zu. „Es ist super, dass man sich in dem Alter noch fit hält und gesund und sportlich ist“, sagt die 13-jährige Hannah Eckert, die gemeinsam mit Marie Gartz und Lara Konan Leichtathletik betreibt. Schließlich sei es nicht selbstverständlich, in höherem Alter noch fit wie ein Turnschuh zu sein.
Doch nicht nur, dass die Senioren sich auf dem Sportplatz durch sportliche Übungen fit halten – nein, sie trainieren auch noch mit einem ambitionierten Ziel vor Augen: dem Deutschen Sportabzeichen. Hierzu muss aus den vier Gruppen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination jeweils eine Übung ausgewählt und erfolgreich abgeschlossen werden. Dazu zählen klassische Disziplinen wie Laufen, Kugelstoßen, Geräteturnen und Hochsprung. Doch auch altersgerechtere Übungen wie Nordic Walking, Standweitsprung oder Schwimmen können gewählt werden. Je nachdem, wie gut die Disziplin abgeschlossen wird, erlangen die Sportler so das Sportabzeichen in Bronze, Silber oder Gold.
Für den heute 73-jährigen Klaus Glock ist Sport schon seit der frühen Jugend ein Teil seines Lebens. „Seit ich jung war, habe ich immer Sport gemacht, Leichtathletik beispielsweise oder Schwimmen.“ Mit zunehmendem Alter traten dann zunächst andere Dinge in den Vordergrund: der berufliche Aufstieg und seine Ehe. „Da ging das mit dem Sport ein bisschen unter“, gibt Glock zu. Doch zog er mit 45 Jahren wieder in die Karbener Innenstadt und hielt sich dann bei Altherrengruppen verschiedener Vereine fit. Besonders gerne fährt er Rad oder schwimmt.
Grenzen respektieren
„Mein Sohn animiert mich immer wieder dazu, aktiv zu bleiben. Er ist auch sozusagen in meine Fußstapfen getreten und Sportlehrer geworden“, erzählt Glock und lacht dann. „Er ist da ganz kritisch und fragt mich immer, ob ich denn auch zur Turnstunde gegangen bin und schimpft mit mir, wenn ich mal keine Lust hatte.“
Doch natürlich sind auch die Einschränkungen im Alter ein Thema für die betagten Sportler. „Manchmal vergisst man das Alter und fühlt sich wie früher auf dem Schulhof“, sagt Glock und ein nostalgisches Lächeln huscht über sein Gesicht. So geht es ihm und seinen Mitstreitern besonders beim Fußballspielen.
Dennoch müsse man auf sich aufpassen und nicht allzu häufig seine Grenzen austesten – so manchem Sportler mache dann mit der Zeit eine künstliche Hüfte oder ein Herzschrittmacher einen Strich durch die Rechnung.