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Wo die Ernte geteilt wird – Projekt »Solidarische Landwirtschaft« nun auch in Karben

Biolandwirt Sebastian Mager, Projektkoordinator Jan Sir und Kundin Fee Nixdorff im Abholraum des Hofes. Foto: fau
Biolandwirt Sebastian Mager, Projektkoordinator Jan Sir und Kundin Fee Nixdorff im Abholraum des Hofes. Foto: fau

Karben. Eine Gruppe von Menschen teilt sich in der Solidarischen Landwirtschaft die Ernte und das Risiko. Sie ermöglicht dem Landwirt Planungssicherheit mit dem Erwerb von Ernteanteilen am Anfang des Erntejahres. Der Biolandhof Mager hat das Projekt jetzt in Karben gemeinsam mit 63 Haushalten etabliert.

Wer auf dem Gelände des Biolandhofs der Familie Mager in Klein-Karben steht, der hat den Überblick. Der 1980 erbaute Aussiedlerhof am Ende des Ulmenweges liegt idyllisch am Waldrand. Der Bauernhof ist das Zuhause von drei Generationen und Arbeitsplatz von zwei Generationen der Familie Mager. Seit 1994 wird der landwirtschaftliche Betrieb mit Tierhaltung und Ackerbau nach den Regeln des Anbauverband Bioland geführt. Vermarktet werden die Erzeugnisse im Hofladen und auf zwei regionalen Märkten, in mit dem Label »Landmarkt« versehen Rewe-Märkten und die Kartoffeln zusätzlich im Großhandel.

Feste Fläche für Solawi reserviert
Seit vergangenem Jahr gibt es eine weitere Möglichkeit an die von Mager angebauten Feldfrüchte zu kommen: Die Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Sebastian Mager ist für den Anbau zuständig, seine Frau Ria für die Verwaltung, unterstützt werden sie dabei für die Pilot-Phase von Koordinator Jan Sir.
Von den zwei Hektar Anbaufläche für Biogemüse des Magerhofs wurde rund ein Viertel der Fläche auf dem Acker und 460 Quadratmeter in den Gewächshäusern für den Solawi-Gemüseanbau reserviert. Das Pilotprojekt war ab der Bieterrunde ein Erfolg. Der Startschuss fiel am 1. Mai.

»Mit Solawi können wir Ideale umsetzen, die im freien Verkauf schwer zu realisieren sind«, sagt Sebastian Mager. Dazu gehört beispielsweise die Aussaat von samenfesten Sorten anstelle von Hybridsaatgut. Beim Projekt Solawi finanziert eine feste Gruppe von Kunden für ein Jahr den Anbau eines regionalen und saisonalen Bio-Gemüseangebotes. Erweitert wird es durch Eier, Milch, Kartoffeln und alles, was ein Hof produziert. Die komplette Erntemenge teilt sich die Gruppe, die zugleich auch das Ernterisiko trägt.
Die wöchentliche Abhol-Menge in der Erntezeit wird danach berechnet, ob man einen großen Anteil für derzeit 86 Euro pro Monat oder einen kleinen Anteil für 43 Euro monatlich erworben hat. Abholen können die Kunden ihre Anteile jeden Donnerstag auf dem Hof. In dem Solawi-Raum ist auf großen schwarzen Tafeln vermerkt, was es gerade an Gemüse und Kartoffeln gibt und wie groß die jeweilige Menge für die beiden Gruppen ist. Zum Abwiegen steht eine Waage bereit. In Regalen und Kisten stehen das frische Gemüse und Kartoffeln. Wer nicht alles braucht, kann seinen Überschuss in eine Tauschkiste geben. »Man teilt sich die Ernte und alle Risiken, zahlt nicht mehr den einzelnen Preis für ein Produkt. Dadurch erhält das Gemüse wieder seinen Wert an sich«, erklärt Sebastian Mager.

Tipps für Rezepte und Vorratshaltung
Zudem hätten die Konsumenten eine höhere Ernteausbeute, da der Landwirt beispielsweise krumme Gurken oder Karotten nicht aussortiert. Dadurch gibt es weniger Ausschuss und der Umgang mit den Ressourcen ist schonender. »Neben knackfrischem Gemüse, Kostendeckung und Ressourcenverbrauch sind weitere Vorteile von Solawi und aus Konsumenten werden Prosumenten.«
Die Solawi-Kunden erhalten zudem die Gelegenheit beim Säen, Pflanzen und Ernten ihres Bio-Gemüses dabei zu sein.

Begeistert vom Modell ist Fee Nixdorf vom Heilsberg: »Ich unterstützte gerne diese Aktion.« Frauke Fischbach aus Kilianstädten sagt: »Es lohnt sich, unsere Erwartungen werden erfüllt.« Der Klein-Kärber Jan Swoboda lobt: »Das Angebot ist absolut saisonal. Wir brauchen keine Sachen, die im Flieger quer durch die Welt transportiert werden.« Claudia Taplorn aus Klein-Karben sagt: »Es ist super und ganz toll. Ich habe mich mit dem Kochen umgestellt und die Kids essen jetzt Pastinaken und Zwiebeln, die sie zuvor nicht gegessen haben.«

Zum Service für die Solawi-Nutzer gehören Rezepte und Tipps zur Vorratshaltung. Damit ist es zugleich auch ein Bildungsprojekt.

Solawi-Kontakte:                                                                                                                               Wer sich für das Modell der Solidarischen Landwirtschaft in Klein-Karben interessiert, kann sich auf der Webseite www.bioland-magerhof.de oder beim Dachverband www.solawi-magerhof.de informieren. Eine Liste für die am 1. Mai 2023 beginnende nächste Saison besteht bereits.